Köln | Die große Tintoretto-Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum beginnt erst am 6. Oktober. Doch schon jetzt wirbt eine moderne Auseinandersetzung mit dem einstigen Kunstrevolutionär im Museums-Foyer dafür. Das monumentale Bild des Spaniers Jorge Pombo wird sogar nachts angestrahlt , um die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu lenken.

1547 sorgte Tintoretto mit seinem Monumental-Gemälde „Sklavenwunder“ (4,10 x 5,41 Meter) in venedig für einen Skandal. Es zeigt nach einer alten Legende, wie ein zum Christentum bekehrter Sklave dank der Hilfe des Heiligen Markus jeder Foltermethode widersteht: Die Messer, mit denen man ihm die Augen ausstechen will, zersplittern; der Hammer, mit dem man ihm den Kiefer zerschlagen will, wird weich wie Gummi.

Das Thema gefiel wohl, nicht aber die Malerei. Da kann man ja jeden Pinselstrich, empörten sich die an die „klassische“ Malweise gewohnten Kunstexperten. Und außerdem: Wie kann man den Heiligen Markus auf dem Kopf stehend zeigen? Doch trotz der Kritik: Für Tintoretto war es der Durchbruch, er wurde zum Starmaler in der Lagunenstadt.

Tintorettos Original kommt nicht aus Venedig nach Köln

Fast 500 Jahre später hat der spanische Künstler Jorge Pombo sich dieses Bildes angenommen. Seine Interpretation ersetzt das Original, das nicht aus Venedig nach Köln kommen wird. Pombo malte es zunächst nach – auch in der ursprünglichen Größe. Dann schüttete er ein Lösungsmittel auf die Farben, die daraufhin miteinander verschwammen. Teilweise bearbeitete er es mit einem Rakel.

Das Ergebnis ist eine „abstrakte“ Wiedergabe, bei der – nur ein Aspekt – keinerlei Pinselstriche mehr zu erkennen sind. Wohl aber lässt sich die ursprüngliche Komposition mit ihren Figuren erahnen. Und in seiner Farbenpracht steht es dem Original auf keinem Quadratzentimeter nach. Eine „moderne Paraphrase“ nennt Roland Krischel, Leiter der Mittelalterabteilung des Museums, diese Arbeit. Der Künstler bezieht sich auf moderne Vorbilder wie Jackson Pollock oder den Kölner Gerhard Richter.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Jorge Pombo erklärt seine Interpretation von Tintorettos „Sklavenwunder“.