„Wasser marsch!“ hieß es heute Mittag an den neu revitalisierten und instandgesetzten Lindenthaler Kanälen, als Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker per Telefon die Flutung der Kanäle veranlasste. „Für Lindenthal ist es ein wirklich mehr als schöner Tag“, so Blömer-Frerker, „denn die meisten hatten gar nicht mehr mit einer Fertigstellung der Baumaßnahmen in diesem Jahr gerechnet! Umso glücklicher bin ich nun, dass es doch noch geklappt hat. Wir wussten natürlich immer, das diese Maßnahmen zur Sanierung der Kanäle teuer werden würden aber es hat sich meiner Meinung nach wirklich gelohnt.“


Die Lindenthaler Kanäle fließen wieder. Am Ufer kann man eine aus Wasserbausteinen angelegte Stütze der Uferwände sehen.


Aus alt mach neu
Viele Fische seien aus dem Rautenstrauch- und Clarenbachkanal in Lindenthal gefischt worden, denn zu viel Schlamm und eine schlechte Wasserqualität hätten die Kanäle zu einem mehr als ungeeignetem Lebensraum für Tiere gemacht, der zudem auch über die Jahre an Ansehnlichkeit verloren habe, so Friedrich Wissing, Entwurfsverfasser der einzelnen Maßnahmen zur Sanierung der Kanäle. Um eine erfolgreiche Revitalisierung, also Neubelebung und Instandsetzung, der Kanäle zu gewährleisten, habe man dabei unter anderem folgende Pläne umgesetzt:

Bau von Anlagen
Jeweils vor dem Rautenstrauch- und dem Clarenbachkanal wurde 1 Becken installiert, dass für einen gleichmäßigen Fluss des Wassers sorgen und zu dessen zusätzlicher Reinigung und Belebung beitragen soll. Ein unterirdisches Kanalsystem sorgt dabei dafür, dass ständig Wasser aus dem Kanal abgepumpt und unterirdisch zurück in die neu angelegten Becken gespeist wird. Somit bleibt das Gewässer ständig in Bewegung auch wenn der Wasserzufluss nicht aktiv ist.

Entschlammung
Fast 600.000 Tonnen Schlamm sind laut Wissing den Kanälen entnommen worden. Den restlichen Schlamm habe man lufttrocknen lassen, sodass er sich in eine „quasi Erde“ verwandelt habe, um als geeigneter Grund und Boden dienen zu können. Zuletzt seien die Kanäle in den achtziger Jahren entschlammt worden, was nun zur Folge hatte, dass sich eine zu große Menge Schlamm angesammelt hatte, die zur Revitalisierung der Kanäle dringlich entfernt werden musste.

Instandsetzung der Ufer
Die Uferprofile im Rautenstrauch- und Clarenbachkanal hätten nur wenig verändert werden können, so Wissing, da der historisch zur Verfügung gestellte Raum von den Wurzeln alter Bäume durchzogen gewesen sei. Auf Wasserspiegelhöhe wurden daraufhin die alten Palisaden-Stützen durch eine Folgekonstruktion mit Geotextil und Wasserbausteinen nur kaschiert anstatt ersetzt. Zudem wurden der Rasenbelag vom Ufer bis zum Wegrand erneuert und Uferpflanzen gepflanzt, die das Wasser noch einmal zusätzlich reinigen sollen.

Schmutzfänger
Eigens vor jeder Brücke angebrachte Oberflächenabzüge (ähnlich einer Dunstabzugshaube) sollen für eine ständige Wasseroberflächenabtragung mit all ihren Verschmutzungen sorgen, die sich auf ihr befinden, sprich Blätter, Ölfilme, Müll etc. Die Auffangbehälter dieser Schmutzfänger könne man dabei mit einem Sauggerät von der Brücke aus entleeren, so Wissing.

Maßnahmen zur Wasserqualitätsverbessung
Die aus dem Kanal entnommenen Fische sollen laut Wissing nur teilweise wieder in die Kanäle zurück entlassen werde, denn zu viele Fische würden das Wasser zu sehr verschmutzen. In Zukunft werde es also mehr Amphibien als Fische in den Kanälen geben. Auch die zahlreichen Enten, die sich gerne rund um die Lindenthaler Kanäle aufhielten, sollen, wenn möglich, deutlich reduziert werden. Ein striktes Fütterungsverbot dieser Tiere und die Aufklärung der Besucher durch Informationstafeln sollen dabei helfen.   


Wasser marsch! Bezirksbürgermeisterin von Lindenthal, Helga Blömer-Frerker gibt den Startschuss zum Fluten der Kanäle per Telefon zusammen mit Hanne Mick von der Regionale 2010 Agentur und Friedrich Wissing, Entwurfsverfasser der Kanalsanierungen.

Die Finanzierung
Die Kosten der Revitaliserungsmaßnahmen der Kanäle sollen sich laut Aussage von Hanne Mick von der Regionale 2010 Agentur aus einer Mischfinanzierung zwischen Stadt, Bund und einem eigens für regionale Bauprojekte angelegtem Eu-Fonds erschlossen haben. Dabei habe der Fonds 50 % der Kosten übernommen, die Stadt Köln selbst einen Eigenanteil von 20 % und der Bund die restlichen 30 %. Mick sprach dabei von einem Gesamtkostenbetrag von knapp einer Millionen Euro.

Den Rautenstrauch- und den Clarenbachkanal haben Fritz Schumacher und Fritz Encke 1925 als grüne Verbindung zwischen dem Inneren und Äußeren Grüngürtel angelegt. 

[lz]