Gummersbach | Was für eine dramatische Schlussphase in der ausverkauften SCHWALBE arena. Nur die eingefleischten VfL-Fans hätten wohl daran geglaubt, dass ihre Spieler am heutigen Abend noch jubeln können. Zu clever und abgeklärt agierte der frisch gebackene EHF-Pokalsieger und zu fehlerhaft agierten die Gummersbacher zum Teil in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit. Die Gastgeber versuchten alles, aber das war manchmal eben auch zu viel des Guten. Göppingen hingegen hatte zunächst immer die passende Antwort parat. Vor allem die Rückraumschützen Adrian Pfahl und Daniel Fontaine waren von der VfL-Deckung nie ganz auszuschalten. Dennoch brachten Andreas Schröder mit dem 11:13 (36.) und Simon Ernst mit dem 12:14 (38.) ihr Team zweimal auf zwei Treffer heran. Damit dürfte der VFL Gummersbach aller Wahrscheinlichkeit nach den Klassenerhalt geschafft haben.

Dann der Schock in der 40. Minute. VfL-Linksaußen Kevin Schmidt sah nach einem Foul gegen Fontaine Rot, und Göppingen zog auf 13:17 (42.) davon. Diese Führung verteidigten die erfahrenen Gäste nun geschickt, bis sich in der Schlussphase noch einmal alles ändern sollte. Der VfL deckte nun extrem offensiv und zwang die Gäste zu Fehlern und überhasteten Abschlüssen, und zwei Spieler sollten – neben Matthias Puhle – zu Matchwinnern werden, denen es nach den Eindrücken der ersten 50 Minuten wohl Niemand zugetraut hätte.

Zunächst war dies Alexander Becker, der nach dem Feldverweis gegen Schmidt auf die ungewohnte Linksaußenposition wechselte, und von dort in knapp vier Minuten drei Tore in Folge vom 18:21 zum 20:21 erzielte. Nun tobte die SCHWALBE arena und es waren noch vier Minuten zu spielen. Nach einer Auszeit der Gäste, erhöhte der ehemalige Gummersbacher Adrian Pfahl wieder auf 20:22 (57.), doch der VfL fightete weiter.

Und Kévyyn Nyokas, dem in den ersten 50 Minuten bis auf seine guten Anspiele in seinen eigenen Abschlüssen fast gar nichts gelang, fasste sich dreimal ein Herz, traf dabei zweimal zum Ausgleich und scheiterte einmal an Prost. Nach einer weiteren Parade von Puhle, hatte der VfL beim Stande von 22:22 wieder den Ball und Trainer Sead Hasanefendic nahm 21 Sekunden vor Schluss die Auszeit. Im letzten Angriff reichte es zwar nicht mehr für einen Torwurf, aber dafür konnte der Ball sicher in den eigenen Reihen gehalten werden und dann kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Der Bergische HC müsste nun am letzten Spieltag zwei Punkte und 28 Tore auf die Gummersbacher aufholen, was äußerst unwahrscheinlich erscheint.

Gegen den mit nur neun Feldspielern angereisten Europapokalsiegen begannen die Gummersbacher sehr konzentriert und fokussiert. Simon Ernst traf zum 1:1 (3.) und Julius Kühn verwandelte den ersten Siebenmeter sicher zum 2:2 (6.). Bis dahin hatte Frisch Auf!-Kreisläufer Manuel Späth zweimal getroffen, aber ihn sollte die VfL-Deckung in der Folgezeit auch besser in den Griff bekommen. Hinzu kam, dass VfL-Keeper Matthias Puhle erneut eine starke Leistung abrief. Gestützt auf vier Paraden Puhles in der Anfangsphase, teilweise aus nächster Nähe, ging der VfL erstmals in Führung. Nach dem 3:3 (8.) der Gäste, trafen Evgeni Pevnov und Tobias Schroeter zum 5:3 für den VfL (13.).

Leider gab diese Führung dem VfL keine Sicherheit, ganz im Gegenteil. Fortan schlich sich die Nervosität wieder ein und machte sich deutlich im Torabschluss bemerkbar. Hinzu kam, dass Primoz Prost, der sich über 60 Minuten mit Matthias Puhle ein Top-Duell auf Augenhöhe lieferte, nun zur Stelle war und seinem Team einen 4:0-Lauf zum 5:7 (18.) ermöglichte. Der VfL kämpfte sich zwar noch einmal – gestützt auf weitere Paraden von Matthias Puhle – zurück zum 8:8-Ausgleich, aber dann schlichen sich wieder Fahrlässigkeiten und schwache Abschlüsse im Offensivspiel ein, so dass die Pausenführung für Göppingen auch in Ordnung ging.

Autor: ag | Quelle: VFL Gummersbach