Köln | Wer von der Äußeren Kanalstraße in die Subbelrather Straße einbiegt sieht ein neues Veedelsquartier emporwachsen: Lück nennt es Projektentwickler wvm. 216 Wohnungen entstehen, sowohl Mietwohnungen als auch Eigentumswohnungen. Das Besondere an dem neuen Quartier ist nicht nur die klassische Autofreiheit oder das Photovoltaik auf dem Dach verbaut wird, sondern die innovative Haustechnik: die Wärme kommt aus dem Kanal auf der Äußeren Kanalstraße und wird mit einer Wärmepumpe auf 40 Grad Vorlauftemperatur gebracht.
Und das geht so
Auf der Äußeren Kanalstraße ist ein Schacht geöffnet, der in Kölns Unterwelt führt. Hier liegt ein Abwasserkanal mit drei Metern Durchmesser. Auf dem Boden des Kanals fließt immer Abwasser. Regnet es im Kölner Westen, dann füllt sich der Kanal schon einmal vollständig, je nach Regenintensität. Das Unternehmen Uhrig legt in den eigentlichen Abwasserkanal auf einer Strecke von 120 Metern Edelstahlbleche und Rohre ein und aus. Durch dieses fließt kühleres Wasser als das 8 Grad warme Kölner Abwasser. Das Wasser in den Blechen wird so erwärmt und zur Wärmepumpe geführt, die in der Nähe in der Heizungszentrale des Quartiers Lück arbeiten wird. Diese bringt mit Strom das vorerwärmte Wasser auf 40 Grad Vorlauftemperatur, die die Heizung benötigt, um für die zukünftigen Bewohner:innen wohlige Wärme und Wohlfühlmomente zu erzeugen. Dazu nutzt sie 20 Prozent des von der 99 kwp Photovoltaikanlage erzeugten Stroms von einigen Dächern des Quartiers Lück. Das ist sehr effizient, denn so gelingt es, aus einer Einheit Strom fünf Einheiten Wärme zu erzeugen. Nur an extrem kalten Tagen kann eine Power to Heat-Anlage zugeschaltet werden, um die Temperatur zu erreichen. Die Entwickler in Ehrenfeld gehen davon aus, dass dies nur 2 Prozent der Wärmemenge ausmachen werde. Und auch das Warmwasser, das dezentral in den 216 Wohneinheiten produziert wird, ist durch die Abwärme und die Wärmepumpe vorerwärmt. Im neuen Quartier Lück ist das Konzept der Nutzung erneuerbarer Energien umgesetzt.
NRW-Ministerin Scharrenbach lobt das Quartier. Das Land NRW fördert die öffentlich geförderten Wohnungen mit 12,5 Millionen Euro. Im Quartier Lück, so wvm, werde das kooperative Baulandmodell umgesetzt und 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen geschaffen. Scharrenbach lobte die Stadt Köln für den seit 10 Jahren zur Verfügung stehenden Wärmepotenzialatlas, mit dem Investoren sehen könnten, wo in Köln überschüssige Energie zur Verfügung stehe. Die Stadtentwässerungsbetriebe sprechen von 7 Prozent des Kölner Kanalnetzes, die für Projekte wie Lück nutzbar wären. Einige Schulen in Köln werden so mit Wärme versorgt. Aber es gibt ein Problem. Die Kanäle liegen auf öffentlichem Grund und nicht alle Projekte grenzen direkt an die nutzbaren Kanäle. So auch nicht das Projekt Lück. Ein Nachbar gestattete die Durchleitung mit Rohren auf seinem Grundstück. Damit konnten die Wärmetauscher im Kanal an der Äußeren Kanalstraße mit der Heizungszentrale verbunden werden. Die hier fehlenden rechtliche Rahmenregelungen wurden angemahnt. Scharrenbach betonte, dass NRW mit Projekten wie Lück seine Technologieoffenheit zeige. Dort wo Möglichkeiten bestehen können diese innovativen Lösungen eingesetzt werden und dort wo das nicht gehe auf fossile Energieträger zurückgegriffen werden.
Kein Mieterstrom
20 Prozent der Leistung der 99 kwp Photovoltaik gehen in die Wärmepumpe und 80 Prozent werden ins Netz eingespeist. Da nicht alle Dächer in dem neuen Komplex mit Photovoltaik versehen sind, auch um die Leistung der Photovoltaik auf 99 kwp zu begrenzen, ist kein Mieterstrom möglich. Das ist schade.
Das Quartier Lück soll 2025 fertiggestellt sein. Mit seinem innovativen Energiekonzept ist es die erste große Wohnanlage in Köln, bei der so ambitioniert erneuerbare Energie genutzt wird. 216 Wohnungen entstehen, davon sind 67 öffentlich gefördert. Lück wird mit 100 Prozent erneuerbarer Energie betrieben. Der Gesetzgeber fordert lediglich eine Quote von 65 Prozent. So gelingt Energiewende.