Köln | Mit bis zu 20.000 Plätzen ist die Lanxess-Arena Kölns größte Veranstaltungsstätte. Kleinere Hallen sind Mangelware. Ein neues Buch aus dem marzellen verlag erinnert jetzt an den „Williamsbau“ – der mit seinen rund 2.500 Plätzen in der Nachkriegszeit ein beliebtes Ziel für alle Kölner war, die Zirkus, Musik, Sport und Karneval sehen und hören wollten.  

Die Autoren Reinold Louis und Wolfgang Oelsner – beide ausgewiesene Kenner der unterhaltungssüchtigen Kölner Seele, insbesondere des Karnevals – haben dafür in vielen Archiven gestöbert, schier unzählige Schriftdokumente und historische Fotos gefunden, die das Buch auch zu einem kleinen Augenschmaus machen.

Danach konnten sie gleich einen öffentlichen Geschichtsirrtum korrigieren: Der Williamsbau wurde erst 1956 geschlossen – und nicht schon 1955, wie es noch auf einer kleinen Gedächtnisstele steht, die auf dem ehemaligen Standort an der Ecke Aachener Straße/Innere Kanalstraße gegenüber dem Aachener Weiher aufgestellt wurde.

Inhalt mit vielen Anekdoten

Immerhin: Das Jahr der Eröffnung stimmt. In einer ausführlichen Chronik werden die größten Veranstaltungen vorgestellt –  beginnend mit der Eröffnung am 25. Juli 1947, endend mit einer Jubiläumssitzung der Prinzengarde am 5. Febraur 1956. Eine bunte Mischung mit den Schwerpunkten Karneval (schließlich ist das auch ein Programm- Schwerpunkt des marzellen verlags), aber auch Operetten, ein k.o.-Siege von Peter Müller, Eisballett und Catch-Turnier. Das alles nicht als bloße Auflistung, sondern immer mit „Inhaltsangaben“ und vielen Anekdoten.

So erfährt der Leser viel über die aufkeimende Lebensfreude der Kölner, aber auch das politische Umfeld. So sprach Bundeskanzler Adenauer hier zum CDU-Mittelstandbau und 1955 (!) fand hier eine Protestkundgebung der „Gemeinschaft der Wehrdienstgegner“ statt. In eigenen ausführlichen Kapiteln wird der Bau vorgestellt und dessen Gründerin, die Zirkus-Chefin Carola Williams, und ihr Zirkus porträtiert.

[infobox]Reinold Louis, Wolfgang Oelsner: „Williamsbau 1947-1956 – Erinnerung an ein Zentrum Kölner Unterhaltungskultur“ – Marzellen Verlag, Köln 2018. Gebunden, 185 Seiten. 14.95 Euro

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Autor: ehu