„Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden,“ schreibt Grass in seinem Prosagedicht „Was gesagt werden muss“. Die Kritik des Schriftstellers begründet sich dabei auf dem Atomstreit mit dem Iran.

Dabei wirft Grass Israel vor, mit einem Erstschlag das gesamte iranische Volk auslöschen zu wollen, nur weil vermutet werde, dass Teheran eine Atombombe baue. Dabei habe auch Israel nukleares Potential, was keiner Prüfung zugänglich sei. Das Gedicht stößt auch im Bundestag auf Kritik.

„Das Gedicht gefällt mir nicht“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU) der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Immer wenn sich Grass zur Politik äußere, habe er Schwierigkeiten und liege meist daneben. Polenz verwies in seiner Kritik auch auf die Einseitige Schuldzuweisung an Israel.

Diese sei falsch. „Das Land, das uns Sorgen bereitet, ist der Iran. Davon lenkt sein Gedicht ab.“

Grass verwechsele Ursache und Wirkung. „Er stellt die Dinge auf den Kopf“, sagte Polenz. Auch der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, distanzierte sich von der Aussage des Gedichtes. Es „ist geschmacklos, unhistorisch und zeugt von Unkenntnis der Situation im Nahen Osten“, sagte Mißfelder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nicht nur in Deutschland gibt es zum Teil heftige Kritik an Grass` Gedicht, sondern auch in verschiedenen anderen Orten der Welt dürften Kritiker laut werden. Denn immerhin erscheint das Schriftstück auch in internationalen Zeitungen wie „La Repubblica“ oder der „New York Times“.

Volker Beck kritisiert Grass-Gedicht

Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer und menschenrechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, hat Literaturnobelpreisträger Günter Grass für seine in Form eines Gedichts geäußerte Kritik an Israel scharf kritisiert. „Man muss die aktuelle israelische Regierung vor einem unüberlegten Militärschlag gegen den Iran warnen“, sagte Beck der „Welt“. „Denunzieren muss man den israelischen Staat dafür nicht.“

Beck warf Grass vor, mit seiner als „Gedicht“ verbrämten Kritik an Israel ein „antisemitisches Stereotyp“ zu kolportieren, wonach es angeblich tabu sei, israelische Politik zu kritisieren. „Damit disqualifiziert das Gedicht sich selbst als Beitrag in der Debatte“, sagte Beck. Grass hatte in seinem Gedicht mit dem Titel „Was gesagt werden muss“ der israelischen Regierung vorgeworfen, ein Atomwaffenarsenal aufzubauen, das sich jeglicher Kontrolle entziehe und den Weltfrieden gefährde.

Autor: dts