Düsseldorf/Dortmund  | Jan Marc Eumann steht laut einem Medienbericht unter Plagiatsverdacht. Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe hat die Technische Universität Dortmund ein offizielles Überprüfungsverfahren gegen den SPD-Politiker eingeleitet. Dabei gehe es um die Doktorarbeit aus dem Jahr 2011. Eumann habe vor allem seine eigene Magisterarbeit von 1991 aufgepeppt, ohne dies im Text der Doktorarbeit deutlich zu machen oder seine eigene Arbeit zu zitieren. Der Vorwurf laute „Selbstplagiat“.

Die Uni Dortmund und der SPD-Politiker waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der WAZ sagte der Medienpolitiker, dass seine Promotion „unter vielerlei Gesichtspunkten eine inhaltlich-substantielle Erweiterung“ seiner unveröffentlichten Magisterarbeit darstelle. Die Überprüfung durch die Unikommission sei auch in seinem Interesse. Als Vorsitzender der SPD-Medienkommission ist Eumann auch auf Bundesebene für Medienfragen zuständig.

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Marc Jan Eumann in sieben Daten

– Marc Jan Eumann wurde am 26. Februar 1966 in Hamburg geboren;

– er ist verheiratet und hat drei Töchter;

– nach dem Abitur begann er 1985 sein Magisterstudium der Geschichte und des Völkerrechts in Bonn und Köln;

– im Mai 1987 trat Eumann der SPD bei und war von 1990 bis 1992 Referent im Büro des Kölner Oberbürgermeisters Norbert Burger (SPD);

– im Jahr 1995 wurde er in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt und saß dort bis 2010 als Abgeordneter;

– seit Juli 2006 ist Eumann Vorsitzender der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand in Berlin;

– nach der rot-grünen Regierungsübernahme in NRW wurde er 2010 Staatssekretär im Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien

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Hintergrund: Plagiatsvorwürfe gegen Politiker – Vorwürfe, verlorene Titel und Rücktritte – Von Guttenberg bis Schavan

Der SPD-Medienexperte und NRW-Staatssekretär Marc Jan Eumann steht unter Plagiatsverdacht. Seit dem Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im März 2011, der weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte, geraten Politiker immer wieder ins Visier von Plagiatsjägern. Die Nachrichtenagentur dapd stellt die prominentesten Fälle vor:

– Karl-Theodor zu Guttenberg: Am 16. Februar 2011 berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ von Plagiatsvorwürfen. Die Universität Bayreuth entzieht dem damaligen Verteidigungsminister eine Woche später den Doktortitel. Am 1. März 2011 tritt der CSU-Politiker wegen der zu großen Teilen abgeschriebenen Arbeit vom Ministeramt zurück. Strafrechtliche Ermittlungen gegen Guttenberg stellt die Staatsanwaltschaft Hof später gegen Zahlung von 20.000 Euro ein.

– Veronica Saß: Wegen Plagiats verliert die Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) am 11. Mai 2011 ihren Doktortitel. Der Promotionsausschuss sei zu dem Ergebnis gekommen, dass erhebliche Teile der Dissertation abgeschrieben seien, teilt die Universität Konstanz mit. Saß legt Widerspruch gegen den Entzug des Titels ein und klagt. Das Verwaltungsgericht Freiburg weist die Klage gegen den Titelentzug am 24. Mai 2011 ab.

– Silvana Koch-Mehrin: Am 15. Juni 2011 entzieht die Universität Heidelberg der FDP-Europaabgeordneten den Doktortitel. Ihre Arbeit über die Lateinische Münzunion bestehe „in substanziellen Teilen aus Plagiaten“, begründet die Universität ihren Schritt. Nachdem die Uni den Widerspruch gegen die Aberkennung ablehnt, reicht Koch-Mehrin im Dezember 2011 beim Verwaltungsgericht Karlsruhe Klage ein. Wegen der Plagiatsvorwürfe legt die FDP-Politikerin ihre politischen Ämter und behält lediglich ihr Mandat im Europäischen Parlament.

– Jorgo Chatzimarkakis: Am 13. Juli 2011 erkennt die Universität Bonn dem FDP-Europaabgeordneten den Doktortitel ab. In „zahlreichen Fällen“ seien aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden worden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet gewesen seien, teilt die Hochschule mit. Chatzimarkakis spricht von seiner Arbeit als einem „Grenzfall“ und nennt die Entscheidung „sehr bitter“.

– Bijan Djir-Sarai: Die Doktorarbeit des FDP-Bundestagsabgeordneten wird von der Universität Köln überprüft – am 5. März 2012 verliert er seinen Titel. Die Plagiatsfahnder der Internetseite „VroniPlag“ finden auf 45 Prozent der Seiten zweifelhafte Stellen.

– Margarita Mathiopoulos: Die Politikberaterin und Wissenschaftlerin, die seit 2002 der FDP in außenpolitischen Fragen zur Seite steht, verliert am 18. April 2012 ihren Doktortitel der Universität Bonn. Wegen der Arbeit war Mathiopoulos bereits Ende der 80er-Jahre in die Kritik geraten. Damals wurden handwerkliche Mängel, aber keine schwerwiegenden Verfehlungen festgestellt. Mathiopoulos klagt vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen den Titelentzug und verliert.

– Florian Graf: Der Berliner CDU-Fraktionschef stellt bei der Universität Potsdam am 27. April 2012 den Antrag, seinen Doktortitel wegen mehrerer Plagiate zurückzugeben. Graf bleibt trotz der Affäre im Amt: Seine Fraktion spricht ihm am 3. Mai 2012 mit 88 Prozent das Vertrauen aus.

– Bernd Althusmann: Nicht immer führt die Überprüfung einer Doktorarbeit zur Aberkennung des Titels, wie der Fall des niedersächsischen Kultusministers zeigt. Eine Prüfkommission der Universität Potsdam bescheinigte der Dissertation des CDU-Politikers am 1. Dezember 2011 zwar eine Vielzahl formaler Mängel. Jedoch erfüllten die Verstöße laut Kommission nicht den Tatbestand des wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Althusmann behält den Doktortitel.

– Annette Schavan: Gegen die Bundesbildungsministerin werden Vorwürfe auf der Plattform http://schavanplag.wordpress.com erhoben. Der CDU-Politikerin wird vorgeworfen, in ihrer 32 Jahre alten Doktorarbeit „Person und Gewissen“ Textpassagen unsauber übernommen zu haben. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf will sich am 22. Januar mit dem Verdacht befassen und prüfen, ob er ein Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels einleitet. Schavan hat wiederholt beteuert, ihre Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen erstellt“ zu haben.

Autor: dapd