Das Symbolbild zeigt einen Hahn.

Köln/Düsseldorf/Nürnberg | Die Bio-Branche traf sich letzte Woche in Nürnberg auf der „Biofach“, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel. Das Land NRW bot 18 nordrhein-westfälischen Unternehmen die Möglichkeit sich an einem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Welche Rolle spielt der Ökolandbau in NRW und was wollen die Verbraucher?

Ökolandbau in NRW

Die neue schwarz-grüne Landesregierung will den Ökolandbau in NRW stärken und dessen Anteil steigern. 18 Unternehmen bot die Landesregierung jetzt die Möglichkeit sich auf der „Biofach“-Messe, die seit 1990 existiert, ihre Produkte und Dienstleistungen rund um Bio-Produkte vorzustellen. Es handele sich dabei um kleinere und mittelständische Unternehmen, so das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

In NRW produzieren, verarbeiten und handeln mehr als 5.000 Unternehmen mit Bio-Produkten. In Deutschland macht die Branche über 16 Milliarden Euro Umsatz. Das NRW Landwirtschaftsministerium schätzt, dass davon rund 20 Prozent in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird.

Aber wie ist das einzuordnen?

Ende 2021 wurden in Nordrhein-Westfalen 2.297 landwirtschaftliche Betriebe mit 95.344 ha Hektar Fläche ökologisch bewirtschaftet. Das sind 7,2 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe und 6,4 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt sind in das Kontrollverfahren nach der „Verordnung Ökologischer Landbau“ der Europäischen Union neben den 2.297 landwirtschaftlichen Erzeugern noch 2.733 Verarbeitungs-, Import-, Futtermittel- sowie Handelsunternehmen einbezogen. Somit werden in Nordrhein-Westfalen aktuell 5.030 Unternehmen nach den Vorschriften der EU-Verordnung Ökologischer Landbau kontrolliert. Von den 2.297 landwirtschaftlichen Öko-Betrieben in NRW sind rund 1.200 Betriebe einem Verband des ökologischen Landbaus angeschlossen.

Die Verbraucher und Bio-Lebensmittel

Dabei sind Bio-Lebensmittel im Trend, wie die Studie „Bio im Aufwind“ der Unternehmensberatung pwc aus 2021 herausstellt. Diese befragte zwischen Dezember 2020 und Januar 2021 repräsentativ rund 1.000 Bundesbürger. So kaufen ein Viertel der Bundesbürger mehr Biolebensmittel als konventionelle Produkte und zwei Drittel der Verbraucher greifen bei Obst und Gemüse bevorzugt zu Bio. Lediglich 11 Prozent der deutschen Verbraucher kaufen gar keine Bio-Lebensmittel.

Die neue NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen spricht von herausfordernden Zeiten für die NRW-Ökolandwirtschaft und dass die NRW-Landesregierung diese bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen will. Dazu zählt sie die Öko-Flächenprämie oder die Unterstützung bei Weiterbildung, Beratung und Forschung. Das Land verbindet damit Ziele, wie etwa den Erhalt von Arbeitsplätzen die regionale Versorgung mit Lebensmitteln und den Erhalt eines vielfältigen Kulturraumes.

Gorißen: „Wir wollen den Anteil des Ökolandbaus weiter steigern. Zwei Förderwettbewerbe des Landes sorgen dafür, in ausgewählten Öko-Modellregionen Nordrhein-Westfalens die Zusammenarbeit von Betrieben bei Produktion und Handel zu stärken. Dazu gehört auch eine intensivere Vernetzung zwischen den Betrieben und öffentlicher Verwaltung, Initiativen und Verbraucherschutz in den Modellregionen. All das gelingt besser dank eines klugen Öko-Regionalmanagements, das auf die Bedarfe vor Ort ausgerichtet ist.“

Die Landwirtschaft in NRW steht auch im Fokus vor dem Hintergrund der Welternährungsfrage. Skeptiker sehen auch ein Zurückdrängen nachhaltiger Themen und eine Infragestellung des Ökolandbaus vor dem Hintergrund des Krieges und seiner Folgen.

Landwirtschaft in NRW und Ukraine-Krieg

Angesichts des Ukraine-Kriegs und Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherheit fordert das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium eine Verschiebung der für 2023 geplanten EU-Stilllegungsverpflichtung in Höhe von vier Prozent und mehr Flexibilität bei der so genannten „Fruchtfolge“ – hierbei handelt es sich um die zeitliche Abfolge der Nutzpflanzen, die auf einer landwirtschaftlichen Fläche angebaut werden. Die große Mehrheit der Bundesländer in Deutschland und der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union fordern eine Verschiebung der neuen Stilllegungsverpflichtung auf 2024. Eine Entscheidung der EU-Kommission und des EU-Agrarrats in Brüssel steht weiterhin aus.

In NRW sind von der Stilllegung der Flächen rund 33.000 Landwirte betroffen und müssten 40.000 Hektar Fläche stillegen. Das Landwirtschaftsministerium NRW errechnete, dass auf dieser Fläche 200.000 bis 300.000 Tonnen Getreide produziert werden könnten, allerdings nicht im Ökolandbau. Zu dieser Thematik sagt Gorißen: „Was wir jetzt brauchen, ist eine umweltgerechte, effiziente und wettbewerbsfähige Landwirtschaft, die gewappnet für die Herausforderungen der regionalen und globalen Versorgung und des Klimawandels ist.“

Die NRW-Landesregierung will die ökologische Landwirtschaft weiterentwickeln und bietet dazu Förderungen an. Dazu schreibt das NRW-Landwirtschaftsministerium: „So werden Maßnahmen zur Verbesserung der Verarbeitung und Vermarktungsstrukturen ökologischer Erzeugnisse unterstützt. Zudem fördert die Landesregierung die Verbraucherinformation und gemeinschaftliche Werbeaktionen für regionale Bio-Produkte im Rahmen der Absatzförderung. Neben der Steigerung der Wertschöpfung und Erschließung neuer Märkte verbindet das Land den Erhalt von Arbeitsplätzen, eine Aufrechterhaltung der Nahversorgung mit Lebensmitteln, Dienstleistungen und Erhalt eines vielfältigen Kulturraumes mit dieser Förderung.“

red01