Das Foto zeigt die Zülpicher Straße am Elften im Elften 2022. | Foto: Bopp

Köln | Jetzt also doch. Der Straßenkarneval rund um das Kwartier Latäng wird oder kann auf der Uniwiese im Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtel gefeiert werden. Sofern die Politik dem Konzept im Hauptausschuss und in den Bezirksvertretungen zustimmt. Für die Stadt dürfte dies erhebliche Mehrkosten mitbringen, ob es eine Lösung auf die Schnelle und auf Dauer ist? Die Vorgeschichte und Idee der Stadtverwaltung die Uniwiese für Straßenkarneval zu nutzen.

Das viralmediale Problem

Karneval feiern in Köln am Elften im Elften oder an Weiberfastnacht und den folgenden Tagen bis Aschermittwoch hat sich unter jungen Leuten als exzessive Sause viralmedial als besonders wild und ausgelassen verbreitet. Stadt und kommerzielle Anbieter befeuerten dies etwa durch das Momentum Sommerkarneval. Dazu kamen die Diskussionen zu Zeiten der Corona-Pandemie, ob in Köln so Karneval gefeiert werden dürfte. All dies lenkte die Aufmerksamkeit viralmedial millionenfach auf das exzessive Treiben in Köln. Menschen – nicht nur die Jungen – suchen nach Exzess, nicht nur in Köln, sondern auch bei Spring Break oder den Partys in Mallorca oder am Goldstrand, um nur drei zu nennen.  Am Elften im Elften 2022 versuchte sich die Stadt Köln mit einem Sperrkonzept rund um die Zülpicher Straße. Sie wurde überrannt und warum auch immer überrascht über den Zustrom. Die nicht mehr zu kontrollierende Masse wurde – juristisch im Sinne der Gefahrenabwehr – in den Grüngürtel von den dafür vorgesehenen Ordnungskräften, der Kölner Polizei verteilt. Eigentlich ein NoGo, denn der Innere Grüngürtel ist Landschaftsschutzgebiet und damit rechtlich geschützt. Zudem gibt es Kräfte in der Kölner Politik, allen voran die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt, die eine Nutzung des Inneren Grüngürtels ablehnen.

Die Masse tat das, was sie immer tut, wenn es die Möglichkeit gibt exzessiv günstigen Alkohol oder andere Drogen zu genießen: Sie lebte sich rücksichtslos aus. Das Ergebnis: Es sind schockierende Bilder die Anwohnerin Aleke Schücking vom Aachener Weiher nach dem Elften im Elften 2022 auf einem Termin des BUND Köln zeigt. Schwäne schwimmen zwischen unzähligen Bierflaschen auf dem Aachener Weiher. Vandalismus ist ein zu schwaches Wort für das, was die Masse oder der feiernde Mob dort hinterließ. Und dies ist nur ein Mikroausschnitt der Verwüstungen.

Am 16. Februar ist Weiberfastnacht

Am 16. Januar wird der Kölner Hauptausschuss nach dem Ratsbeschluss vom 8. Dezember 2022 von der Stadtverwaltung zu ihren Plänen für das Kwartier Latäng an Straßenkarneval informiert. Der Rat hatte die Verwaltung damit beauftragt. Die präsentiert seit dem gestrigen Freitagabend eine Lösung und die heißt: Die Uniwiese als Teil des Landschaftsschutzgebietes Grüngürtel wird so hergerichtet, dass dort „umsonst und draußen“ gefeiert werden kann und diese Fläche dann das Kwartier Latäng entlastet. Für das Kwartier Latäng hält die Verwaltung, bis auf einige kleine Korrekturen, an dem Konzept vom Elften im Elften 2022 fest, das viele für gescheitert hielten.

So bewertet die Stadtverwaltung alternative Standorte für die „umsonst und draußen“-Party

Die Stadtverwaltung stellt fest, dass bei allen Alternativflächen mindestens ein Grund gegen eine Nutzung spreche. So spricht gegen die Nutzung der Ringe, die der BUND Köln vorschlug, unter anderem ein erheblicher Eingriff in den Verkehr, gegen die Stadionvorwiesen, die Messeparkplätze, die Wiese vor der Lanxess Arena, die Deutzer Werft die schlechte Erreichbarkeit, um einen Punkt zu nennen. Interessant ist zudem welche Kapazität die Stadt einzelnen Flächen zumisst. Den meisten Platz böten die Poller Wiesen mit einem Fassungsvermögen von über 100.000 Menschen gegen die die schlechte Erreichbarkeit spricht. Der Kölner Jugendpark hat ein Fassungsvermögen von über 50.000 Menschen, aber auch dieser sei schlecht erreichbar so die Stadt und dieser sei kein öffentlicher Raum.

Zur Nutzung der Uniwiese schreibt die Stadtverwaltung: „Zusammengefasst ist festzustellen, dass für alle Standorte bis auf die Uniwiese mindestens ein Ausschlusskriterium existiert.“ Hier dürfte es interessant werden, was der BUND Köln und der Beirat der Untere Landschaftsschutzbehörde sagen könnte, denn ist nicht ein Ausschlusskriterium für die Uniwiese der Landschaftsschutz?

Das Konzept der Stadtverwaltung: Das Auffangbecken aus Bauzäunen

Die Stadtverwaltung will jetzt einen Teil des Inneren Grüngürtel mit Bauzäunen einhausen und in der Mitte der Uniwiese beidseitig der Zülpicher Straße einen Bereich schaffen, der nur dann genutzt werden solle, wenn die Kapazität im Kwartier Latäng nicht ausreicht. Es ist eine Art Auffangbecken für die, die vor den Sperrstellen stranden. Darum herum soll dann Grünfläche bleiben.  Diese werde zwischen Bachemer Straße und Luxemburger Straße durch Zäune gesichert. Nicht gesperrt wird der Bereich rund um den Aachener Weiher.

Die Uniwiese werde abgedeckt und damit dem Landschaftsschutz Rechnung getragen. Diese Fläche soll 25.000 Quadratmeter umfassen. Es wird auf dem abgedeckten Teil ein DJ-Angebot, Getränkestände und Fressbuden geben sowie Toiletten und Mülleimer.

Zur Begründung schreibt die Stadtverwaltung: „Die Verwaltung und ihre Sicherheitspartner sind sich in der Bewertung einig, dass eine Ausgleichsfläche für das Kwartier Latäng in unmittelbarer Nähe liegen muss. Dies begründet sich in den übereinstimmenden Einschätzungen, dass die Feiernden keine weiten Wege in Kauf nehmen werden und nicht vor oder während der Anreise zu einem anderen Ziel als dem Kwartier Latäng gesteuert werden können. Dafür hat das Kwartier Latäng bei den Feiernden zwischen 16 und 30 Jahren aktuell eine zu große Anziehungskraft.“

Der juristische Dreh

Der BUND Köln hatte noch im Dezember 2022 Widerstand gegen ein Karnevalsfestival im Inneren Grüngürtel angekündigt. Er mahnte an, nicht verschiedene Rechtsgüter gegeneinander auszuspielen. Denn der Innere Grüngürtel ist nach der aktuellen Gesetzeslage von kommerziellen Veranstaltungen freizuhalten. Er mahnte an die Gefahrenabwehr nicht gegen das Landschaftsschutzgesetz in Stellung zu bringen. Genau das macht die städtische Verwaltung jetzt, wenn sie schreibt: „Es wird seitens der Verwaltung erneut betont, dass es sich bei dem Sperr- und Sicherheitskonzept (inklusive der Abdeckung und Bespielung der Uniwiese) nicht um eine Veranstaltung handelt, sondern um eine Maßnahme der Gefahrenabwehr.“ Die Vorlage der Stadtverwaltung beinhaltet keine Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde, die für die Umsetzung des Landschaftsschutzgesetzes verantwortlich ist.

Am Montag wird die Politik im Hauptausschuss das Konzept debattieren oder abnicken. Report-K wird berichten. Danach wird es den Bezirksvertretungen Innenstadt und Lindenthal vorgelegt und auch noch im Ausschuss allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen erörtert. Der Termin 30. Januar und damit 16 Tage vor Weiberfastnacht.