Köln | aktualisiert | Oberbürgermeister Jürgen Roters und sein Bonner Amtskollege Jürgen Nimptsch haben den ehemaligen langjährigen Kölner Opernintendanten Michael Hampe, Kölns Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort und den Operndirektor der Deutschen Oper am Rhein beauftragt, „Überlegungen anzustellen“, wie eine Fusion der Opern Köln und Bonn aussehen könnte und „welche künstlerischen und finanziellen Auswirkungen damit verbunden sein könnten“. Der Deutsche Bühnenverein sieht die Fusionspläne der Politik äußerst kritisch. Die Kölner FDP-Ratsfraktion fordert, das Thema in einer Aktuellen Stunde im Rat zu behandeln. Politische Gremien beider Städte seien übergangen worden, so die Kölner FDP. Am späten Nachmittag ließ OB Roters mitteilen, von einer Machbarkeitsstudie könne momentan überhaupt keine Rede sein. Er sei jedoch der Auffassung, man sollte bei einem so komplexen Thema so früh wie möglich Experten hinzuziehen. Ebenfalls am Nachmittag veröfftlichte die Oper Köln Verkaufszahlen für den laufenden Monat.

Auftragsgegenstand seien „möglichst konkrete und pragmatische Darlegungen“, die nach Fertigstellung der Sanierung des Kölner Opernhauses zur weiteren Beratung über mögliche Fusionen herangezogen werden könnten. „Angesichts der dramatischen Situation unserer kommunalen Haushalte sind wir gehalten, alle Möglichkeiten zu überprüfen“, heißt es in dem Schreiben an die drei Experten. Als Oberbürgermeister läge ihnen „an einer langfristigen Sicherung des Qualität unseres Kulturlebens. Dazu gehören auch hochklassige Opernaufführungen“.

Die Leitung der Beratungsgruppe soll Michael Hampe übernehmen, der durch seine Tätigkeit im Direktorium der Salzburger Festspiele und seine Inszenierungen an den bekanntesten Häusern wie etwa London, Paris, der Scala, San Francisco sowie seine Intendanz bei den Dresdner Musikfestspielen ein breites Spektrum im Management von Musikhäusern und –festspielen in die Beratungen einbringen könne. Louwrens Langevoort leitet seit August 2005 die Kölner Philharmonie und ist in Personalunion Geschäftsführer von KölnMusik. Nach juristischem Studium übernahm er unter anderem die Leitung des künstlerischen Betriebsbüros der Salzburger Festspiele, wurde Künstlerischer Direktor am Opernhaus Leipzig und übernahm in den 90er Jahren zwei Jahre lang das Künstlerische Betriebsbüro der Kölner Oper. 1994 übernahm er als Geschäftsführender Direktor die Verantwortung für die niederländische Reisopera in Enschede, bevor er im Jahr 2000 Intendant des Hamburger Staatsoper wurde.

Stephen Harrison gehört der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf seit 1988 in unterschiedlichen Funktionen an, zunächst als Studienleiter, anschließend als Chefdisponent und künstlerischer Betriebsdirektor. Seit 2009 leitet er das Haus als Operndirektor.

Bühnenverein warnt vor Köln-Bonner Opernfusion

Der Deutsche Bühnenverein warnt eindringlich vor einer Zusammenlegung der Opern Köln und Bonn. Keines der bisher fusionierten Theater oder Orchester sei heute in einer stabilen Finanzlage, sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin, am Donnerstag in Köln. Eine Fusion gehe mit einem massiven Personalabbau einher. Die daraus gewonnenen Kostenersparnisse würden durch die Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes aber wieder aufgefressen.

Bolwin sagte, dass die Zuschüsse für das Theater in Bonn in den vergangenen zehn Jahren bereits um 14 Millionen Euro gekürzt worden seien, 200 Stellen seien abgebaut worden. „Wer jetzt noch einmal durch eine Fusion der Opern in Köln und Bonn zehn Millionen Euro sparen will, muss bis zu 200 weitere Mitarbeiter entlassen“, sagte Bolwin. Die Städte Köln und Bonn haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um eine Fusion der Opern zu prüfen. Beide Städte stehen unter Sparzwang.

Stimmen aus der Politik:

FDP fordert Aktuelle Stunde zu Machbarkeitsstudie

Als Reaktion auf das Bekanntwerden einer möglichen Fusion der beiden Opernhäuser von Köln und Bonn fordert die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln eine Aktuelle Stunde zum Thema
„Machbarkeitsstudie zur Fusion der Opernhäuser Köln und Bonn – Alleingang des Oberbürgermeisters ohne Kenntnisnahme des Rates der Stadt Köln und seiner Gremien“ für die Sitzung des Rates am 18. Dezember 2012.

Erst über Rundfunk- und Pressemeldungen hätten die Mitglieder des Rates der Stadt Köln am 12.12.2012 von der zwischen den Oberbürgermeistern der Städte Köln und Bonn verabredeten und in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zur Prüfung einer Fusion der Opern von Köln und Bonn erfahren, so die Kölner FDP. Erst am späten Nachmittag des 12. Dezember habe sich die Verwaltung entschlossen, hierzu eine Presseerklärung nachzuschieben. Die Ratsmitglieder beider betroffener Städte würden damit vor vollendete Tatsachen gestellt, die politischen Gremien übergangen. Selbst der Kulturdezernent der Stadt Köln sei, so die FDP-Ratsfraktion, von dem Alleingang der beiden Oberbürgermeister offensichtlich überrascht worden.

CDU kritisiert „Alleingang des Kölner OB“

Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau kritisiert die „Alleingänge des Kölner Oberbürgermeisters“: „ Der Kölner Oberbürgermeister entwickelt sich immer mehr zu einem Einzelkämpfer ohne fortune. Ich mache mir sehr große Sorgen um das Ansehen unserer Stadt und die Stimmung in der Kölner Verwaltung.“ Der Oberbürgermeister binde in wichtige Themen weder seine Dezernenten noch die Gremien ein. Dies sei kein akzeptabler Führungsstil. „Die Betroffenen haben ein Recht auf frühestmögliche Einbindung und bei derartig schwierigen Themen sollte jeder gut beraten sein, die Erfahrungen aus Politik und Verwaltung zu nutzen.“, so Petelkau.

Oberbürgermeister Roters: „Missverständnisse ausgeräumt“

Die Stadt Köln teilte am späten Nachmittag mit, Oberbürgermeister Jürgen Roters habe noch einmal die Intention, expertengestützte Vorüberlegungen zu Kooperations- oder Fusionsmodellen der Kölner Oper anzustellen, verdeutlicht und Missverständnisse ausgeräumt.

„Von einer Machbarkeitsstudie kann überhaupt keine Rede sein“, so Roters. Er sei allerdings der Auffassung, dass bei einem so komplexen Thema der Expertenrat so früh wie möglich den Verantwortlichen zur Verfügung stehen sollte. „Deshalb würde ich es sehr begrüßen, wenn Experten ihr profundes Wissen für eine Erstbetrachtung einbringen würden.“ Man habe sich gerne dem Vorschlag von Prof. Hampe angeschlossen, erfahrene Verantwortliche mit ihm gemeinsam zu einem Expertenteam zusammenzuschließen.

Sollten die Experten, die möglichst unbeeinflusst und unvoreingenommen organisatorische Eckwerte bzw. Datengerüste ermitteln sollen, zu dem rein fachlichen Ergebnis kommen, dass Kooperations- oder Fusionsmodelle sinnvoll und machbar sein können, dann und nur dann sei es sinnvoll, führte Roters weiter aus, weitere Schritte überhaupt zu durchdenken. Und das unter voller Einbeziehung der politischen Verantwortlichen – auch in Bonn. Und es wäre die Entscheidung der Politik, ob man das dann in eine Machbarkeitsstudie einfließen lasse oder nicht.

Roters wolle sein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass durch teilweise missverständliche Formulierungen in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, die Einladung zur Zusammenarbeit an die Experten signalisiere bereits konkrete Überlegungen zu Fusionsmodellen. „Der Rat von profunden Kennern der Materie zu einem frühen Zeitpunkt ist immer richtig. Und je breiter die perspektivische Betrachtung, desto besser die Entscheidungsgrundlage.“, so Roters.

Kölner Oper zieht Bilanz für Dezember

Pünktlich zu den Fusionsplänen der Opern in Köln und Bonn veröfftentlichte die Kölner Oper eine Zwischenbilanz für den Monat Dezember. 17 Veranstaltungen der Oper Köln seien zurzeit ausverkauft. Lediglich für die Vorstellung »La clemenza di Tito« am 25.12.12 seien noch wenige Stehplätze sowie für »Così fan tutte« am 01.01.13 noch Einzelsitze erhältlich.

Laut Ticketservice der Bühnen Köln seien bis dato 25.728 Besuche des Musicals »My Fair Lady« verzeichnet. Dies entspräche Einnahmen in Höhe von 1.017.819 Euro. Die Nachfrage sei
bundesweit stark. Jeder fünfte Besucher stamme sogar aus dem nahen Ausland – Frankreich, Belgien und den Niederlanden.

Opernfusion – Stadt Köln: Expertenberatung in der Sache erledigt

Nach dem gestrigen Beschluss zur „Zukunft der Bonner Oper“ durch den Bonner Stadtrat sieht Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters „Expertenberatungen zur Entwicklung organisatorischer Eckwerte, bzw. Datengerüste für Kooperations-möglichkeiten der beiden Opernhäuser in der Sache als erledigt an.“, so eine offizielle Mitteilung der Stadt Köln. Der Bonner Stadtrat hätte sich in seinem Beschluss von der Initiative des Bonner Oberbürgermeisters distanziert.

Das schließe nicht aus, dass die Stadt Köln selbstverständlich über Ansätze zu regionalen Kooperationen im Kulturbetrieb wie auch in anderen Bereichen in geeigneter Form weiter nachdenke. Daran könnten sich natürlich Fachleute und Kenner der Kölner Kulturszene beteiligen.

Autor: dd, dapd
Foto: Die Kölner Oper an ihrem aktuellen Standort, dem Musical-Dome am Rheinufer.