Köln | In Köln schließt die Stadt die Kundenzentren in Rodenkirchen und in Chorweiler, weil diese vom Unwetter schwer betroffen sind. Die Einsatzzählung der Kölner Feuerwehr liegt mittlerweile bei 2.178 Einsätzen aufgrund von Tief „Bernd“. Die Kölner Polizei ermittelt in 18 Todesfällen. Deutschlandweit sind aktuell 33 Tote zu beklagen. Bundeskanzlerin Merkel, die derzeit in den USA ist, zeigt sich erschüttert. Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz brach seinen Urlaub ab und begibt sich ins Katastrophengebiet nach Rheinland-Pfalz.

Die Kölner Feuerwehr erhielt 9.147 Notrufe

9.147 Notrufe meldet die Stadt Köln, die in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr eingegangen seien. Die Kräfte seien derzeit mit 200 Beamten der Berufsfeuerwehr und 220 freiwilligen Helfern im Einsatz. 2.178 Einsätze seien derzeit abgearbeitet und 1.092 Einsätze noch offen, so die Feuerwehr. Die Kölner*innen sollen bei Unwetterschäden nicht mehr den Notruf 112 wählen sondern die Nummer 0800/221001, die die Stadt heute mittag um 12:36 einrichtete. Der Notruf 112 soll nur für medizinische Notfälle oder Brände genutzt werden.

In Esch sei an einem Kanal ein Damm gebrochen. Hier waren neben Helfern der Feuerwehr auch Kräfte des THW eingesetzt. In der Stadt habe es viele umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste gegeben. Viele Keller liefen voll Wasser, Unterführungen wurden geflutet oder Straßen überspült beschreibt die Feuerwehr die Haupteinsatzszenarios.

Die Kölner Feuerwehr half an anderen Orten aus. So waren im Landkreis Ahrweiler die Höhenretter mit dem Hubschrauber im Einsatz, um Menschen von den Dächern ihrer Häuser zu retten. In Leverkusen evakuierte der Patient*innen-Transportzug Menschen aus Altenheimen und einem Krankenhaus. Ein Gastank wurde mit dem Kölner Feuerwehrkran gesichert. Im Rhein-Erftkreis werden die „Strömungsretter“ der Kölner Feuerwehr eingesetzt. Auch sie werden per Hubschrauber eingesetzt. Vier Menschen werden vermisst.

18 Tote durch Unwetter „Bernd“ in Köln, Euskirchen und Rheinbach

Die Kölner Polizei baut derzeit eine besondere Aufbauorganisation zur Bearbeitung der Vermissten- und Todesfälle nach dem Unwetter „Bernd“. 45 Ermittler wurden zusammengezogen. In Köln wurden zwei Tote in ihren überfluteten Kellern gefunden. In Euskirchen starben 15 und in Rheinbach 3 Menschen. Noch seien nicht alle gesichteten Leichen geborgen worden, so die Polizei. Zum Schutz der Angehörigen der Opfer werde sich die Polizei zu den Todesumständen nicht äußern, teilt das Polizeipräsidium Köln mit. Für die Angehörigen der Toten und Menschen, die derzeit Freunde oder Angehörige vermissen, schaltete die Behörde den polizeilichen Opferschutz ein.

Viele Straßen seien weiterhin nicht befahrbar. Auch Autobahnteilstücke seien weiterhin gesperrt, wie etwa die A 61 zwischen Kreuz Bliesheim und Kreuz Meckenheim.

Zahl der Toten nach Unwetter steigt auf 33 – Merkel „erschüttert“

Nach den schweren Unwettern im Westen Deutschlands ist die Zahl der Toten auf mindestens 33 gestiegen. Die Polizei Koblenz teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass alleine im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler 18 Personen ums Leben kamen. Mehrere Menschen werden noch vermisst.

Mindestens 15 Todesopfer gab es in NRW. Aus dem Kreis Euskirchen wurden acht Tote gemeldet. Hinzu kommen je zwei Fälle aus Köln und dem Märkischen Kreis sowie einzelne Todesopfer im Rhein-Sieg-Kreis, im Kreis Unna sowie in Solingen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich nach den schweren Unwettern entsetzt.

„Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwasser​gebieten durchleiden müssen“, ließ sie sich am Donnerstag von Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter zitieren. Den Angehörigen der Toten und Vermissten gelte ihr Mitgefühl. „Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen“, fügte die Kanzlerin hinzu, die sich derzeit in den USA aufhält.

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nach den Unwettern besonders von Hochwasser und Überschwemmungen betroffen. In mehreren Regionen wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Scholz bricht Urlaub ab und reist ins Hochwassergebiet

SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz unterbricht seinen Urlaub im Allgäu und ist auf dem Weg nach Rheinland-Pfalz, um sich dort ein Bild von der Hochwasser-Lage zu machen. Das bestätigte eine SPD-Sprecherin der „Welt“ (Freitagsausgabe). Der Bundesfinanzminister wolle vor Ort sein und einen Eindruck von der Situation der betroffenen Menschen gewinnen, hieß es.

Auch NRW-Ministerpräsident und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hatte sich am Donnerstag bereits ein Bild der Lage in seinem vom Unwetter schwer betroffenen Bundesland gemacht. Er besuchte Altena sowie Hagen. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet dafür abgebrochen sowie einen mit Spannung erwarteten Besuch bei der Klausur der CSU-Landesgruppe abgesagt.

Autor: Andi Goral
Foto: Symbolbild