Köln | Nur wenige Schritte hinter den quirligen Straßen der Südstadt taucht man plötzlich in eine andere Welt ein. Eine Welt in der Wasserfeen für gutes Wetter kämpfen und in der Jongleure und Akrobaten ihren Platz haben. Die blaue Fee steht bereits vor dem Fort im Friedenspark bereit, um die Besucher zu begrüßen und ihnen eine Priese Wünsche-Staub zu verpassen, bevor es am Freitagabend zur Benefiz-Varieté-Show ins alte Gemäuer geht.

Hinter der Fee auf Stelzen steckt die Organisatorin des Festivals und 1. Vorsitzende des Kölner Kleinkunst e.V., Steffanie Wrobel. Auch für sie und ihre Mitstreiter wäre ein funktionsfähiger Wünsche-Staub eine  Hilfe, wenn es um die Finanzierung des Gaukler-Treffens geht, zu dem inzwischen Kleinkünstler aus ganz Deutschland kommen. Zwei Tage lang verwandeln sie den Friedenspark in eine große Bühne und das bei freiem Eintritt.

„Es ist jedes Jahr ein Kampf um die Sponsorengelder. Von der Stadt kann man da nichts erwarten, da gilt Kleinkunst als nicht förderungswürdig“, berichtet Wrobel. Während das Festival im vergangenen Jahr wegen der fehlender finanzieller Unterstützung ausfallen musste, läuft es in diesem Jahr erstmals über drei Tage. „Die Idee dazu entstand, als ich andere ähnliche Veranstaltungen gesehen habe und mir dachte, so etwas fehlt Köln und das obwohl es gut zur Stadt passt“, sagt die Organisatorin.

Dabei ist der Friedenspark mit seinen vielen natürlichen Bühnen der ideale Ort, wie auch die große Resonanz des Publikums zeigt. Dass das Festival in diesem Jahr in dem Umfang stattfinden kann, verdankt man Sponsoren wie dem LVR und der Deutschen Jugend in Europa, die  die Nachwuchsbühne unterstützt, wo am Sonntag junge Zirkuskünstler aus Köln und NRW ihr Können zeigen.

Derweil kommt am Freitagabend Leben auf die Bühne im Fort. So wenn Lulu mit bis zu 25 Hula-hoop-Reifen das Publikum begeistert oder Jongleur René Albert Hüten und Tennisbällen das Fliegen lehrt. Auffallend ist dabei die hohe Kreativität der Künstler, die wie die beiden Akrobaten von Shut up and fly immer wieder innovative Nummern präsentieren. Derweil überlegt sich Moderator Christoph Rummel wie modernes Marketing für Artisten aussieht, die mit „Eyecatchern“ und „Branddesign“ ihre „Targetgroup“ erreichen wollen.

Ihre Zielgruppe findet Lulu in ganz Europa: „Ich bin seit 20 Jahren unterwegs und trete in der Schweiz genauso auf wie in den Niederlanden oder in Dänemark“, sagt die Britin, die Köln lebt. Wichtig ist ihr die Anerkennung ihrer Kunst durch Festivals wie in Köln. „Es ist toll, wenn Leute, das, was wir machen, als cool und positiv für die Stadt empfinden.“ Die spezielle Atmosphäre im Friedenspark ist für Michael Held besonders reizvoll, der gemeinsam mit Partner Felix Feldmann als Bucket & Co. Auftritt und sich am Freitag für die Feuershow verantwortlich zeichnet.

Das Gaukler-Festival öffnet heute um 15 Uhr und morgen um 13 Uhr seine Tore im Friedenspark. Die Künstler präsentieren sich auf den verschiedenen Bühnen im Park. Highlights sind unter anderem Urban & Staedler, die an vier Meter langen Vertikaltüchern den Gesetzten der Schwerkraft trotzen, oder die Rollstuhl-Künstler von Art Obscura, die als Wasserwesen die Südstadt für sich erobern wollen. Um 13 Uhr startet am Sonntag auf der großen Wiese im Park die Nachwuchsbühne. Der Eintritt zum Festival ist an beiden Tagen frei.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Das Gauklerfestival im Friedenspark