Die Stadtbahn. Foto: Archiv, Kölner Verkehrs-Betriebe AG, Christoph Seelbach

Köln | Auch wenn sich im Zuge der Lockerungen Busse und Bahnen in Köln und der Region wieder gefüllt haben, spüren die Verkehrsbetriebe im ÖPNV die Folgen der Corona-Pandemie immer noch deutlich. Das zeigt auch die Bilanz des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) für das vergangene Jahr.

Insgesamt haben die 25 im VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen 2021 535,26 Millionen Euro erwirtschaftet. Das macht ein Minus von 19,74 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Die Stadtbahn. Foto: Archiv, Kölner Verkehrs-Betriebe AG, Christoph Seelbach

Die Verkehrsbetriebe in der Region spüren die Folgen der Pandemie noch deutlich

„Die Abwärtsspirale bei den Einnahmen hat sich verlangsamt. Trotzdem stehen dem ÖPNV noch schwere Zeiten bevor“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. Es müsse noch Überzeugungsarbeit nach der Pandemie gezeigt werden, um die Menschen für den Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Zug zu überzeugen.

Dafür soll das Tarifangebot mehr auf die neuen Lebensroutinen der Menschen ausgerichtet werde. Dazu gehören laut Vogel neue Angebote wie das „10-Tage-Flexticket“ oder das „Jobticket Light“. Auch die anhaltend extrem hohen Preise für Benzin und Diesel dürften bei manchen Menschen ein Umdenken bewirken.

Dabei hat sich das Verhalten der Fahrgäste im Vergleich zum ersten Corona-Jahr verändert: So waren 2020 die Zeitkarten das stabilste Element bei den Einnahmen der Verkehrsbetriebe. Im Vorjahr wurden dann wieder etwas mehr Fahrkarten wie Einzel- oder Tagestickets im Bartarif gekauft. Hier gab es beim VRS ein Einnahmeplus von 8,3 Prozent auf rund 109 Millionen Euro. Vor allem die Einzel- und das 4er-Ticket „Mobilpass“ legten zu.

Gleichzeitig sind die Einnahmen bei den Zeittickets für Erwachsene um gut zehn Prozent zurückgegangen. In diesem Bereich konnten im Vorjahr Einnahmen in Höhe von knapp 250 Millionen Euro erzielt werden. 2020 waren dies noch gut 278 Millionen Euro. „Diese Entwicklung legt den Schluss nahe, dass die Stammkunden, die dem ÖPNV in der Corona-Krise lange Zeit die Treue gehalten haben, im vergangenen Jahr teilweise zu Produkten des Bartarifs gegriffen haben“, erklärt Vogel.

So sank die Zahl der Zeitkarteninhaber um 57.500 auf 696.000. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Handytickets. Hier konnten die Verkehrsbetriebe die Einnahmen um 20 Prozent auf rund 36 Millionen Euro (Vorjahr: knapp 30 Millionen) steigern.

VRS: „9 für 90“ als Chance

Für das laufende Jahr haben sowohl der Bund als auch das Land NRW bereits signalisiert, den ÖPNV wieder finanziell unterstützen zu wollen. Ob auch für das Jahr 2023, für das Verkehrsexperten anhaltende Einnahmeausfälle erwarten, Gelder fließen werden, ist hingegen zweifelhaft. „Mobilität ist ein Stück Daseinsvorsorge, das es zu bewahren und weiter auszubauen gilt. Um dieses Ziel, auch ohne Blick auf die durch die Corona-Pandemie gebeutelte Situation, zu erreichen, ist eine neue Finanzierungsstruktur unerlässlich.

Die Nutzerfinanzierung, die im VRS rund 75 Prozent der entstehenden Kosten abdeckt, ist an ihre Grenzen gekommen. Wie alternative Modelle, zu denen aus unserer Sicht zwingend eine größere Beteiligung von Bund und Land gehört, aussehen können, lassen wir gerade in einer Studie untersuchen. Die Ergebnisse erwarten wir für den Herbst“, berichtet Vogel.

Eine Chance zur Rückgewinnung von Fahrgästen und die Akquise von Neukunden im ÖPNV sieht der VRS in dem vom Bund für 90 Tage befristet finanzierten Angebot „9 für 90“. „Seit der Sondersitzung der Verkehrsministerkonferenz am 25. März, arbeiten alle Beteiligten in NRW im Austausch mit dem Bund und anderen Ländern sowie den Verkehrsunternehmen mit Hochdruck an der konkreten Umsetzung des Angebots.

Peter Brings in Aktion. Foto: Bopp

Jubiläum: Björn Heuser und Brings kommen zum Fest

Ziel ist, eine Lösung zu entwickeln, die schnell vertrieblich umzusetzen ist und den Fahrgästen dann unbürokratisch zur Verfügung steht. Selbstverständlich muss das neue Angebot auch für Bestandskunden gelten und darf sie nicht schlechter stellen. Der VRS bittet daher seine Stammkunden, ihre Abos nicht voreilig zu kündigen. Sobald weitere Details feststehen, wird seitens der NRW-Verbünde schnellstmöglich auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen informiert“, versichert der VRS-Chef.

Auch in aktuell schwierigen Zeiten gibt es für den Verkehrsverbund etwas zu feiern. In diesem Jahr wird der VRS 35 Jahre alt. In seinem Verbundgebiet leben rund 3,5 Millionen Menschen. Gefeiert wird am 27. August von 10 bis 22 Uhr am Kölner Tanzbrunnen.

Zum großen Familienfest werden Bands wie Kasalla und Brings sowie Solokünstler wie Guildo Horn, Mo Torres und Björn Heuser in Deutz erwartet. Dazu kommen Aktionsflächen mit Spieleshows, ein Hüpfbus, Torwandschießen und eine Fotobox.