Im vorigen Herbst stellte die Stadt erstmals die Grundlagen für ein neues Radverkehrskonzept vor. Im Mittelpunkt damals: die radfahrfreundliche Umgestaltung der Ringe. Geschehen ist seit dem nicht allzu viel, weshalb vor allem Radinitiativen heftig Kritik übten. Jetzt stellte die Stadt ein erweitertes Konzept „Herzlich Willkommen – ZukunftsRadKöln“ vor. Und versprach: Die Ringe werden bis Anfang 2019 fertig.

Zumindest auf 2,4 von insgesamt 5,8 Kilometern im Linksrheinischen. Dazu gehören die Theodor-Heuß-Ring, Ubier-, Salier- und Sachsenring. Überall soll eine Autospur zugunsten einer Vorrangspur für Radfahrer weichen. Allen voran das Stück zwischen Lindenstraße und Zülpicherplatz – hier will man ein halbes Jahr lang beobachten, ob die neue Verteilung auch angenommen wird. Es wird höchstens Tempo 30 erlaubt sein, die Ampelanlagen werden entsprechend geschaltet, eventuell wird es auch mehr Blitzer geben, kündigte Amtsleiter Klaus Harzendorf an.

Schon eingeleitet wurde der Umbau der Ulrichgasse, ebenso der der Gladbacher Straße. Diese soll künftig für Radfahrer in beide Richtungen genutzt werden können. Für das Stück Ebertplatz-Bismarckstraße soll noch ein Gesamtkonzept erarbeitet werden.

Ein „Hauptroutenkonzept“ für das gesamte Stadtgebiet ist in Arbeit

Bis Jahresende soll auch ein „Hauptroutenkonzept“ für das gesamte Stadtgebiet stehen. Es soll die Bezirke miteinander verbinden, von den Hauptrouten werden dann auch die „kleineren“ Straßen im Veedel erschlossen. Der Radfahrbeauftragte Jürgen Möllers versichert, dass dieses Konzept dann auch für andere Ämter – etwa Stadtentwicklung – verbindlich sein wird, wenn neue Wohngebiete geplant werden. Auch bei Straßenbauarbeiten soll es zum Beispiel beim Ausweisen von Umleitungen berücksichtigt werden.

Im Blick der Planer ist hier unter anderem schon die Etzelstraße: Zwischen Weidenpesch und Longerich wird für Autos stadteinwärts zur Einbahnstraße mit breiten Radwegen in beide Richtungen. Die Leverkusener Brücke soll besser erreichbar werden, in Kalk wird der Überweg über die B55a begradigt. Während in Ehrenfeld derzeit eine Bürgerbeteiligung zum Radverkehr läuft, wird sich die Bürgerbeteiligung für die anderen Bezirke auf Anregungen über „RADar“ auf der Webseite www.stadtradeln.de/koeln beschränken. Die Stadt erhofft sich so eine Verringerung doppelter und mehrfacher Hinweise für dieselbe Stelle.

Mit Nachbarkommunen wird über Radschnellwege verhandelt

Zur Zielperspektive, den Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr erheblich zu erhöhen, gehört auch die Berücksichtigung der steigenden Pendlerzahlen. Mit den umliegenden Kommunen ist man im Gespräch über Radschnellwege. Am weitesten sind hier die Überlegungen für die Verbindung nach Frechen, doch bis zur Fertigstellung kann es durchaus noch zehn Jahre dauern, dämpft Harzenburg die Hoffnungen auf eine schnelle Umsetzung.

Auf einigen Abschnitten der Kölner Ringe soll es ab Anfang 2019 so aussehen.  Grafik: Stadt Köln

Fünf „Bike-Tower“ sollen Pendlern das Umsteigen vom Rad auf die Bahn erleichtern. Diese vollautomatischen Park-Türme bieten auf einer Grundfläche von etwa 10 x 10 Metern 120 Stellplätze. Ein erster ist an der KVB-Haltestelle Weiden-West geplant. Im innerstädtischen Bereich hat man sich 100.000 „Haarnadeln“ als Ziel bis 2025 gesetzt. Derzeit bieten sich etwa 30.000 zum Anschließen von Fahrrädern an.

Insgesamt ist das allerdings noch recht vage. So bewegen sich die Schätzungen für die Gesamtkosten zwischen vier und fünf Millionen Euro, auch mittelfristigen Zeitpläne können nicht genannt werden. Immerhin wurde ein externes Beraterteam – die Kosten sind nicht öffentlich – beauftragt, um ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten. Dies bezieht auch andere zuständige städtische Ämter ein. Und das Büro des Fahrradbeauftragten kann sich über drei zusätzliche Stellen zu den schon bestehenden 18 freuen.

Radverkehr profitiert von 10,4 Millionen aus dem „Blitzer-Fonds“

Verkehrsdezernentin Andrea Blome ist optimistisch, dass Köln bald deutlich radfahrfreundlicher wird. Sie verweist auf die 10,4 Millionen Euro, die die Stadt aus dem „Blitzer-Fonds“ zur Verfügung gestellt hat (nicht zurückgeforderte Bußgeldbescheide wegen Tempoüberschreitungen, die zu Unrecht erhoben wurden). Außerdem hofft sie auf Bundes- und Landesmittel. Trotzdem mahnt sie, „die Erwartungen nicht zu hoch zu hängen“.

Die Grünen haben inzwischen das Konzept „ZukunftsRadKöln“ grundsätzlich begrüßt. „So langsam zeigen sich die ersten Ergebnisse aufgrund der durch uns erfolgreich durchgesetzten Stellenzusetzungen. Deutlich mehr Projekte können nun angegangen und auch zeitgleich bearbeitet werden. Köln Mobil 2025 ist weiter unsere Zielmarke“, erklärte Grünen-Sprecher Lino Hammer.

Er befürwortet auch das geplante Kommunikationskonzep und ergänzt: „Die beste Werbemaßnahme ist und bleibt allerdings, die vom Verkehrsausschuss und dem Rat beschlossenen Maßnahmen zügig umzusetzen und stadtweit eine sichere Infrastruktur für den Radverkehr zu schaffen.“.

Autor: ehu