Köln | aktualisiert | Anlässlich des Welt-Aids-Tages am morgigen Donnerstag, 1. Dezember, wurde in der Kölner Innenstadt auf der Schildergasse heute zwischen 12 und 14 Uhr ein neun Meter hohes, durchsichtiges Kondom aufgestellt. Die Entwicklungsorganisation Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) wolle mit dieser einmaligen Aktion darauf aufmerksam machen, dass es einen Weg gibt sich vor der Immunschwächekrankheit zu schützten: und zwar mit einem Kondom.

Anlässlich des Welt-Aids-Tages gab es heute auf der Schildergasse neben dem neun Meter großen Kondom einen Stand des DSW. Interessierte konnten vor Ort an einem „Aids-Quiz“ teilnehmen und kleine Gewinne mitnehmen. Das „Aids-Quiz“ beinhaltete fragen wie: „Was ist der Unterschied zwischen HIV und Aids?“, „Wo traten die ersten Fälle von HIV auf?“, „Wann wurde Aids das erste Mal bekannt?“, „Wie viel Zeit muss nach einer möglichen Ansteckung vergehen, bis ein HIV-Test ein zuverlässiges Ergebnis liefert?“, etc. Die DSW wolle mit dem Quiz auch Bürger informieren, da nicht alle die Antworten zu den Fragen kennen.

Die Organisation DSW wolle mit dem Riesenkondom auch darauf aufmerksam machen, dass vor allem junge Menschen in Entwicklungsländern einem hohen Risiko ausgesetzt sind, sich mit HIV zu infizieren. Dort mangelt es an Sexualaufklärung und an Kondomen. Dem jüngsten UNAIDS-Bericht zufolge infizieren sich allein in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen fast 2.000 Menschen pro Tag auf der Welt.

„Es gibt einen Weg sich vor HIV zu schützen: mit einem Kondom. Gerade in Entwicklungsländern ist es ein Tabuthema. Kinder und Jugendliche werden nicht aufgeklärt. Aber auch in Deutschland wollen wir darauf hinweisen. Unser Appell geht auch an die Bundesregierung, damit mehr in der Prävention gemacht wird, denn dass ist das Entscheidende“, sagt Ute Stallmeister, Pressesprecherin DSW.

[infobox]HIV-Zahlen für Köln[/infobox]

Auf Anfrage von report-K informiert Erik Sauer, Pressesprecher der Aidshilfe Köln über Zahlen und Fakten von betroffenen in Köln. Eine Gesamtzahl über Menschen mit HIV zu nennen sei schwierig, da man nicht genau benennen könne, ob die Person ihren Wohnsitz noch in Köln habe. Man gehe in Köln aber von insgesamt über 3.000 Personen aus, erklärt Sauer. 68,8 Prozent der Betroffenen seien homosexuell. Betroffen seien auch 13,1 Prozent heterosexuellen Frauen und 9,7 Prozent heteosexuelle Männer.

123 Neu-Diagnosen 2015 – Checkpoint der Aidshilfe Köln

In Köln erhielten 123 Menschen im letzten Jahr ein positives Testergebnis. Ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2014 wo die Anzahl der Neudiagnosen bei 158 lag, sagt Sauer. Wichtig sei zu beachten, dass die Zahl nichts über den Zeitpunkt der Infektion sage, sondern lediglich als Zeitpunk der Diagnose festzuhalten sei.

Im Checkpoint der Aidshilfe Köln auf dem Heumarkt wurden 34 Prozent der 123 Kölner Neudiagnosen gestellt, informiert Sauer. Allein 4.000 Menschen ließen sich im Checkpoint der Aidshilfe testen. Das sei ein Zuwachs von 500 Menschen im Vergleich zu 2014. „Das zeigt uns, dass der Checkpoint als niedrigschwelliges Angebot wahrgenommen wird und somit zu einer höheren Testbereitschaft führt“, sagt Sauer.

Von montags bis donnerstags berät der Checkpoint der Aidshilfe von 19 bis 22 Uhr auf der Pipinstraße 7, KVB: Heumarkt. Auch ein Schnelltest auf HIV und Tests auf andere sexuell übertragbare Krankheiten sind hier möglich.

Aids-Todesfälle

Todesfälle in Köln seien nicht bekannt beziehungsweise festgehalten. In NRW seien im letzten Jahr rund 140 Menschen an Aids gestorben.

DSW: „Prävention ist das A und O“

Jeden Tag infizieren sich mehr als 5.200 Erwachsene mit HIV. Das sind 1,9 Millionen Menschen jährlich. „Die Zahl der HIV-Neuinfektionen unter Erwachsenen ist seit dem Jahr 2010 nicht gesunken. Das ist eine Katastrophe. Dagegen müssen wir Präventiv vorgehen“, betont Stallmeister.

Fortschritte soll es hingegen bei den Aids-Todesfällen geben. Im Jahr 2005 sind rund zwei Millionen Menschen an Aids gestorben. Im Jahr 2015 waren es 1,1 Millionen. Ein Rückgang von 45 Prozent, teil die DSW mit. „Der starke Rückgang bei den Aids-Todesfällen zeigt, dass sich Investitionen in die Behandlungen der Immunschwächekrankheit auszahlen“, so Stallmeister.

Über DSW

Die DSW ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Ziel des DSW ist es, allen Menschen – insbesondere jungen Menschen – den Zugang zu Sexualaufklärung und Verhütung zu ermöglichen. Durch die Projekte in Afrika wissen Jugendliche, wie sie ihre Gesundheit schützen und ihre Lebensperspektiven selbst verbessern können. In Deutschland, in Europa und in Afrika begleitet die DSW politische Entscheidungsprozesse in Fragen der Familienplanung und Gesundheit.

[infobox]HIV und Aids – Daten und Fakten weltweit [/infobox]

Menschen mit HIV
2015 waren 36,7 Millionen Menschen mit HIV infiziert, davon
– 17,8 Millionen oder 48,5 Prozent Frauen über 15 Jahren,
– 1,8 Millionen oder 4,9 Prozent Kinder unter 15 Jahren

HIV-Neudiagnosen
2015 infizierten sich 2,1 Millionen Menschen mit dem HIV Virus, davon
– 1,4 Millionen Menschen oder 66 Prozent in Afrika südlich der Sahara
– 150.000 Kinder oder 7,1 Prozent unter 15 Jahren
– 670.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren, das sind rund ein Drittel aller HIV-Neuinfektionen weltweit

Aids-Todesfälle
2015 starben 1,1 Millionen Menschen an Aids, davon
-110.000 Kinder unter 15 Jahren
– seit Beginn der Aids-Epidemie starben insgesamt 35 Menschen an Aids.

Behandlungen
18,2 Millionen Menschen bekommen derzeit eine antiretrovirale Therapie. Das sind mehr als doppelt so viele wie fünf Jahren zuvor.

Autor: Irem Barlin