Bei den ersten Frühlingsstrahlen schwingen sich viele auf das gerade „Frühlings-Fit“ gemachte Fahrrad und starten unbefangen auf die Straße. Einmal die Straße wechseln oder gegen den Verkehr auf dem Fahrradweg – „Naja, mir kann nichts passieren und außerdem sitze ich auf dem Fahrrad und nicht im Auto“. So denken viele und genau mit dieser Einstellung kommen viele Unfälle zustande. Unter anderem um für mehr Aufklärung zu sorgen, haben sich Netzwerkpartner zu „velo2010“ zusammengeschlossen und Präventionsmaßnahmen entwickelt.

„Fahrradfahrer verhalten sich als hätten sie 7 Leben“

Velo 2010 steht für einen Expertenkreis, zu dem unter anderem das Polizeipräsidium Köln, das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik und das Amt für öffentliche Ordnung beteiligt sind. Das gemeinsame Ziel ist klar, stellt die Experten jedoch auch vor eine große Herausforderung. Denn die Fahrradnutzung hat in den letzten Jahren zugenommen – Damit wird auch die Notwendigkeit von Rücksichtnahme der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer umso entscheidender. Fragebögen der Polizei zeigen jedoch, dass sich Fahrradfahrer selten ihres Fehlverhaltens bewusst sind und die Schuld häufig bei den Autofahrern suchen. Klaus Harzendorf des Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik betonte: „Fahrradfahrer und Fußgänger verhalten sich im Straßenverkehr häufig so, als hätten sie sieben Leben.“

Genau dort sieht Helmut Simon, Direktion Verkehr, den Ansatzpunkt. Den Fahrradfahrern muss das Bewusstsein darüber gegeben werden, dass sie sich mit einem Verkehrsmittel in der Stadt bewegen und damit an alle Pflichten des Straßenverkehrs gebunden sind. Häufigste Unfallursache sei unter anderem, das Fahren gegen die Fahrtrichtung oder Unaufmerksamkeiten in toten Winkeln. „Der Unterschied ist aber, dass der Fahrradfahrer immer der Ungeschützte ist, ob er im Recht ist oder nicht“, so gibt Helmut Simon zu bedenken. Aus diesem Bewusstsein heraus führte das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik eine „Mängeltour durch Köln“ ein, die mögliche Mängel bei den Fahrradwegen aufdecken soll, um sie dann zu beheben. Erste Erfolge sind unter anderem in Ehrenfeld zu verzeichnen, wo die Radwege umgestaltet wurden.

800.000 Fahrradfahrer mehr als im letzten Jahr

Die Zahlen zeigen erst einmal ein positives Bild und spiegeln das wieder, was man nach der ersten Frühlingssonne beobachten konnte. Viele schwingen sich auf das Fahrrad und nutzen das umweltfreundliche Verkehrsmittel nicht nur als „Gut-Wetter-Fahrzeug“ sondern auch im Alltagsverkehr. „Im letzten Jahr wurden 800.000 Fahrradfahrer mehr gezählt. An den Streiktagen hat die Anzahl der Fahrradfahrer um 50 Prozent zugenommen, während die Anzahl der Autos nur um 10 Prozent gestiegen ist“, so Möllers des Amtes für Straßen- und Verkehrstechnik. Trotz des starken Anstieges in den letzten Jahres könnten die Unfälle, in die Fahrradfahrer involviert waren, im Vergleich zu den letzten Jahren zwar gehalten werden, dennoch sei es notwendig die Präventionsmaßnahmen weiter auszubauen. Denn auch 233 Schwerverletzte und 3 tödlich Verunglückte durch Fahrradunfälle sind noch zu viel und zeigen, dass noch viel Arbeit für die nächsten Jahren vor dem Expertenkreis liegt. In diesem Jahr sollen neben dem stetigen Aus- und Umbaus der Radwege auch dieses Jahr wieder kostenlose Fahrradchecks in Kölner Parks, ein Fahrradquiz und eine Beleuchtungs- Aktion durchgeführt werden.

Autor: Henriette Hohm
Foto: Fahrradfahrer auf der Venloer Straße