Köln | Als „Goldenes Zeitalter“ der niederländischen Malerei ging das 17. Jahrhundert in die Kunstgeschichte ein. Eine kleine, aber feine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum lenkt jetzt den Blick auf ein spezielles Thema der Maler dieser Zeit: „Heiter bis wolkig – Naturschauspiele“ zeigt den blick in den Himmel.

„Da stimmt alles“, lobt Franz Molé vom deutschen Wetterdienst nicht nur „Gewitter über Dordrecht“, um 1645 von Albrecht Cuyp gemalt. „Windrichtung, Wolken, Licht und Blitze: Der Maler hat alles in einem Bild angefangen“. Im Vordergrund zwei liegende Kühe, vom letzten Sonnenschein bestrahlt: die Ruhe vor dem Sturm. Auf dem Horizont windgepeitschte Bäume: Das Unwetter kündigt sich an. Über dem Horizont und dem Panorama der Stadt Dordrecht die dunklen Wolken, durchzuckt von grellen Blitzen: Das Gewitter ist in vollem Gange. Und ganz hinten leuchtet schon wieder der helle Himmel.

Arbeiten von 12 Künstlern des „Goldenen Zeitalters“

Dieses Bild aus der Züricher Sammlung Bührle ist das einzige 16, das nicht aus den hauseigenen Beständen kommt. Nicht wenige der Arbeiten von Cuyp, Jakob van Ruisdael, Jan van Goyen oder eher Unbekannten wie Simon de Vlieger, Jan van de Capelle – darunter auch die beiden Flamen Paul Bril und Marten Rijckaert (insgesamt 12 Künstler) – wurden in der Vergangenheit nur selten ausgestellt. Sind also eine echte Entdeckung für den Ausstellungsbesucher.

Eine „Entdeckung“ als selbstständiges Thema waren in jener Zeit auch die Naturschauspiele für die Maler. Grandiose Wolkenbilder gab es zwar auch schon davor, doch waren sie – wie drei Beispiele aus dem 16. Jahrhundert zeigen – vor allem atmosphärischer Hintergrund etwa für die tragische Geschichte von Dädalus und Ikarus, der der Sonne zu nahe kam, oder für idyllische Hirtenszenen.

Die Wolken türmen sich zu wahren Phantasiegebilden auf

Die Künstler des „Goldenen Zeitalters“ aber wollten Macht und Pracht einer aufstrebenden Nation festhalten. In Stillleben, Porträts, Genrebildern – oder eben in Landschaften mit viel Himmel. Das flache Land bot sich gerade zu an, darüber den Himmel aufzutürmen. Cumulus (Haufenwolke), Cirrus (Federwolke) oder Nimbostratus (Regenwolke) – diese Begriffe gibt es erst seit gut 200 Jahren. Doch auf diesen Bildern, wozu auch das Spezialthema „Marinemalerei“ gehört, sind sie alle schon zu sehen.

Da türmen sie sich zu Gebilden auf, die die Phantasie wecken. Lassen der Sonne kleine Wolkenlöcher, durch die sie die Landschaft unter ihnen bestrahlen kann. Grau rauschen sie heran und künden Unheil an. Rosig strahlen sie in der Morgen- oder Abendsonne. Über dem Meer verlieren sie sich im Dunst, im Licht löst sich der Horizont auf. Nachts verhüllen Schleierwolken den Vollmond.

Fast unwichtig erscheinen da die Passagiere. Die auf die auf dem Pier auf nächtliche Fahrt warten. Oder die Fischer, die am Strand ihren Fang entladen, die Spaziergänger oder Pferdefuhrwerke auf dem Sand. Doch zeigt sich auch bei ihnen das Können, ebenso wie beim Spiel der Wellen, das von ruhiger See bis zu wilder Gischt reicht, und in denen sich das fahle Mondlicht spiegelt.

[infobox]„Heiter bis wolkig – Naturschauspiele in der niederländischen Malerei“ bis 4. Februar 2018, Wallraf-Richartz-Museum, Obermarspforte, Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Und 3. Donnerstag im Monat 10-22 Uhr. Führungen und Begleitprogramm: www.wallraf.museum

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Foto: WRM | „Boote auf der Zuidersee vor Naarden“ zeigt das Bild von Ludolf Backhuyzen, entstanden um 1661.

Autor: ehu | Foto: SIK-ISEA, J. P. Kuhn/ WRM
Foto: Um 1645 malte Aelbert Cuyp das „Gewitter über Dordrecht“.