Köln | aktualisiert | Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln lässt bis auf weiteres ihre Teilnahme an der Baustellenkoordinierungsrunde im Rheinland ruhen. Anlass sei die Errichtung einer einjährigen Baustelle zur Erhöhung des Lärmschutzwalls durch „Straßen NRW“ am Autobahndreieck Heumar, so die Kölner IHK. Der bisherige Versuch, die Großbaustellen in der Koordinierungsrunde der Bezirksregierung Köln zu steuern, scheine aus Sicht der Wirtschaft gescheitert zu sein, so die IHK. Indes verteidigen Kölner SPD-Politiker das Bauvorhaben.

Die Baustellenkoordinierung im Rheinland werde mit der Einrichtung dieser Baustelle am Autobahndreieck Heumar ad absurdum geführt, so die Kölner Kammer. Die Baumaßnahme belaste den deutschlandweit neuralgischen Verkehrsknotenpunkt Heumarer Dreieck mit rund 100.000 Fahrzeugen am Tag über ein Jahr unnötig. „Die Baustelle ist beispielhaft für die aktuelle Situation im Verkehrssektor. Die Wirtschaft fordert eine verstärkte Koordinierung der Haushaltsmittel, der Großbaustellen untereinander, wie auch der Ablaufsteuerung der Baustellen,“ so Dr. Ulrich S. Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kölner IHK. Er fügt hinzu: „Im Falle von Verkehrsbeschränkungen müssen die Bedürfnisse der Unternehmen ausreichend berücksichtigt werden und sie müssen verhältnismäßig sein“.

Die IHK Köln betont, dass die Erreichbarkeit der Region und der Zustand der Infrastruktur wichtige Standortfaktoren sind, die mit Investitionsentscheidungen und Arbeitsplätze eng verknüpft sind.

Kölner SPD-Politiker verteidigen Bauvorhaben

Die Kölner SPD verteidigt das Lärmschutz-Bauvorhaben auf Höhe Rath/Heumar. Als Bundes- und Landtagsabgeordnete hätten sich Martin Dörmann, MdB und Jochen Ott, MdL gemeinsam mit dem SPD-Stadtbezirksvorstand und den SPD-Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Rath/Heumar immer in besonderer Weise für den verbesserten Lärmschutz für die Menschen vor Ort eingesetzt, so eine gemeinsame Presseerklärung.

Schon seit den 1970er Jahren wartet die vom Autobahnlärm geplagte Nachbarschaft schon viel zu lange auf einen zeitgemäßen baulichen Lärmschutz mit Schutzwänden modernster Technik. Während überall in den passiven Lärmschutz investiert worden sei, seien an dieser sensiblen Stelle wichtige Maßnahmen ausgeblieben, so die Erklärung von Dörmann und Ott. Die bestehenden Wände stammten aus den 1970er Jahren und zählten zu den ersten dieser Bauart.

Deshalb habe die Fertigstellung dieses Lärmschutzes für die SPD weiterhin höchste Priorität im Interesse der Anwohnerschaft. Man wolle „unnötigen Stau vermeiden und die Baustellenplanung optimieren.“ Die fachliche, ingenieurtechnische Umsetzung der Baumaßnahme sowie die Idee einer „Wanderbaustelle“ sei „grundsätzlich Expertensache.“ Sie bleibe dennoch kritisch zu hinterfragen, weil die Koordination der Bauabläufe in der gewählten Form prüfenswert erscheine.

Man setze sich weiterhin mit der SPD vor Ort für eine zügige Fertigstellung aller vertraglich geregelten Baumaßnahmen zur Umsetzung des Lärmschutzes ein und  werde die Anwohnerinnen und Anwohner über das weitere Geschehen unterrichten. Die A3 sei im betreffenden Ortsbereich eine sehr stark belastete Strecke, so Dörmann und Ott in ihrer Erklärung. Die Fahrbahnen führten – „aufgrund einer zweifelhaften Gesamtplanung der Autobahnführung der 1930er Jahre“ – mitten durch den Stadtteil Rath/Heumar mit über 10.000 Einwohnern. Deren Ruhebedürfnisse blieben für uns auch in Zukunft mit hohem Vorrang schützenswert.

Kölner Handwerkskammer fordert von Straßen.NRW den unverzüglichen Abbau der Baustelle

Die Arbeit in der Verkehrskonferenz der Bezirksregierung Köln, die Bemühungen die Baustellen auf dem relevanten Straßenverkehrsnetz aufeinander abzustimmen, werde durch die Baustelle am Autobahndreieck „ad absurdum geführt“, so Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln in einer schriftlichen Erklärung. Die Handwerkskammer werde nichts unversucht lassen, sie werde sich schriftlich an NRW-Verkehrsminister Groschek wenden. „Mit dieser Pressemitteilung fordern wir auch öffentlich, die Baustelle am Heumarer Dreieck abzubauen und den Austausch der Lärmschutzwände zu verschieben. Solche unnötigen Baustellen bringen nun das Fass bei der regionalen Wirtschaft zum Überlaufen“, so Weltrich.

Weltrich hinterfragt in dem gleichen Schreiben auch den ab Frühjahr 2015 geplanten Ausbau der A 3 zwischen den Anschlussstellen Köln-Mülheim und Leverkusen von drei auf vier Fahrspuren. Die Kammer habe Minister Groschek in dieser Angelegenheit bereits vor Monaten angeschrieben und wegen der Verkehrsbeschränkungen auf der Leverkusener Brücke und den Arbeiten am Tunnel Kalk eine zeitliche Verschiebung des Ausbaus angeregt. Man sei aber auf eine ablehnende Haltung im Ministerium gestoßen.

Autor: dd | Foto: ChJ
Foto: Das Gebäude der Kölner IHK Unter Sachsenhausen