Wolfsburg | Der Gewinn des kriselnden Volkswagen-Konzerns ist im dritten Quartal deutlich eingebrochen.
Das operative Ergebnis liege bei 2,86 Milliarden Euro und damit 41,7 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Nach Steuern liegt das Ergebnis demnach bei 1,58 Milliarden Euro und damit im Vorjahresvergleich sogar 63,7 Prozent niedriger.
Im bisherigen Jahr 2024 liegt das Ergebnis laut Volkswagen bei 12,9 Milliarden Euro und damit 21 Prozent unter dem Neun-Monats-Ergebnis 2023 (16,2 Milliarden Euro). Das operative Ergebnis sei dabei durch die Performance der Markengruppe Core sowie „erhebliche Restrukturierungsaufwendungen“ in Höhe von 2,2 Milliarden Euro beeinträchtigt, so der Konzern.
Beim Fahrzeugabsatz meldete Volkswagen einen Wert von 6,5 Millionen Verkäufen in den ersten neun Monaten 2024. Der Wert liegt 4 Prozent unter dem Ergebnis der ersten neun Monate im Jahr 2023 (6,8 Millionen). Insgesamt sei der Wachstum der Fahrzeugverkäufe in Nordamerika (+4 Prozent) und Südamerika (+16 Prozent) durch Rückgänge in Westeuropa (-1 Prozent) und vor allem in China (-12 Prozent) ausgeglichen worden, hieß es.
Die Volkswagen-Gruppe geht für das Gesamtjahr davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden bei rund neun Millionen Fahrzeugen liegen werden (2023: 9,24 Millionen Fahrzeuge). Für den Konzernumsatz erwartet das Unternehmen einen Wert von rund 320 Milliarden Euro (2023: 322,3 Milliarden Euro). In Bezug auf das operative Ergebnis geht Volkswagen weiter davon aus, rund 18 Milliarden Euro zu erreichen.
Nicht vergessen werden sollte bei diesem Thema dass in 2024 auf Volkswagen (Vz) eine Dividende von 9,06 Euro ausgeschüttet wurde. Die letzte Dividende wurde im Juni 2024 ausgezahlt, die sich auf 4,5 Milliarden Euro summierte. Diese bezog sich auf das Geschäftsjahr 2023.
Vor der Meldung von Volkswagen: Stimmen aus der Politik
Weil warnt vor VW-Werksschließungen
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) spricht sich mit Blick auf die neueste VW-Gehaltsverhandlungsrunde gegen Werksschließungen aus. „Das ist eine unwiederbringliche Maßnahme“, sagte er dem Nachrichtenmagazin Politico (Mittwoch). „Da gibt es klügere Lösungen, als dass man die Brücken hinter sich abreißt.“ Er hoffe, „dass es bis Weihnachten weißen Rauch gibt“.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte unterdessen vor für ganz Deutschland gravierenden Folgen der Krise beim Autobauer Volkswagen. „Die Nachrichten, dass VW einen massiven Stellenabbau plant und Werke in Deutschland schließen wird, sind nicht nur für die Standortkommunen bei möglichen Werkschließungen drastisch, sondern auch für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland ein Alarmsignal“, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger der „Bild“.
Für die von möglichen Werkschließungen betroffenen Kommunen seien die Folgen gravierend. „Es drohen massive Ausfälle bei der Gewerbesteuer sowie eine immense Schwächung des Standortes.“ Zudem drohten ein Dominoeffekt bei den Kommunalfinanzen und weitere Folgen für Arbeitnehmer. Berghegger rief die Politik und den VW-Konzern auf, „alle Möglichkeiten zu prüfen, diese verheerenden Konsequenzen abzuwenden“.
Weil plädierte zur Unterstützung der Hersteller für eine konkrete Einführung von Kaufanreizen für Elektroautos für Privatpersonen: „Mein Vorschlag wäre im Wege einer Steuerermäßigung. Das gibt es auch bei den Wärmepumpen. Das macht Sinn. Und das ist dann ein vernünftiges Pendant zu den Abschreibungen bei den Dienstwagen.“ Zu Kaufanreizen sagte Weil: „Es geht darum, dass wir unter anderem wegen hohen Strafzahlungen bei CO2-Grenzwertüberschreitungen jetzt auch schauen müssen, dass die Elektromobilität wieder flott wird.“
Die Subventionen sollten nicht markengebunden sein, also auch für ausländische Marken gelten. „Das ist Wettbewerb. Wir können an der Stelle jetzt nicht sagen, dass wir bestimmte Sachen ausschließlich kaprizieren auf deutsche Produkte. Volkswagen hat jahrzehntelang vom Wettbewerb profitiert und muss es jetzt auch wieder stellen“, so Weil.
Weil plädierte außerdem für eine Reform der Flottengrenzwertregelung. „Ich will nicht an die Ziele heran, aber wir haben jetzt gerade den Mechanismus: Alle drei Jahre gibt es ein deutliches Absenken. Und gerade im letzten Jahr hat sich der Elektroautomobilmarkt wirklich ganz anders entwickelt, als alle vorher gedacht haben, und das führt dazu, dass viele Unternehmen dann vor unlösbare Aufgaben gestellt werden und am Ende Milliarden an Strafzahlungen zahlen müssen.“ Und gerade in der aktuellen Situation sei dasselbe Geld an anderer Stelle wirklich wesentlich sinnvoller aufgehoben. „Und deswegen will ich, dass man von Jahr zu Jahr graduell absenkt, aber diese abrupten Sprünge vermeidet.“
Kubicki bezeichnet VW-Politik der SPD als „absurd“
Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki bezeichnet die VW-Politik der SPD als „absurd“ und kritisiert Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
„Es ist reichlich absurd, wenn die Sozialdemokraten jetzt eine staatliche Standortgarantie in Aussicht stellen“, sagte Kubicki dem „Tagesspiegel“. Der FDP-Bundesvize fügte hinzu: „So bitter es für die Mitarbeiter von Volkswagen ist, aber die Lösung kann nicht sein, dass der Staat mehr interveniert, sondern sie muss vielmehr lauten, dass er weniger eingreift.“
Kubicki begründete, nicht durch sozialdemokratische Parteitagsbeschlüsse würden Unternehmen konkurrenzfähiger, sondern durch richtige unternehmerische Entscheidungen und verlässliche politische Rahmenbedingungen. „Ich halte es für ein Problem, wenn der Kanzler einen anderen Eindruck vermitteln will, nur um Tatkraft zu simulieren“, so der FDP-Politiker.
VW setzt bei Einsparungen auf Lohnverzicht
Der Autohersteller Volkswagen will den Großteil seines milliardenschweres Sparpakets offenbar über Einschnitte bei der Vergütung erzielen. Dies geht aus einem Dokument des Vorstands hervor, über das das „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe) berichtet. Demnach soll die vorgeschlagene Kürzung der Gehälter bei der Kernmarke VW um pauschal zehn Prozent jährlich knapp 800 Millionen Euro einbringen.
Über eine Streichung verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden würde sich der Betrag damit auf insgesamt etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr summieren, hieß es. Die Hälfte der angepeilten Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro wären damit laut der Auflistung erreicht. „Dies ist möglich, ohne dass eine einzige Stelle gestrichen werden müsste“, hieß es weiter in Konzernkreisen.
Die Schließung und die Abgabe von Werken würde wohl deutlich weniger Einspareffekte haben. In dem Dokument geht der Vorstand dem Bericht zufolge konkret auf die Produktion in Emden mit 8.000 Beschäftigten ein. Durch eine Schließung oder Abgabe könnten jährlich gut 600 Millionen Euro einspart werden, hieß es weiter. Alternativ dazu sei ein Aus der Autofertigung in Zwickau denkbar. Das Werk in Osnabrück birgt dem Dokument zufolge unter dem Strich ein Einsparpotenzial von rund 130 Millionen Euro und die Produktion in Dresden 60 Millionen Euro.
VW will zwar seine Kapazitäten anpassen, nach Möglichkeit aber eine Schließung von Standorten vermeiden. Ziel sei es, im Fall der Fälle neue Eigner für betroffene Werke zu finden, hieß es. Auf der Vorschlagsliste finden sich laut „Handelsblatt“ auch Einsparmaßnahmen für die Komponentenfertigung, die auf 800 Millionen Euro taxiert werden, sowie für die Technische Entwicklung, wo 4.000 bis 6.000 Stellen gestrichen werden könnten. Zur möglichen Gesamthöhe der gefährdeten Arbeitsplätze finden sich in dem Dokument keine Angaben.
Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht konkret zu den möglichen Maßnahmen. Die Diskussion über diese würden intern mit dem Betriebsrat geführt, sagte eine Sprecherin. „Eine Einigung auf ein konkretes Szenario gibt es im Moment nicht.“ Der Betriebsrat reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage.
Mit Material der dts nachrichtenagentur