Köln | „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ planen, ihre Lokalredaktionen Rhein-Erft, Rhein-Berg, Rhein-Sieg sowie Euskirchen/Eifel zum 1. Juni 2014 unter dem Dach der neuen Rheinischen Redaktionsgemeinschaft GmbH zu bündeln, heißt es aus den Verlagshäusern. Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten-Union in ver.di NRW kritisiert die Entscheidung und wirft dem Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Helmut Heinen, der die „Rundschau“ herausgibt Tarifflucht vor. 30 Stellen sollen wegfallen.

Neue Gesellschaft die nicht tarifgebunden sein wird

Die neue rheinische Redaktionsgemeinschaft an der beide Verlage 50 Prozent als Gesellschafter halten werden, soll wie eine Nachrichtenagentur arbeiten. Die Planungen beschreiben die Verlage so: „Durch die Zusammenlegung der Lokalredaktionen steht der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft GmbH künftig eine größere Zahl an Lokalredakteuren im jeweiligen lokalen Verbreitungsgebiet zur Verfügung als vorher den einzelnen Lokalredaktionen. Die Lokalredaktionen der neuen Gesellschaft werden jeweils zwei separate Lokalteile erstellen. Und sie arbeiten wie lokale Nachrichten-Agenturen: Sie bieten Inhalte an, die für beide Titel unterschiedlich genutzt werden können, so dass sie ihre eigene „Farbe“ behalten. Wie bisher verfügen „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ zudem über einen unterschiedlichen Mantelteil und damit über eigenständige Profile.“ Man plant 67 journalistische Mitarbeiter zu beschäftigen. 30 Stellen in den bisherigen Lokalredaktionen sollen sozialverträglich abgebaut werden. Nicht betroffen seien die Lokalredaktionen in Köln, Leverkusen und Bonn, die man in ihrer bisherigen Form fortführen werde. Die Verlage wollen durch die Massnahmen vier Millionen Euro jährlich einsparen.

„Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ arbeiten im Verlagsbereich bereits seit 1999 eng zusammen. Bisher gab es im journalistischen Bereich lediglich eine Zusammenarbeit in der Redaktion Oberberg. Diese Redaktion soll auch in die neue Gesellschaft, die nicht tarifgebunden sein wird, wechseln. Die zukünftige Redaktionsleitung in der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft werden Cordula von Wysocki, Mitglied der Chefredaktion der „Kölnischen Rundschau“, und „Rudolf Kreitz“, vom 1. April 2014 an stellvertretender Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“, übernehmen. Die zukünftige Geschäftsführung wird durch Heinen-Verlag-Geschäftsführer Wolfgang Birkholz und MDS-Geschäftsführer Philipp M. Froben besetzt.

Verdi kritisiert scharf

Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten-Union in ver.di NRW hat den Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Helmut Heinen kritisiert. „Wer in Tarifverhandlungen lamentiert, er wolle die Tarifflucht von Zeitungsverlagen stoppen und dann selbst Tarifflucht begehen will, ist unglaubwürdig“, sagte dju-Landesgeschäftsführer Christof Büttner. Der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont baue sein Meinungsmonopol im Großraum Köln damit rigoros aus, kritisiert die dju in ver.di. Dass Neven DuMont Ehrenpräsident des BDZV sei, zeige, wohin sich die Verbandsspitze entwickelt, kritisierte Büttner. Das Geschäftsmodell „zwei Zeitungstitel mit gleichen Inhalten“ den Leserinnen und Lesern heute als „vielfältigen und kompetenten Qualitätsjournalismus“ zu verkaufen, sei ein medienpolitisches Desaster. Verdi kritisiert darüber hinaus, wie die strategische Entscheidung publik wurde. So seien die Betriebsräte nicht eingebunden worden, sondern hätten am gleichen Tag wie die Belegsschaft und die Öffentlichkeit von dem Deal erfahren. Bei Verdi erwartet man, dass auch die Freien und Pauschalisten von den Umstrukturierungen betroffen sein werden.

Autor: ag
Foto: Bekommen die Leser in Zukunft gleiche oder unterschiedliche Inhalte?