Das Symbolfoto zeigt die U-Bahn-Haltestelle am Duisburger Hauptbahnhof. Das Foto ist undatiert.

Essen | dts | Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat mit einem Boykott des geplanten 49-Euro-Tickets gedroht. Man werde es nur einführen, wenn sich Bund und Länder schnell auf eine solide Finanzierung einigen, sagte der für Tarife zuständige VRR-Vorstand José Luis Castrillo der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe) . „Sofern es nicht eine ausreichende Finanzierung gibt, kann ich meinen Gremien eigentlich nicht vorschlagen, ein solches Konzept abzusegnen.“

Der VRR brauche 2023 insgesamt 520 Millionen Euro, um die weiteren Folgen des Fahrgasteinbruches wegen Corona sowie ein eventuelles 49-Euro-Ticket zu refinanzieren. „Der Bund und die Länder müssen sich endlich nach monatelangen Verhandlungen über die langfristige Finanzierung des Nahverkehrs in Deutschland verständigen“, warnte er, „sonst werden wir im VRR auf das Leistungsangebot vor der Wende der 80er-Jahre zurückfallen.“ Dann könne man die „Mobilitätswende“ und die Erreichung der Klimaziele definitiv nicht bis 2030 erreichen.

Falls das 49-Euro-Ticket komme, werde der VRR eine „komplette Tarifrevolution“ vorbereiten: „Es wird eine Anpassung der Tarifstruktur über alle Kundensegmente hinweg geben müssen. Wir werden noch viel konsequenter auf Digitalisierung setzen und endlich auch alte Zöpfe wie beispielsweise Fahrtenkarten-Entwerter abschneiden.“ Aus seiner Sicht müsse man dabei landesweit handeln.

Verbundgrenzen würden dann für die Kunden keine große Rolle mehr spielen, viele Preise würden sich ändern: „Wenn wir bundesweit gültige Abos für 49 Euro verkaufen, kann ich mir Einzelfahrten für fünf oder acht Euro für eine Fahrt schwer vorstellen.“ Kern der neuen NRW-Strategie neben günstigen Abos könnte dabei insbesondere das vom Land bereits unterstützte Eezy-Ticket sein, welches nach digital gemessener Fahrstrecke abgerechnet wird. „Ich befürworte, den Nahverkehrstarif drastisch zu vereinfachen, wie wir das in NRW mit dem landesweiten Eezy-Digitaltarif schon begonnen haben“, sagte Castrillo.

Er hält dabei auch für denkbar, ein etwas günstigeres NRW-Abo durch die Tarifverbunde in NRW zusätzlich zum Bundesabo anzubieten. „Ein solcher Gedanke würde nahe liegen, auch weil wir ja ein so großes Bundesland sind.“

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