Bissau | Im westafrikanischen Guinea-Bissau hat es zweieinhalb Wochen vor der Präsidentenwahl offenbar einen Putschversuch durch das Militär gegeben. Dabei wurde Ministerpräsident Carlos Domingos Gomes Junior, der Favorit bei den laufenden Wahlen um das Präsidentenamt, in seinem Haus durch Soldaten festgenommen, berichten lokale Medien. Zudem seien mehrere politische Verantwortliche festgenommen worden und zum Sitz des Generalstabs der Streitkräfte gebracht worden, sagte ein Armeeoffizier.

In der Hauptstadt Bissau seien Schüsse zu hören, die Truppen hätten außerdem den staatlichen Radiosender und die Zentrale der Regierungspartei PAIGC unter Kontrolle. Bei den Wahlen im März konnten weder Gomes Junior noch der Oppositionskandidat Kumba Yala die erforderliche Mehrheit erzielen, um dem im Januar nach langer Krankheit verstorbenen Staatschef Malam Bacai Sanha nachzufolgen. Am 29. April sollte ein zweiter Wahlgang über die Nachfolge entscheiden. Yala kündigte jedoch an, diesen wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten zu boykottieren. Seit der Unabhängigkeit von Portugal 1974 überstand kein Präsident die volle Amtszeit von fünf Jahren, da es ständig zu Aufständen und Putschversuchen seitens des Militärs kam.

Autor: dts