Berlin | Der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der Freiburger Ökonom Lars Feld, hat die Pläne der Bundesregierung kritisiert, das Kurzarbeitergeld wegen der Coronakrise auf bis zu 24 Monate zu verlängern. „Es besteht die Gefahr, dass der Strukturwandel in Teilen der Wirtschaft damit verschleppt wird“, sagte Feld dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Unternehmen, die schon vor der Krise kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr gehabt hätten, würden durch die Verlängerung der Laufzeit künstlich am Leben erhalten.

„Das Kurzarbeitergeld unterstützt diese Unternehmen noch“, so Feld. Am Dienstag will Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Koalitionsausschuss den Spitzen von Union und SPD sein Modell präsentieren. Geplant ist, die Laufzeit des Kurzarbeitergeldes von bisher zwölf auf dann maximal 24 Monate zu verlängern, was die Zeitspanne bis März 2022 umfassen würde.

Die aktuelle Regelung gilt noch bis März 2021. Feld, der die Bundesregierung als Chef der Wirtschaftsweisen in wirtschaftspolitischen Fragen berät, spricht sich hingegen für fiskalische Unterstützung aus, etwa bei den steuerlichen Verlustrückträgen in der Gewinnbesteuerung. Unternehmen, die in der Vergangenheit Gewinne eingefahren hätten, könnten die Verluste in diesem Jahr damit so verrechnen, dass sie eine Steuerrückerstattung bekämen. So sei sichergestellt, dass kein tragfähiges Geschäftsmodell wegen Corona vom Markt verschwinden müsse.

„Diese Maßnahmen sind zielgenauer als Überbrückungshilfen, Kredite oder einfach die blanke Verlängerung des Kurzarbeitergeldes“, sagte Feld dem RND.

Autor: dts