Das Foto der ukrainischen Informationsagentur Armyinform zeige einen Raketenangriff auf die Region Odessa mit strategischen Flugzeugen, so das ukrainische Verteidigungsministerium. Das brennende Objekt gehöre zur "touristischen Infrastruktur". Bei den Angriffen seien nach Angaben des Einsatzkommandos Süd der ukrainischen Streitkräfte zwei Opfer, darunter ein schwer verletztes Kind zu beklagen. Foto: ArmyInform/Ukrainisches Verteidigungsministerium/CCA

Köln | LIVEBERICHT wird ständig aktualisiert | red, dts | Der Kreml droht Schweden und Finnland. Weißrussland verlegt Spezialeinheiten an die ukrainische Grenze. Interner Bundeswehr-Lagebericht: Russen verlieren wichtige Gebiete und Schweden will in die NATO. Der Livebericht zu den Ereignissen rund um den Krieg in der Ukraine, die Situation der Flüchtlinge sowie politische Reaktionen weltweit.

Interner Bundeswehr-Lagebericht: Russen verlieren wichtige Gebiete   

18:48 Uhr > Der Angriff Russlands auf die Ukraine läuft offenbar auch weiterhin überhaupt nicht nach Plan. Nachdem Moskau nach wochenlangen Versuchen und hohen Verlusten schon die Eroberung der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgeben musste, folgen nun auch Rückschläge an der Ostfront. Aus einem Lagebericht der Bundeswehr geht hervor, dass die russischen Kräfte im Raum Charkiw infolge ukrainischer Gegenoffensiven Ende voriger Woche bereits fünf bis zehn Kilometer an die ukrainisch-russische Grenze ausweichen mussten, schreibt das Magazin „Business Insider“.

„Die russischen Streitkräfte sehen sich nördlich von Charkiw zunehmend Raumgewinnen der ukrainischen Streitkräfte ausgesetzt“, heißt es neben einer Karte, die russische und ukrainische Truppenpositionen entlang der Ostfront zeigt. „Die russischen Streitkräfte wurden wahrscheinlich circa 15 Kilometer aus dem Stadtzentrum von Charkiw herausgedrückt.“ Auch der russische Artillerie-Beschuss auf Charkiw habe nachgelassen.

Die ukrainischen Gegenangriffe seien so stark, dass laut Lagebericht die russischen Kräfte sogar „bis auf 5 km bis 10 km“ an die ukrainisch-russische Grenze ausweisen müssten. Zu den Gebietsverlusten der Russen in und um Charkiw passen die Aktivitäten, die im Bundeswehr-Lagebericht für den Raum Belgorod – einem der wichtigsten Ausgangspunkte der Invasion in Russland – vermerkt werden. So würde die russische Armee hier Verbände und Einheiten auffrischen.

„Ziel ist vermutlich nicht die grundlegende Sicherstellung der Offensive der Izium-Achse [Izium ist eine strategisch wichtige Stadt südlich von Charkiw, Anm. d Red], sondern russische Streitkräfte im Norden von Charkiw zu verstärken, um eine Ausweitung der seit Tagen erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive in Richtung ukrainisch-russische Grenze zu verhindern.“ Damit ist auch das Minimalziel des Kremls, den Donbass und die Separatistengebiete Luhansk und Donezk unter seine Kontrolle zu bringen, gefährdet. Während es der Ukraine im Norden und Nordosten des Landes gelingt, die russische Invasion zurückzuschlagen, sind ihre Streitkräfte im Süden und Südosten laut des Lageberichts der Bundeswehr weiter in harter Bedrängnis.

So befänden sich die ukrainischen Streitkräfte in der Region Luhansk zu großen Teilen im Russland und könnten dem Druck der russischen Armee nicht standhalten, heißt es im Bericht. Russland verstärke außerdem seine Aktivitäten im Raum um die Großstadt Cherson und stoße über den Fluss Dnieper in Richtung Westen vor. Dort liegt die strategisch wichtige Hafenstadt Odessa, die eines der Hauptziele der russischen Armee ist.

Bisher ist die Stadt jedoch nicht Ziel einer groß angelegten Offensive geworden. Diese könnte allerdings noch bevorstehen. Die Analysten der Bundeswehr schreiben über die Strategie Russlands im Osten der Ukraine, die russischen Streitkräfte seien bemüht, den Donbass zu sichern und ihren Einfluss in der Region um Cherson zu erhöhen – um schließlich den „Druck auf Odessa [zu] erhöhen“.


NATO-Beitritte: Estland glaubt nicht an Blockade durch die Türkei   

18:47 Uhr > Die Außenministerin Estlands, Eva-Maria Liimets, ist optimistisch, dass die Türkei die aktuell geplanten NATO-Beitritte nicht blockieren wird. „Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass Finnland und Schweden gemeinsam mit der Türkei eine Lösung finden werden“, sagte sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagausgaben). Die Sicherheit in der gesamten Ostsee-Region und auch im Euro-Atlantik-Raum würden dadurch erhöht.

Mit Blick auf die Sicherheit ihres eigenen Landes erklärte sie: „Wir hoffen, dass es in Russland keine Fehlkalkulationen geben wird in Bezug auf die Verletzung irgendeines Teils des NATO-Territoriums“, sagte die estnische Politikerin. Auf die Frage, ob Deutschland in Bezug auf die Unterstützung der Ukraine genug leiste, sagte Liimets, kein Land könne von sich sagen, es würde genug tun in dieser Situation. „Ich finde, wir alle sollten ständig überlegen, was wir mehr tun können, um die Ukraine zu unterstützen und wie wir mehr Druck auf Russland ausüben können, damit dieser Krieg beendet wird.“

Deutschland habe eine Menge getan und sein Engagement inzwischen massiv erhöht. Noch vor Beginn des Krieges in der Ukraine hatte es eine tagelange Debatte gegeben, ob Estland neun Haubitzen an die Ukraine weitergeben dürfe, die ursprünglich aus Altbeständen der NVA stammten. Da Deutschland Ursprungsland war, musste es seine Zustimmung geben, was dann am 26. Februar schließlich geschah.

Diese Diskussion habe man hinter sich gelassen, sagte Liimets. „Die EU- und die NATO-Partner haben alle verstanden, dass Russland eine Aggression begonnen hat, und es gibt jetzt eine sehr einheitliche internationale Antwort. Für uns in Estland ist das deutsche Engagement in unserer Region sehr wichtig für unsere Sicherheit.“


Schweden beantragt offiziell NATO-Beitritt   

18:46 Uhr > Schweden beantragt nun offiziell den Beitritt zur NATO. Das teilte Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Montag mit. Zuvor hatten sich Regierung und Parlament für eine Mitgliedschaft ausgesprochen. Es wird allgemein erwartet, dass Schwedens Nachbarland Finnland ebenfalls in Kürze den offiziellen NATO-Beitritt beantragt.

In beiden Ländern hatte es durch den Angriff Russlands auf die Ukraine in den letzten Wochen einen Meinungsumschwung gegeben, nachdem eine NATO-Mitgliedschaft zuvor in beiden Ländern jahrzehntelang kaum ein Thema war. Allerdings kann ein Beitritt zu dem Verteidigungsbündnis nur erfolgen, wenn alle bisherigen Mitgliedsländer zustimmen. Die Türkei hat sich bereits zurückhaltend geäußert.


Die militärische Lageeinschätzung

15:00 Uhr > Ein Zitat des Leiters der Verwaltung des Gebiets Luhansk, Serhiy Haidai, lässt vermuten, dass die russischen Streitkräfte nicht mehr versuchen werden die ukrainischen Kräfte von Donezk bis Izyum in größerem Umfang einzukesseln, sondern sich stattdessen darauf konzentrieren das Gebiet Luhansk vollständig einzunehmen. Damit wird die Frage aufgeworfen ob die russischen Einheiten nicht in der Lage sind das Gebiet von Donezk einzunehmen. Militärische Beobachter, wie die Experten des Institute For The Study Of War (ISW) schätzen dies so ein.

Sie rechnen eher mit einer Schlacht um Sewerodonezk, um die ukrainischen Bodenkommunikationslinien (GLOCs) im östlichen Gebiet Donezk zu unterbrechen. Die gescheiterten russischen Versuche, den Fluss Siverskij Donez bei Kreminna zu überqueren, könnten dazu führen, dass sich die russischen Umzingelungsoperationen weiter nach Osten verlagern und über Rubischne näher an Sewerodonezk heranführen, anstatt eine breitere Umzingelung entlang mehrerer Achsen durchzuführen.

Der Vormarsch auf der Achse Izyum nach Slowiansk ist ins Stocken geraten und daher haben die russischen Streitkräfte dort ihre Aktivitäten verringert. Die ISW-Experten schätzen, dass den russischen Streitkräften die kampffähigen Reservisten ausgegangen sein könnten. Sie rechnen damit, dass jetzt Soldaten aus unterschiedlichen Einheiten sowie privater Militärunternehmen oder Milizen zusammengezogen werden und dann zu regulären Armeeeinheiten zusammengelegt werden. Der ukrainische Generalstab berichtete, dass etwa 2.500 russische Reservisten in den Oblasten Belgorod, Woronesch und Rostow trainieren, um die russischen Offensivoperationen in der Ukraine zu verstärken.

Offen bleibt dabei ob diese doch eher geringe Zahl ausreichend sein wird, die Verluste auszugleichen. Berichte sprechen von Verlusten bis zu 20 Prozent in einigen Regionen. Private Militärunternehmen sollen aufgrund erheblicher Verluste jetzt kombinierte Einheiten gemeinsam mit regulären Luftlandeeinheiten bilden. Die ISW-Experten schreiben dazu: „Die Ausgliederung von Eliteeinheiten der Luftlandeeinheiten durch Söldner ist schockierend und wäre der bisher deutlichste Hinweis darauf, dass Russland seine verfügbaren Reserven an kampffähigen Soldaten erschöpft hat. Die russische 810. Marine-Infanterie-Brigade erhält Berichten zufolge Personal von anderen Einheiten der Schwarzmeerflotte, darunter auch Besatzungsmitglieder von Marineschiffen.“

In Mariupol setzen die russischen Einheiten ihre Artillerie-, Luft- und Seeangriffe auf den Industriekomplex des Azovstalwerkes fort. Die russischen Streitkräfte befestigen die besetzten Siedlungen entlang der südlichen Achse, was darauf hindeutet, dass die Russen eine dauerhafte Kontrolle über das Gebiet anstreben.


Kreml droht Schweden und Finnland

11:56 Uhr > Die russische Regierung hat den erwarteten NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands als „Fehler mit weitreichenden Folgen“ bezeichnet. Die Sicherheit beider Länder werde durch den Schritt nicht gestärkt, sagte der russische Vize-Außenminister Sergei Rjabkow am Montag in Moskau. Man werde diese Situation nicht akzeptieren.

Die weltweite Sicherheitslage würde durch die nordischen NATO-Beitritte radikal verändert, fügte der Vize-Außenminister hinzu. „Das allgemeine Niveau der militärischen Spannungen wird zunehmen, die Berechenbarkeit in diesem Bereich wird geringer.“ Die genauen Konsequenzen, die der Kreml ziehen will, ließ Rjabkow zunächst noch offen.

In Finnland und Schweden hatte sich am Wochenende eine breite Zustimmung für einen NATO-Beitritt abgezeichnet. Zeitnahe Mitgliedsanträge werden erwartet. Beide Länder ändern damit vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges ihre jahrelange Strategie der Neutralität.


Weißrussland verlegt Spezialeinheiten an Grenze zur Ukraine

Weißrussland hat offenbar damit begonnen, Spezialeinheiten an die Grenze zur Ukraine zu verlegen. Die Präsenz der Streitkräfte nahe der Grenze werde wahrscheinlich ukrainische Truppen binden, teilte der britische Militärgeheimdienst, der die Lage in der Ukraine besonders intensiv beobachtet, am Montag mit. Sie könnten somit nicht zur Unterstützung von Operationen im Donbass genutzt werden.

Die Streitkräfte Weißrusslands beteiligten sich bisher nicht direkt an dem Konflikt. Das weißrussische Territorium war jedoch als Zwischenstation für Russlands anfänglichen Vormarsch auf Kiew und Tschernihiw genutzt worden. Russland hatte auch Luftangriffe und Raketenangriffe von Weißrussland aus gestartet.

Den Briten zufolge will der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko wohl eine direkte militärische Beteiligung vermeiden, die russische Invasion aber dennoch unterstützen.


Ukraine will in Afrika und Asien um Unterstützung werben

Die Ukraine will künftig auch in Afrika und Asien verstärkt um Hilfe gegen die russische Invasion bitten. Das kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache an. Demnach will der Staatschef vor Parlamenten in mehreren Ländern sprechen.

Dies hatte er zuvor schon per Videoschalten in zahlreichen Ländern in Europa sowie unter anderem auch in den USA getan. Auch an das Weltwirtschaftsforum in Davos will sich Selenskyj wenden. Die Ukraine meldete unterdessen in der Nacht zu Montag einen Erfolg im Kampf um Charkiw.

Im Rahmen einer Gegenoffensive gelang es ukrainischen Truppen an einer Stelle bis zur Grenze zu Russland vorzustoßen. Die russischen Streitkräfte waren zuvor bereits teilweise aus der Region zurückgedrängt worden – sie konzentrieren sich aktuell offenbar auf die Gebiete Donezk und Luhansk in der Ostukraine sowie auf die Kontrolle der eroberten Gebiete im Süden des Landes.