Thomas Weber ist seit 25 Jahren Geschäftsführer bei der Galerie Boisserée. Foto: Bopp

Köln Ein Besuch bei der Kölner Galerie Boisserée in der Drususgasse.

Der Namen Boisserée gehört in Köln zu den, die auf eine große Tradition zurückblicken können. Sulpiz Boisserée war ein bekannter Kölner Kunsthistoriker und Gemäldesammler sowie einer der Initiatoren für die Vollendung des Kölner Doms in der Preußenzeit. Der Freund des großen Dichters Goethe gehörte zu den Gründern des Kölner Dombau-Vereins, der sich bis heute für den Erhalt der Kathedrale einsetzt.

Die von seinen Neffen 1838 gegründete Galerie Boisserée gehört zu den ältesten und traditionsreichsten der Domstadt. Mit ihrem Sitz in der Drususgasse liegt sie nur wenige Meter vom mächtigen Gotteshaus entfernt. Über drei Generationen führten die Boisserée’s ihr Geschäft, bevor dieses in den Besitz der Familie Schilling überging. Heute wird das Haus von Johannes Schilling und Thomas Werner geleitet.

Der Schwerpunkt liegt bei Arbeiten auf Papier und bei der Originalgrafik

„Unser Schwerpunkt liegt auf Arbeiten auf Papier und internationaler Originalgrafik. Hier gehört Boisserée zu den international führenden Händlern. Wir vertreten auch Nachlässe bekannter Künstler“, sagt Weber, der seit 25 Jahren zur Geschäftsführung gehört. Künstler wie Josef Albers , Georg Baselitz, Georges Braque, Eduardo Chillida, Christo, Max Ernst, David Hockney, Alex Katz, Roy Lichtenstein, Robert Longo, Henri Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Sean Scully, Bernar Venet und Andy Warhol sind mit 800 Exponaten ständig in der Kölner Galerie vertreten.

Bei all dieser Tradition entwickelt sich das Haus stetig weiter: „Wir verändern uns und unsere Arbeit jeden Tag. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Galerie 1955 an der Drususgasse wiedereröffnet. Damals gehörte noch eine Buchhandlung zu unserem Geschäft. Zeitweise hatten wir auch noch eine Filiale am Heinzelmännchenbrunnen, die wir inzwischen wieder geschlossen haben. Seit Mitte der 80er Jahre sind wir eine reine Galerie, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisiert hat.“

Die Galerie Boisserée hat ihren Sitz an der Drususgasse. Foto: Bopp

Veränderungen gibt es auch stetig durch die modernen Medien, welche die Künstler für ihre Arbeiten nutzen. So wird Kunst verstärkt auch am Computer oder mit dem Smartphone geschaffen. Andere Künstler wie Christiane Baumgartner nutzten die digitale Fotografie und Videosequenzen als Vorlagen für ihre ganz analogen Holzschnitte. Künstler wie Julian Opie arbeiten mit abstrahierten Fotoaufnahmen, um diese dann für ihre Arbeiten mit grafischen Medien umzusetzen.

„Wir haben viele treue, alte Stammkunden, verzeichnen aber auch eine stete Verjüngung der Kundschaft. Es ist gut, dass sich auch junge Menschen für das Sammeln von Kunst begeistern“, berichtet Weber.

Man habe auch durch die Pandemie viel gelernt: „Früher ging man davon aus, dass der Kunde hier in die Galerie kommen muss. Während Corona haben wir das Internet als neuen Kanal für unsere Geschäfte entdeckt. So gab es auch schon Verkäufe durch einen Videocall via Whats app. Ein Käufer war gerade auf seinem Segelboot unterwegs. Allerdings hat es bekannte Kunst online leichter als junge Kunst, die noch weniger bekannt ist.“

Aktuell sind die Arbeiten des irischen Künstlers Sean Scully zu sehen

Aktuell sind in der Galerie bis Ende Oktober zwei Ausstellungen zu sehen: So werden im Erdgeschoss 60 Blätter aus dem grafischen Werk von Sean Scully gezeigt. Der irische Künstler gilt als einer der weltweit bedeutendsten abstrakten Maler seiner Generation. In seinen Arbeiten setzt er sich vor allem mit vertikalen und horizontalen Farbblöcken, Streifen und deren Beziehung auseinander.

Seine Werke haben einen klaren, formal sparsamen architektonischen Bildaufbau. Die Farbe spielt bei Scully eine entscheidende Rolle, da sie den Bildern Intensität und Emotionalität verleiht. „Für uns ist das eine substantiell wichtige Ausstellung, der wir deshalb auch den entsprechenden Raum in der Galerie gegeben haben“, erklärt Weber.

Rubén Martín de Lucas hinterfragt das Konzept von Nationen und Grenzen

Im Untergeschoss ist die Videoinstallation „Iceberg Nations“ des spanischen Künstlers Rubén Martín de Lucas zu erleben. „Er hat bei seinen verschiedenen, weltweit umgesetzten Projekten immer eine Fläche von 100 Quadratmetern abgesteckt und versucht, sich darauf 24 Stunden zu behaupten. Dabei hat eine Drohne ihn gefilmt und Fotoaufnahmen produziert. Es geht um den Sinn oder Unsinn von künstlich geschaffenen Staatengebilden. Damit stellt er das gesamte Konzept von Nationen, von Grenzen und von der Idee, sich Land anzueignen, infrage.“

Bei „Iceberg Nation“ hat der Künstler zusammen mit Expeditionsleiterin Hilo Moreno und dem Filmregisseur Fernando Martín Borlán 2018 in Südgrönland zwölf verschiedene Eisberge okkupiert und darauf seine Flagge gehisst. Andere Projekte fanden zum Beispiel auf Fußballplätzen oder Getreidefeldern statt. „Die Arbeiten haben eine wahnsinnige Ästhetik und ein absolut überzeugendes Konzept“, sagt Weber.

Service: Galerie Boisserée, Drususgasse 7-11, Köln. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 18, Samstag 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung.

www.boisseree.com