Gummersbach | Während der alte und neue Deutsche Meister mit den Rhein-Neckar-Löwen überraschend früh nach dem drittletzten Spieltag der DKB Handball-Bundesliga gekürt wurde, scheint in dem engsten Abstiegskampf seit vielen Jahren Spannung bis zum letzten Spieltag garantiert zu sein. Dabei steht zwei Spieltage vor dem Saisonfinale mit Aufsteiger HSC 2000 Coburg bereits der erste Absteiger fest, und auch der HBW Balingen-Weilstetten hat (nicht zuletzt aufgrund der schlechten Tordifferenz) nur noch geringe Chancen, den Klassenerhalt in der „stärksten Liga der Welt“ zu schaffen. Aber um den (voraussichtlich) dritten Absteiger steht noch ein harter Vierkampf bevor, in den auch unser VfL Gummersbach noch verwickelt ist.

Zwar gelang den Schützlingen von Interimscoach Sead Hasanefendic am vergangenen Mittwoch mit dem kaum für möglich gehaltenen 28:27-Sieg beim Tabellenvierten Füchse Berlin eine faustdicke Überraschung. Aber auch nach dem erst dritten Auswärtssieg in dieser Saison besteht noch kein Grund zur Entwarnung, da gleichzeitig auch die mitgefährdeten TBV Lemgo (29:26 gegen die HSG Wetzlar) und der TVB Stuttgart (28:26 in Minden) doppelt punkteten. So ging aus dem gefährdeten Abstiegsquartett am drittletzten Spieltag lediglich der Bergische HC, der vier Tage zuvor noch einen umjubelten Sieg im bergischen Derby beim VfL gefeiert hatte, durch die 26:28-Heimniederlage gegen den MT Melsungen leer aus.
Unser VfL ist durch den Sieg bei den Berliner Füchsen, die sich vor dieser Partie noch berechtigte Chancen auf die Champions League Qualifikation machten, mit nunmehr 21:43 Punkten zwar wieder auf den 13. Tabellenplatz vorgerückt, aber wenn Christoph Schindler & Co. ein echtes „Abstiegsendspiel“ am letzten Spieltag (10. Juni) beim TBV Lemgo (19:45 Punkte) verhindern wollen, dann müssen sie am Pfingstmontag gegen den alten und neuen EHF-Pokalsieger Frisch Auf Göppingen unbedingt nachlegen. Hinzu kommt, dass die Mitkonkurrenten Bergischer HC (in Magdeburg), TBV Lemgo (beim TSV Hannover-Burgdorf, der in diesem Jahr immer noch auf den ersten Saisonsieg wartet) und der TVB Stuttgart (vor eigenem Publikum gegen Absteiger HSC Coburg) durchaus nicht vor unlösbaren Aufgaben stehen. Und im Vergleich mit dem TVB Lemgo können sich die Gummersbacher auch nicht auf das Torverhältnis verlassen, das bei einer Niederlage in Lemgo durchaus für die Ostwestfalen sprechen könnte.
Für Spannung in der Partie der beiden Altmeister aus Gummersbach und Göppingen, die sich schon in den 1960er Jahren unvergessliche Duelle um die Deutsche Meisterschaft und im Europapokal lieferten, ist also gesorgt. Und die Gäste aus dem Schwabenland, die vor wenigen Wochen noch tief in der Krise steckten, so dass sogar der Stuhl von Trainer Magnus Andersson zu wackeln schien, befinden sich derzeit in einer tollen Verfassung und treten die Reise ins Oberbergische mit großem Selbstvertrauen an. Dabei erwies sich das Final Four im EHF-Cup, das in der heimischen EWS Arena Göppingen ausgetragen wurde, als das Schlüsselerlebnis. So konnten die Göppinger vor heimischem Publikum ihren Vorjahrestriumph im EHF-Cup wiederholen. Auf dem Weg zur umjubelten Pokalsieg wurde der SC Magdeburg, der nach der langen Siegesserie eigentlich als leichter Favorit in diese Partie gegangen war, im Halbfinale mit 33:29 besiegt. Torhüter Primoz Prost, Rückraumspieler Zarko Sesum (9 Tore) und Linksaußen Marcel Schiller (8) waren dabei die Sieggaranten. Im Endspiel ließen die Göppinger dem Vereins-Weltmeister Füchse Berlin beim 30:22-Erfolg nicht die Spur einer Chance, wobei diesmal Weltmeister Lars Kaufmann (8 Tore), Daniel Fontaine und wiederum Marcel Schiller die hervorragenden FA-Kräfte waren.
Und wenn es noch eines Beweises für die augenblickliche Form der Göppinger bedurft hätte, dann sei an den letzten Bundesliga-Spieltag erinnert. Schließlich waren es die Göppinger, die mit ihrem deutlichen 31:27-Sieg gegen die SG Flensburg-Handewitt die Rhein-Neckar-Löwen vorzeitig zum Deutschen Meister kürten. In dieser Partie gehörte wiederum Marcel Schiller (7) zu den erfolgreichsten FA-Torschützen, gefolgt von Spielmacher Tim Kneule (6), Daniel Fontaine (6) und dem Ex-Gummersbacher Adrian Pfahl (4). Allein die Verteilung der Torschützen zeigt die Ausgeglichenheit der Göppinger Mannschaft, die in der Bundesliga lange Zeit hinter ihren Möglichkeiten blieb, nun aber bestrebt ist, den derzeitigen Lauf auch in den letzten beiden Saisonspielen fortzusetzen.
Eine spannende Partie zwischen den beiden Altmeistern dürfte also garantiert sein. Dabei setzt der VfL auch im letzten Saisonheimspiel natürlich wieder auf die eigenen Fans in der hoffentlich ausverkauften SCHWALBE arena. Und die Hoffnungen der VfL-Fans ruhen nicht zuletzt auf Julius Kühn, dem nach sechswöchiger Verletzungspause ein glänzendes Comeback in Berlin gelang und mit 11 Toren, neben Torhüter Matthias Puhle, zu den Matchwinnern beim VfL gehörte.

Autor: ag / Quelle: VFL