Gigantische Tische mit einer Höhe von 2,70 bis 5,40 Metern füllen den Oberlichtsaal des Museum Ludwig dreidimensional aus. Auf ihrer Oberfläche als auch darunter sind Arbeiten der Künstlerin platziert, die einem ihr eigentümlichen Thema Ausdruck verleihen: Mit dem „Purple Sloth Rabbit“, einem großen Hasen, dessen Fußsohlen mit dem Wort „Sloth“, zu deutsch Faulpelz, bestickt sind, wird das Thema Faulheit in direktem Bezug aufgegriffen. Faulheit jedoch nicht im abwertenden Sinne zu verstehen, sondern als Synonym für Zeit, die man sich nehmen sollte, so die Kuratorin der Ausstellung Katia Baudin. Dieses Motiv ist in dem sich verändernden Ausstellungsprinzip mit dem Titel „Lazy Susan“, das zuvor in Rotterdam, Bristol und Genf aufgegriffen wurde, allzeit gegenwärtig. Der Begriff bezeichnet im englischen einen rotierenden Tischaufsatz, der sich dreht und Speisen anbietet.

Weibliche Tätigkeiten und scheinbare Trägheit
Das Motiv der „Lazy Susan“ findet sich in der Wahl der Materialien wieder: „Typisch für das Werk von Bonins sind weiche und textile Materialien, die nicht nur Assoziationen zu stereotyp weiblichen Tätigkeiten nahe legen, sondern auch die scheinbare Trägheit ihrer figürlichen Arbeiten unterstützen“, erklärte Baudin. Ebenfalls charakteristisch für das Werk von Bonins sei ihre Bezugnahme zu Arbeiten anderer Künstler: So ist die zentrale Arbeit der vier Lopps der Lazy Susan Series, „Amateur Dramatics“, mit der Aufschrift „Sexmachine“ versehen, die unmittelbar an James Brown denken lässt.

„Wir sind viele“
Die Referenzen und Reminiszenzen als künstlerische Vorgehensweise tragen auch dem Projekt „Wir sind viele“ Rechnung, das von Bonin unter Einbindung von Künstlerkollegen aus unterschiedlichen Bereichen konzipiert hat: Die Teilhabe der Künstler aus Musik, Theater, Literatur, Film und Kunst umfasst Veranstaltungen sowie die Werke der Ausstellung selbst. Viele der Kooperationen sind noch vor der Veröffentlichung des Ausstellungskatalogs am 25. November in einem Art Booklet vertreten, das der Besucher begleitend zur Ausstellung erhält: So hat der Frontmann der deutschen Band Tocotronics, Dirk von Lowtzow, unter anderem ein Interview zwischen von Bonin und Daffy Duck verfasst, das im Booklet nachgelesen werden kann. Moritz von Oswald hat mit eigens für die Ausstellung konzipierten Soundkulissen zur Schau beigetragen. Andere nennenswerte Künstler, die sich an der Ausstellung beteiligen, sind Isabelle Graw und Mark von Schlegell. Letzterer hat beispielsweise Science Fiction Texte geschrieben, die von Frances Scholz anschließend in Filme umgesetzt wurden und ebenfalls die Ausstellung begleiten.


Cosima von Bonins Arbeit „Tagedieb“: ein ‚lügender’ Pinoccio auf einem Schiedsrichterstuhl

Künstlerin an den Turntables
Zur Ausstellungseröffnung heute Abend wird die Künstlerin zwar anwesend sein. Allerdings ziehe sie es vor, sich nicht zur ihrer Person und Kunst zu äußern, so der Direktor des Ludwig Museums Kasper König. An erster Stelle stehe die Unabhängigkeit ihrer Werke, das jedes für sich seine Wirkung entfalten soll. Begleitet wird die Eröffnung von einer Lesung von René Pollesch und Dirk von Lowtzow mit dem Titel „California Suite Rip Off“ und einem Konzert mit Max Loderbauer und Moritz von Oswald unter dem Thema „Dark Electronics&Sequences“. Im Anschluss plant die Künstlerin sich selbst an die Turntables des King Georg zu stellen.

Infobox:

Cosima von Bonin „Cut! Cut! Cut!“
04. November 2011 bis 13 Mai 2012
Museum Ludwig
Eintritt: 10 Euro, erm. 7 Euro
Öffnungszeiten:
Di. bis So. 10:00 bis 18:00 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10:00 bis 22:00 Uhr
Montags geschlossen
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