Der Vorhang

Das Kölner Opernhaus bei der ersten Premiere am heutigen Sylvestertag um 14:00 Uhr restlos ausverkauft. Die Spielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg im Kölner-Männer-Gesang Verein hat viele treue Fans und das zu Recht.


Henry Ford jr. zu Besuch in den Ford-Werken Köln


Schnell und spritzig, allen Vorurteilen die man mit einem Männergesangsverein normalerweise verbindet negierend, erzählen die Herren die Story Kölns der 50/60er Jahre in hoher schauspielerischer und gesanglicher Qualität. Vor allem dieses perfekte Zusammenspiel ist es, was hier eine richtige große Revue entstehen läßt. Witzig, tänzerisch spitze und vom Publikum, vor allem den auch schon betagteren Ladys, geliebt: Das Männerballett.


Die erste Kölner Modenschau nach dem Krieg bei Kaufhof


Aber man ist sich auch nicht zu schade das Mittel der Persiflage gekonnt einzusetzen. Wunderbar und exzellent in Szene gesetzt bei den nachgestellten Szenen zu den Dreharbeiten zu einem Heimatfilm und zur Matrosenromantik der 50er Jahre. Allein wenn die Männer zu Ihren Lederhosen die roten Zipfelmützen aufsetzen, das ist zum Schreien komisch, ironisch und zartbitter.


So kann man Heimatfilm auch darstellen


oder die Matrosen-Romantik der 50er Jahre, das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, oder?


„Seemann, laß das träumen“ und „Meckie war ein Seemann“, oder war es in Piräus?


Und so reagierte auch das Premierenpublikum. Man und Frau sang mit, schunkelte, schrie vor Freude und lachte sich „kapott“. Aber auch immer wenn es zu den ernsteren Szenen kam, sei es aus dem Krieg, oder der alles im Überfluss habenden Gesellschaft des Wirtschaftswunders, reagierten die Anwesenden nachdenklich und ruhig.


Die Eisdiele in den 50er Jahren


Die Story ist eigentlich schnell erzählt, aber eben die Reminiszenzen und Zwischentöne lassen sie modern und betörend werden. 1945 Trümmerfrauen räumen vor der Kulisse des Kölner Doms und der im Krieg zerstörten Stadt auf. Da kommen erst amerikanische Soldaten mit Schoko, darauf singt Elisabeth Büsgen “ Ich will keine Schokolade, isch will lieber mingen Mann… einen den ich bützen kann…“ Heimkehrer treten auf und Josef Büsgen, glücklich vereint gehen Sie nach Hause.


Karneval in Ruinen, stark in Szene gesetzt 


Da hielt es das Publikum fast nicht mehr auf den Stühlen, bei Hits wie „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ oder „Wir losse net vom Fasteleer“ und „Dat Hätz von der Welt dat steht in Köln“


Dann geht es mit rasantem Tempo durch das Wirtschaftswunder, angekündigt von Henry Ford jr. bei seinem Besuch im Kölner Ford-Werk. Und hier beginnt auch die Karriere von Ingenieur Peter-Paul Hartwich, der das Taunus Buckel Cabriolet schafft. Modenschau im Kaufhof, Szenen im Eiscafe und im Zuhause der beiden Familien, die eine bürgerlich reich, die andere bürgerlich ärmer angelegt. Hier der Herr Ingeniör, da der KVB-Fahrer.


Und dennoch verweben sich die beiden Familiengeschichten durch Sohn Michael Hartwig und Tochter Silvia Büsgens, beide blendend gespielt von Thorsten Bittner und Gerd Oberrecht (Silvia). Sie verlieben sich auch gegen den anfänglichen Widerstand der Eltern, kommt es bei der Demonstration von Studenten gegen die KVB-Preiserhöhungen zu einem persönlich dramatischen Zwischenfall…


Alle rocken im Wohnzimmer der Hartwigs, der Onkel aus USA, die Friseuse Silvia die bald Weltmeisterin sein wird…


Großes Kino, wir sehen Männer in Pettycoats und Männer in weißen 50er Anzügen, im Roxy Filmpalast beim gemeinsamen Heulen zu „Im Winde verweht“. Wir sehen Szenen aus dem zerbombten Köln und den ersten Rosenmontagszug, bei dem alle singen „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ Natürlich gibt es für die Verliebten ein Happy End, ein grandioses Finale im Tanzbrunnen, soviel sei verraten…


Aufgestiegene Klüttenmänner erzählen den politischen und historischen Zusammenhang


Großes Männerbalett


Jürgen Nimptsch, der die Gesamtleitung inne hatte spielte selbst den Moderator


Musikalisch hören Sie alles was in den 50/60 er Jahren en vogue war, teilweise mit neuen pfiffigen Texten, teilweise im Original. Der Chor und die Solisten sind perfekt, das Orchester Bergische Symphoniker ausgezeichnet. Von nix kütt nix ist eine hervorragend inszeniertes, choreographiertes Singschauspiel, das durch ein modern auf die wesentlichen Bestandteile reduziertes Bühnenbild zu einem Unterhaltungsmonument wird, authentischer und besser als manches in dem blauen Zelt, neben dem HBF,  mit viel internationalen Ex-Stars hochgehippte Musical. Gehen Sie mal wieder in die Oper, es lohnt sich!


Minutenlange Standing Ovations gab es vom völlig begeisterten Publikum


Bis Faschingsdienstag können sie „Vun nix kütt nix“ in der Kölner Oper bewundern. Alle genauen Termine finden Sie in unserem Karnevalsterminkalender, hier auf karnevalzeitung.de.


Daten und Fakten zum Stück:
Gastspiel 2005
Cäcilia Wolkenburg
Bühenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein

Divertissementchen in 19 Bildern von Marion Grundmann und Fritzdieter Gerhards

Dialektfassung und Liedtexte: Helmut Löffel
Musik und Arrangements: Thomas Guthoff
Musikalische Leitung: Bernhard Steiner
Inszenierung: Fritzdieter Gerhards
Bühnenbild: Bettina Neuhaus
Kostüme: Judith Peter und Ulrike Zimmermann
Choreographie: Hilde und Peter Schnitzler
Licht: Hans Toelstede

Gesamtleitung: Jürgen Nimptsch