Köln | Seit gut vier Jahrzehnten wird über den autogerechten Ausbau des Niehler Gürtels zwischen Merheimer und Boltensternstraße zur Mülheimer Brücke gestritten. Gedacht war einmal an vier Spuren mit großzügigen Kreuzungen. Jetzt legte die Verwaltung einen Plan vor, der nur Rad- und Fußwege vorsieht. Im Dezember soll der Rat darüber abstimmen.
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Unser Autor Erich Huppertz machte eine Proberadtour und brachte tolle Eindrücke vom noch unausgebauten Niehler Gürtel mit. Zur Fotostrecke >
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Nach einem Ratsbeschluss aus dem Jahr 2016 wurde das Büro WEST mit den entsprechenden Planungen und Entwicklung betraut. Mit dem Verzicht auf den Ausbau für Autos, sieht die Verwaltung „die Möglichkeit eines durchgehenden Freiraums“. Die Beschränkung auf Fuß- und Radwege entspreche zudem dem „veränderten Mobilitätsbedürfnis, den Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes sowie den Zielen des Strategiepapiers „Köln mobil 2025“.

Streitfrage: Zieht der Ausbau zusätzlichen Verkehr in Kölns Norden?

Bislang nutzen Autofahrer vor allem die Friedrich-Karl-Straße, um die Lücke zwischen Merheimer und Amsterdamer Straße zu schließen. Strittig war in den bisherigen Diskussionen, ob der ursprüngliche geplante Ausbau mehr oder weniger Autoverkehr anzieht und damit den Menschen, die jetzt schon sehr nahe der Hochbahn der Linie 13 wohnen, zusätzlich Lärme und Dreck beschert.

Die Stadt geht davon aus, dass auch weiter täglich zwischen 13.000 und 20.600 Kraftfahrzeuge die Friedrich-Karl-Straße befahren werden. Im zentralen Bereich zwischen Neusser und Amsterdamer Straße aufgrund des starken Verkehrsaufkommens sei kein Rückbau möglich.

CDU und Grüne gegen Ausbau für Autos, FDP und Grüne wollen eine Spur

Im Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen war der Verzicht auf den autogerechten Ausbau festgelegt worden. So begrüßen die Grünen jetzt auch die Verwaltungsvorlage. „Sie entspricht unserer grünen Zielsetzung“, erklärte Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion. „Durch die Schaffung eines durchgehenden Grünzuges werden das Nippeser Tälchen, der Toni-Steingass-Park und der Nordpark optimal miteinander verbunden. So entsteht ein lebenswerter Stadtraum, in dem auf nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität gesetzt wird.“.

Gegenwind kommt von der FDP. „Die aufgestellte Behauptung, wonach der bislang nicht erfolgte autogerechte Ausbau des Niehler Gürtels nicht zum Verkehrschaos geführt habe und es sich beim vorhandenen motorisierten Individualverkehr zu 90 Prozent um reinen Ziel- und Quellverkehr und nicht um Durchgangsverkehr handele, mutet angesichts der Mehrverkehre nur noch zynisch an“, erklärt Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion.

Ebenso wie die SPD plädieren sie für einen einspurigen Straßenausbau. CDU und Grünen wirft Sterck „verkehrspolitische Geisterfahrt“ und Symbolpolitik vor. Die Diskussion um den Ausbau des Niehler Gürtels zeigt eine Bruchstelle des ehemaligen Rekerbündnisses aus CDU, Grünen, FDP, das bei vielen anderen Themen bis heute im Kölner Stadtrat oftmals einheitlich agiert.

Autor: ehu