Stefan Rappen ist Vorstandsmitglied der Wohnungsbauinitiative Köln. | Foto: Privat

Köln | Der Rat der Stadt Köln beschloss in seiner Sitzung am 23. März den Masterplan Stadtgrün. Während die einen jubeln, gibt es kritische Stimmen aus der Politik und der Stadtgesellschaft. Betroffen vom Masterplan Stadtgrün ist die Kölner Wohnungsbauwirtschaft. Report-K fragte bei der Wohnungsbau Initiative Köln (WIK) nach und sprach mit Stefan Rappen, Vorstandsmitglied des geschäftsführenden Vorstandes.

Mit den Stimmen unter anderem des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt stimmte der Kölner Rat für den Masterplan Stadtgrün. Gegen den Masterplan stimmten die FDP-Fraktion, Thor Zimmermann und die SPD-Fraktion. Es enthielten sich Die Fraktion und Frau Gabriel.

Report-K: Der Kölner Stadtrat beschloss in seiner Märzsitzung den Masterplan Stadtgrün. Kritiker unterstellen handwerkliche Fehler, da dieser auf einer alten Datengrundlage erstellt wurde und etwa bereits bebaute Flächen als immergrüne Flächen ausgewiesen wurden. Wie beurteilt die Wohnungsbauinitiative Köln den Masterplan Stadtgrün?

Stefan Rappen: Zunächst einmal wurde das Wohnungsbauforum von Verwaltung und Politik übergangen, so dass neben der Wohnungswirtschaft auch anderen wichtigen Betroffenen die Möglichkeit genommen wurde sich hier im Vorfeld einzubringen. Tatsächlich gibt es handwerkliche Fehler wie etwa auch Kollisionen der nun geplanten Grünflächen mit bestehenden und in Aufstellung befindlichen Bauleitplänen sowie den erst kürzlich in den Regionalplanentwurf eingebrachten Flächen für den Wohnungsbau. Die Krux des Masterplans Stadtgrün ist seine Einseitigkeit. Er ist eben nicht integrativ und es findet kein Ausgleich mit anderen für eine wachsende Stadt notwendigen Nutzungen wie etwa Wohnen, Arbeiten und Bildung statt.

Es gibt Stimmen in Köln die von einem Wohnungsbaubedarf von 100.000 Wohnungen in den kommenden Jahren ausgehen und die befürchten, dass durch den Masterplan Stadtgrün nur 18 Prozent davon gebaut werden können. Blieben 82.000 Wohnungen die fehlen. Diese Stimmen rechnen mit einer Verdrängung von Menschen die in Köln arbeiten werden in die Umlandgemeinden bis hin in die Eifel und ein erhöhtes Pendleraufkommen. Diese Kritiker sprechen von einer für das Klima ungünstigsten Variante. Teilen Sie diese Befürchtungen?

Seit vielen Jahren schon liegt der Wohnungsneubau in Köln aufgrund fehlender Baulandausweisungen seitens Verwaltung und Politik und sehr langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren weit unter Bedarf, was zu immer weiter steigenden Miet- und Kaufpreisen und somit auch zu Abwanderung geführt hat. Mit dem Masterplan Stadtgrün werden der Wohnungswirtschaft nun weitere Wohnbauflächen entzogen und die Situation wird sich verschärfen und der Pendlerverkehr weiter zunehmen. Insofern ja, wir teilen diese Befürchtungen.

Je mehr Wohnungen fehlen, umso stärker verknappt sich das Angebot an Eigentums- und Mietwohnungen. Rechnen Sie mit weiteren Preissprüngen nach oben bei Kaufpreisen und Mieten?

Bei den Kaufpreisen, etwa für Eigentumswohnungen, sehen wir das derzeit nicht, da die veränderte Zinslandschaft zunächst eher zu einer Kaufzurückhaltung geführt hat. Tatsächlich sehen wir aktuell, dass Interessenten, die ursprünglich kaufen wollten, dies aber zu den aktuellen Finanzierungskondition nicht mehr stemmen können, nun zusätzlich auf den Mietmarkt kommen und die Nachfrage weiter erhöhen. Daher sehen wir aktuell weitgehend stabile Kaufpreise aber stark steigende Mieten.

Aktuell befinden wir uns durch die Entscheidungen der EZB in einer Phase der Zinswende. Aktuell liegen die Zinsen für die Baufinanzierungen zwischen 3 und 4 Prozent und Prognosen rechnen sogar mit 5 Prozent. Für viele Menschen bleibt der Traum von den eigenen vier Wänden damit oft unerreichbar. Dazu kommen die Beschränkungen durch Regulatorik, wie den Masterplan Stadtgrün. Welche Forderungen zur Schaffung von mehr Wohnraum ob zur Miete oder als Eigentum hat Ihre Initiative an die Kölner Politik?

Die Zinsen im klassischen 10-Jahresbereich liegen sogar schon über 4 Prozent. Wir fordern von der Kölner Politik nun insbesondere mehr Wohnbaugrundstücke, eine Reduzierung von Regulatorik und Vorgaben, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Baukosten zu senken sowie eine Erhöhung der Baudichte, insbesondere durch eine höhere Geschossigkeit. Hinsichtlich des Umgangs mit dem Masterplan Stadtgrün sind wir als WIK nach wie vor gesprächsbereit, am liebsten im Rahmen des Wohnungsbauforums.

ag