Köln | Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi übt scharfe Kritik an der Geschäftsführung des Flughafen Köln Bonn. Die beantwortet konkrete Fragen nicht, sondern sendet ein Statement, dass bereits direkt im Anschluss auf der eigenen Website veröffentlicht wurde.

Die Vorwürfe von Verdi

Verdi ist in seiner Einschätzung klar, deutlich und spricht von einer unzumutbaren Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden und davon dass der Flughafen Köln Bonn Geld zum Fenster hinauswerfe. Die Bilder eines übervollen Flughafen Köln Bonn kursieren zudem seit Tagen. Verdi macht dem Flughafen konkrete Vorwürfe, etwa dass Passagiere auf dem Vorfeld warten müssen, Gepäck nicht korrekt abgefertigt wird und Heimkehrer stundenlang auf ihr Gepäck warten müssen. Verdi spricht davon, dass Passagiere versuchen würden selbst an Maschinen zu gelangen, um an ihr Gepäck zu kommen. Auch im Frachtbereich macht die Gewerkschaft auf Missstände aufmerksam. So sollen Frachtflugzeuge drei Stunden nicht entladen worden sein, obwohl sie bereits schon wieder gestartet sein sollten. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär am Flughafen Köln Bonn: „Es fehlen mehr als 100 Abfertigungskräfte, Einweiser und andere Kräfte.“ Die Gewerkschaft weiter: „In Flughafenkreisen wird von Verlusten
von bis zu 25.000 Euro pro Nacht gesprochen.“ Der Flughafen-Pressesprecher Alexander Weise zu dieser von Verdi genannten Zahl: „Die von Verdi kolportierten 25.000 Euro kann ich nicht bestätigen, die Herkunft der Zahl ist nicht nachvollziehbar.“

Konkrete Antworten des Flughafen Köln Bonn fehlen

Der Flughafen Köln Bonn tut überrascht, als wäre die aktuelle Reisewelle und die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2 der Pandemie vom Himmel gefallen. In seinem aktuellen Statement schreibt der Betreiber: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Abläufe und Prozesse sind im gesamten Luftverkehrssystem und an allen größeren Flughäfen spürbar. In der Folge kommt es deshalb auch am Flughafen Köln/Bonn im gesamten Abfertigungsprozess zu zeitaufwändigeren Abläufen – egal ob bei Dienstleistern am Check-In, in der Sicherheitskontrolle oder beim Flughafen in der Flugzeugabfertigung.“

Die Zunahme des Passagierverkehrs stellt der Flughafen als plötzliches Geschehen dar. Dabei gab es bereits am 14. Juni die Meldung, dass die Lufthansa aufgrund des Ansturms von Reisewilligen einen Jumbo-Jet einsetzen wird, der Urlauber auf die Balearen fliegt. Der Flughafen Köln Bonn sagt: „Airlines melden kurzfristig zusätzliche Flüge an, etwa wenn Corona-Maßnahmen gelockert werden und die Anzahl der Buchungen ansteigt.“ Der Flughafen sagt er habe die Kurzarbeit bei den Bodenverkehrsdiensten beendet und dass es über 100 Bewerbungen gebe. Auch von einer Konkurrenz-Situation spricht der Flughafen, denn Flughafen-Dienstleister am Standort suchten ebenfalls Personal. Wie schlimm die Situation ist, zeigt der Satz des allgemeinen Statements der Flughafen Köln Bonn: „Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung und Management helfen auf freiwilliger Basis aus, etwa beim Busdienst oder bei der Gepäckverladung.“

Verdi spricht von Versagen der Führungsebene

„Die Geschäftsführung hat ihre Aufgaben nicht im Griff und sich über Monate verweigert, Personal einzustellen, um für die absehbare Situation gewappnet zu sein. Nun wird versucht, mit teuren Hauruck Maßnahmen, wie z.B. Anwesenheitsprämien von bis zu 100 Euro pro Schicht ihre Fehler zu kaschieren“, so Munkler. Die Gewerkschaft wirft der Geschäftsführung vor auf Sicht zu fahren und vor allem beim operativen Personal zu sparen oder Arbeitsverträge nicht zu verlängern. Die Gewerkschaft macht das Versagen der Geschäftsführung auch daran fest, dass trotz steigenden Volumens im Frachtbereich während der Pandemie Arbeitsverträge nicht verlängert wurden. Verdi: „Es gibt offenbar keine Notlage wegen der Pandemie, sondern eine Notlage durch die Geschäftsführung.“ Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Sondersitzung des Aufsichtsrates der Flughafen Köln Bonn.

Flughafen Köln Bonn verweigert Antworten auf konkrete Fragen

Konkrete Fragen will die Geschäftsführung des Flughafens nicht beantworten, etwa ob alle Mitarbeiter in der Pandemie in Kurzarbeit gingen oder es auch zu Entlassungen kam. Auch die Frage nach der Anzahl der Mitarbeitenden aus Subunternehmen bleibt offen. Fragen wie ob Flugzeuge ohne Gepäck starten oder nach der Landung stundenlang nicht entladen werden können, weil Personal oder Material fehlt, beantwortet der Airport auch nicht.

Autor: red