Köln | Woher kommt der Name der bekannten Einkaufsmeile Schildergasse? – Das lernen Besucher in der Ausstellung „Geheimnisse der Maler – Köln im Mittelalter“ im Wallraf-Richartz-Museum (WRM) in Köln. In vier Kapiteln und drei Exkursionen können sie Gemälde der Altkölner Malerei bewundern und in die mittelalterliche Welt der Meister eintauchen. Zu sehen sein wird die Ausstellung vom 20. September bis 9. Februar 2014.

Noch bis vor einigen Wochen haben Restauratoren an den mehr als 30 wertvollen Kunstwerken gearbeitet. Jetzt werden diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Besucher können sich in insgesamt vier Stationen ein Bild davon machen, wie die Werke entstanden sind und wozu sie dienten.

Der Rundgang startet mit der Verortung des Geschehens. Die berühmte Schildergasse verdankt ihren Namen den „Schilderern“, den Kölner Malern, die dort ihre Handwerksstätten hatten. Der zweite Teil erklärt die komplexe Geschichte der Gemälde, im dritten Abschnitt kann sich der Besucher auf die Spuren des Malers machen. Abschließend befasst sich das vierte Kapitel mit den Geheimnissen des mittelalterlichen Malers Stefan Locher. Bis auf Stefan Locher können die Kunsthistoriker keinem anderen Maler ein Werk zuordnen.

Laut Marcus Dekier, dem Leiter des Wallraf-Richartz-Museums, sei die mittelalterliche Malerei Kölns „materieller Kern der Stadtidentität“. Leiter der Mittelalterabteilung, Dr. Roland Krischel, schließt sich Dekiers Urteil an. Die mittelalterliche Malerei der Domstadt sei herausragend in Qualität und Quantität, habe aber ein Problem: „Die Maler schweigen.“ Grund: Sie verstanden sich als Handwerker und nicht Künstler. Dementsprechend fehlen Signaturen und Dokumente. Ein Lösungsansatz, so Krischel weiter, sei die Dekodierung des Material und der Technik.

Deshalb hat ein Forscherteam von Kunsthistorikern, Kunstechnologen und Naturwissenschaftlern die „Sprache des Materials“ untersucht. Das Projekt wurde von Kunsttechnologin Iris Schäfer und Krischel, initiiert. Mit modernstem technischen Equipment konnten die Wissenschaftler die vor 600 Jahren entstandenen Gemälde analysieren und sind zu erstaunlichen Erkenntnissen gelangt.

So hat die Arbeit mit Infrarot-Geräten einen erheblichen Beitrag zum Erkenntnisgewinn getragen. Die Gemälde konnten teilweise neu datiert werden. Auch gelang es Forschern, ganze Altarbilder, die nur in Fragmenten erhalten waren, zu rekonstruieren. Ein Beispiel ist der Wasservass’sche Kalvarienberg (um 1420/1439), eine Ölmalerei auf Eichenholz. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Einzeltafel ursprünglich ein Triptychon war, denn in ihren Vertikallisten wurden Reste von zwei großen Scharnieren entdeckt, was auf zwei Seitenflügel hindeutet.

[infobox]Dekiert betonte, die Ausstellung sei als „krönender Abschluss einer mehrjährigen Forschungsarbeit“ zu sehen. Abgerundet wird die Präsentation mit digitalen Animationen sowie einem speziellen Kinder-Parcours samt Mitmachheft.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten
50667 Köln
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Donnerstag: 10 – 21 Uhr

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Autor: Nelli Morkel
Foto: Wasservass’sche Kalvarienberg (um 1420/1439)