Institut für Rechtsmedizin machte Vaterschaftstest
Auf diese Ankündigung hatte scheinbar nicht nur die Zooverwaltung gewartet. Als Pagel gestern vor dem Bonobogehege mit dem Ergebnis aufwartete, so schien es, hörten auch die Affen selbst ganz genau zu – immer wieder kamen sie an die Scheibe und schauten neugierig auf den Zettel in Pagels Hand. Denn den Vater eines Bonobos zu bestimmen, ist eine schwierige Angelegenheit. Bonobos genießen ein äußerst aktives Sexualleben, das jedoch nicht bloß der Fortpflanzung, sondern auch als sozialer Kontakt dient. Um das Vaterschafts-Rätsel zu lösen, brauchte der Zoo daher Hilfe vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Köln.


Auch die Affen schienen an den Ergebnissen interessiert zu sein, die gestern vom Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, Prof. Dr. Markus Rothschild (l.), Zodirektor Theo Pagel (m.) und dem Kurator des Menschenaffengeheges, Alexander Sliwa, präsentiert wurden.

Bolombo ist Bikitas Vater
Dort habe man einen „gewöhnlichen“ Vaterschaftstest wie bei Menschen durchgeführt, erzählte gestern der Institutsdirektor, Prof. Dr. Markus Rothschild. Dieser sei, aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Menschen, bei Menschenaffen – und darunter fallen Bonobos – problemlos durchführbar. Die einzige Problematik bestand darin, die DNA-Proben der Affen zu bekommen. Das, so Pagel, haben die Pfleger erledigt. Mit einem Wattestäbchen haben sie Speichelproben aus deren Mündern entnommen. „Wie bei einem Verbrecher“, scherzte der Direktor.


Um ein sicheres Ergebnis zu erhalten, habe die Abteilung „Forensische Molekularbiologie“ des Instituts für Rechtsmedizin 16 verschiedene Merkmals-Systeme (sogenannte STRs) untersucht. Nun könne man mit Sicherheit sagen, dass Bolombo der Vater sei. Auch andere bisher unbekannte Verwandtschaftsbeziehungen habe man auf diesem Wege aufdecken können.

Clyde deckt nicht mehr
Die Fruchtbarkeit Bolombos sei begehrt, so der Kurator des Geheges, Alexander Sliwa. Darum werde er in Kürze an einen anderen Zoo abgegeben, damit er auch dort Weibchen decken kann. Denn obwohl Bonobos ein so aktives Sexualleben genießen, sei Nachwuchs relativ selten – nur ca. alle vier bis fünf Jahre bekommt ein Weibchen Junges. Das Problem im Kölner Zoo sei, dass das älteste Männchen im Gehege, Clyde, nicht mehr decke – zumindest sei er seit längerem nicht mehr dabei beobachtet worden. Bonny und er haben vor 25 Jahren zwar das Männchen Kindu gezeugt, da die drei damals jedoch die einzigen Bonobos im Zoo waren, hat dieser nie ein Sexualleben entwickelt. Durch den Umzug Bolombos, so hofft Sliwers, werde eventuell auch Clyde wieder animiert, sich mit Weibchen zu paaren.

Infobox Bonobos
Bonobos (auch Zwergschimpansen genannt) gehören zur Gruppe der Menschenaffen und somit zu unseren engsten Verwandten. Direkt verwandt sind sie mit dem Gemeinen Schimpansen, sind gewöhnlich aber zierlicher und friedlicher als diese. Zudem handelt es sich vorwiegend um Baumbewohner. Sie erlangen eine Kopfrumpflänge von 70-85 cm. Männchen werden zwischen 40 und 60 Kg schwer, Weibchen zwischen 30 und 40 Kg. Vorwiegend kommen sie in den tropischen Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo vor, wo der Fluss die natürliche Grenze zu seinen direkten Verwandten, dem Gemeinen Schimpansen, bildet.


Bonobos sind direkte Verwandte der Gemeinen Schimpansen und zählen zu der Gattung der Menschenaffen.

Anders als bei anderen Affenarten, spielen in der Regel die Weibchen die dominante Rolle in der Gruppe. Generell weisen die Männchen eine sehr enge Bindung zur Mutter auf, so findet die Entwöhnung erst ca. nach vier Jahren statt. Auffallend ist auch ihr Sexualleben. Bei den Weibchen findet eine permanente Schwellung des Genitalbereichs statt, der sie dauerhaft sexuell attraktiv macht. So findet regelmäßig eine sexuelle Interaktion statt, die jedoch nicht immer in einer Kopulation münden muss. Diese sexuelle Interaktion dient häufig zur Aggressionskontrolle.

Bonobos zählen zu den bedrohten Tierarten. Zum einen ist dies dem Verlust ihres natürlichen Lebensraumes verschuldet. Zudem ist ihr Fleisch auch als Nahrung begehrt, so dass sie unter Bejagung durch Menschen leiden. In der freien Wildbahn schätzt man ihre Population auf 5.000-10.000. In Zoos werden derzeit weltweit 160 Tiere gehalten.

Tag des Menschenaffen
Am Sonntag, 22. Mai, dreht sich im Kölner Zoo alles um unsere nächsten Verwandten – den Menschenaffen. Da diese akut bedroht seien, möchten die europäischen Zoos Gelder, um Freilandprojekte zu unterstützen, sammeln. Der Kölner Zoo sammelt hierfür beispielsweise alte Handys zur Unterstützung eines Gorilla-Schutzprojektes. Zudem werden drei Gemälde der Orang-Utan-„Künstlerin“ Tilda verlost.


Am kommenden Sonntag ist im Zoo der Tag der Menschenaffen. Unter anderem haben die Besucher die Chance, eins von drei Gemälde des Orang-Utan-Weibchen Tilda zu gewinnen. Alexander Sliwa und Ruth Dieckmann zeigen hier eins dieser Gemälde.

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung