Köln | Im Oktober 2011 eröffnete die Universität zu Köln ein neues Kinderhaus im Weyertal. Dort werden nun 110 Kinder von Studenten, wissenschaftlichen Nachwuchskräften, Professoren und Verwaltungsmitarbeitern betreut. Finanziert wurde das Projekt zu einem Großteil aus Studiengebühren.

In dem neuen Kinderhaus finden gleich zwei Kindertagestätten ihre neue Heimat. Die Kita „Paramecium“ (Pantoffeltierchen) der Uni selbst bietet bis zu 80 Kindern einen Ganztags-Betreuungsplatz. Aufgenommen werden Kinder ab vier Monaten bis zum Schuleintritt. 70 Prozent der Plätze stehen wissenschaftlichen Nachwuchskräften – also promovierenden und habilitierenden Frauen – zur Verfügung. Weitere Plätze sollen Kindern von Studentinnen, Professorinnen und Verwaltungsmitarbeiterinnen bereit stehen. Im Kinderhaus hat sich zudem das Kölner Studentenwerk eingemietet. In der Kita „Stoppersöckchen“ kann das Studentenwerk 30 Kinder ab einem Jahr betreuen.

Klettern über zwei Etagen

Die neuen Kitas überzeugen durch eine moderne Ausstattung und viel Raum für Bewegung und Erlebnis. So gibt es neben einem großen Außenbereich auch in dem Kinderhaus selbst eine Bewegungs-Baustelle mit großem Kletterturm. Der Kletterraum, der sich über zwei Etagen erschließt, steht symbolisch für die Ausrichtung der Kitas. Beide wollen sowohl die Bewegung der Kinder, als auch deren Forschergeist wecken. Dabei lehnen sich die Kitas an das Konzept von Montessori an und verstehen das Kind als „Baumeister“ ihres Lebens. Gemeint ist damit, das den Kindern kein festgelegter Stundenplan vorgelegt werden soll, vielmehr sollen sie in ihren Interessen gefördert werden. Für ältere Kinder gibt es im Obergeschoss etwa Theater- , Lese- und Forschungsbereiche. In einer Mini-Mensa erhalten die Kinder zudem täglich Frühstück, Mittag- und Abendessen, wobei die Kinder des Studentenwerks in ihren eigenen Räumen essen. Dass die neuen Kitas begehrt sind, zeigen die ersten Anmeldezahlen. Für die 80 Plätze der Uni-Kita bewarben sich rund 300 Kinder, berichtete heute Silke Koppenhöfer, Koordinatorin des Kinderhauses. Und auch auf der Warteliste des Studentenwerks stehen derzeit 120 Kinder. Wartezeiten bis zu drei Semester seien durchaus üblich.

Mit dem neuen Kinderhaus will die Uni die Gleichberechtigungschancen des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses erhöhen. Zugleich sollen Studenten der pädagogischen Fachrichtungen an der Uni die Möglichkeit erhalten, schon während ihres Studiums praxisnah mit Kindern zu arbeiten. Daher wurde im Kinderhaus auch ein Seminarraum eingerichtet, in dem Seminare für Kölner Studenten etwa zur Sprachförderung stattfinden sollen. Auf die sonst übliche soziale Mischung werden die Studenten in den beiden Kitas allerdings kaum treffen, wachsen alle Kinder doch in einem akademischen Haushalt auf. Von den wissenschaftlichen Untersuchungen wiederum sollen dann direkt auch die Kitas selbst profitieren.

Finanziert aus Studiengebühren

Finanziert wurde das neue Kinderhaus von der Universität zu Köln. Insgesamt 5,8 Millionen Euro investierte die Uni in das Gebäude. Dabei unterstützen Bund und Land das Projekt mit etwa 960.000 Euro. Weitere 1,3 Millionen Euro flossen aus Studiengebühren in das Haus. Dass Geld, so betonte Koppenhäufer heute, käme jedoch auch den Studierenden zugute. Schließlich seien rund fünf Prozent der Studierenden in Köln bereits Eltern. Die meisten Kita-Plätze erhalten nun allerdings wissenschaftliche Nachwuchskräfte. Das Kölner Studentenwerk selbst investierte noch einmal etwa 81.000 Euro in die Ausstattung der eigenen Räume.

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Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Über zwei Etagen können die Kinder im neuen Kinderhaus auf einem Kletterturm mit Seil-Leiter klettern und sich frei bewegen