Ein Transparent das Wohnraum für Alle in Köln fordert, | Foto: Bopp

Köln | Je nachdem aus welcher Perspektive Dinge betrachtet werden, umso unterschiedlicher fällt die Bewertung manchmal aus. So ist es mit dem Wohnungslosenprojekt Escher Straße 304 in Köln-Bilderstöckchen. Die Stadt Köln spricht eineinhalb Jahre nach dem Projektstart von einer positiven Zwischenbilanz. Der SSM sieht das Projekt kritisch und spricht von einer Entmündigung der Betroffenen und der „Herrschaft der Sozialarbeiter*innen“.

Das sagt die Stadt Köln

Der Verein „Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V.“ (IBWA) betreibe seit 2021 ein neues Projekt für wohnungslose und langzeitarbeitslose Menschen in einem Gebäude an der Escher Straße 304 in Köln-Bilderstöckchen. Das Projekt habe sich etabliert und werde gut angenommen. Das Ziel so die Stadt sei „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das Gebäude stellt das Amt für Wohnungswesen zur Verfügung. Die Soziale Arbeit vor Ort werde im Rahmen des Kommunalen Programms für Arbeit und Beschäftigungsfähigkeit (KomProArBeit) gefördert.

„Das Engagement der Vereine zeigt, wie sich der Einsatz für besonders bedürftige Menschen auszahlt. Diese sinnstiftende Arbeit in der Wohnungslosenhilfe ist eine Bereicherung für das Quartier“, sagt Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln. In der Escher Straße leben aktuell 10 Menschen.

Kritik vom SSM

Der SSM kritisiert und moniert bei der Gründung des IBWA dabei gewesen sein und dieses durchgesetzt zu haben. Ziel des SSM sei es nicht gewesen einen Betreuungsverein mit der Stadt finanzierten Arbeitsplätzen zu schaffen. Es sei um eine Selbsthilfegruppe gegangen. Der SSM sagt er sei ausgeschlossen worden, um eine andere Satzung zu etablieren. Rainer Kippe schreibt dazu: „Diese Art von Hilfe bedeutet die Entmündigung der Betroffenen und die Herrschaft der Sozialarbeiter*innen. Das machen alle Träger, insbesondere SKM und SKF, die sich an der Not fett machen.“

Der SSM fordert stattdessen die Etablierung echter Selbsthilfeprojekte. Obdachlose sollten nach Ansicht des SSM ihre Wohnungen selbst bauen und in eigenen Firmen für ihren Lebensunterhalt arbeiten sowie anderen Obdachlosen helfen. Kippe: „Klar, dass der christliche Funktionär Rau, der selbst einem solchen Konzern vorgestanden hat, von dieser entmündigenden Sozialarbeit begeistert ist, entspricht sie doch dem christlichen Bild vom armen Lazarus und vom, freilich heute hochbezahlten, christlichen Samariter. Das ist die Praxis im „Hillije Kölle“ seit über 1000 Jahren.“

Die eigentliche Kritik des SSM ist, dass die Stadt Köln keine Wohnungen habe. Es gehe um den Protest gegen den fehlenden Wohnungsbau.

Im Rahmen der Plan 05 wurde das Projekt ausgezeichnet. Damals schrieb der SSM an die Macher von Plan 05: „Die Verleihung des Preises der plan05 an die Initiative Bauen Wohnen Arbeiten in Ossendorf hat uns mit großer Befriedigung erfüllt, ist dieses Projekt doch von der SSM unter Federführung des Verfassers Rainer Kippe mit Hilfe anderer Personen und Vereine wie MachMit e.V., Institut für Neue Arbeit e.V. und forum 91 e.V. als Idee entworfen, als Plan konzipiert und als konkretes Projekt bei den Behörden und dem Grundstückseigentümer LEG durchgesetzt und bis weit nach Baubeginn auch geleitet worden. Wir sehen uns mit diesem Preis alle ausgezeichnet.“