16:30 Uhr > Bild-Zeitung bestätigt Telefonate mit Wulff
Die "Bild"-Zeitung hat die Berichte über den umstrittenen Anruf von Bundespräsident Christian Wulff bei ihrem Chefredakteur Kai Diekmann bestätigt. Es sei demnach richtig, dass man "dem Bundespräsidenten vor der Veröffentlichung der Recherchen zu seinem umstrittenen, privaten Hauskredit Gelegenheit zu einer ausführlichen Stellungnahme gegeben hat", berichtet die "Bild"-Zeitung am Montag vorab. Eine solche Stellungnahme habe Wulff am Montag, dem 12. Dezember, zunächst abgeben lassen, dann aber kurz vor Redaktionsschluss wieder zurückgezogen. Anschließend habe Wulff versucht, "Bild"-Chefredakteur Diekmann telefonisch zu erreichen. Als das nicht gelang, habe der Bundespräsident eine längere Nachricht auf der Handy-Mailbox des Chefredakteurs hinterlassen, in der er sich empört über die Recherchen zu dem Hauskredit zeigte und unter anderem mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen Redakteur drohte. Zwei Tage nach der ersten Veröffentlichung zu dem Hauskredit in der "Bild"-Zeitung habe Wulff Diekmann dann erneut angerufen und sich für Ton und Inhalt seiner Äußerungen auf der Handy-Mailbox entschuldigt. Aufgrund dieser Entschuldigung habe die "Bild"-Zeitung schließlich "nach breiter redaktioneller Debatte davon abgesehen, eigens über den Vorfall zu berichten". Ferner berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Dienstagsausgabe, dass Wulff in der Sache auch den Vorstandsvorsitzenden des Springer-Verlages, Mathias Döpfner, angerufen habe. So habe der Bundespräsident auch mit dem Anruf bei Döpfner versucht, die Berichterstattung der "Bild"-Zeitung über die Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. "Es ist korrekt, dass der Bundespräsident auch Mathias Döpfner in dieser Angelegenheit angerufen hat und es ist auch korrekt, dass Herr Döpfner auf die Unabhängigkeit der Redaktion hingewiesen hat", hieß es der "Süddeutschen Zeitung" zufolge in einer schriftlichen Stellungnahme des Verlages.

16:15 Uhr > Journalisten-Union ermahnt Wulff
Die zur Gewerkschaft Ver.di gehörende Deutsche Journalisten-Union (DJU) hat das Verhalten von Bundespräsident Christian Wulff im Zusammenhang mit seiner Kredit-Affäre heftig kritisiert. "Wer in der Öffentlichkeit steht und ein Amt inne hat, muss auch Kritik an seinem Verhalten ertragen", sagte DJU-Chef Ulrich Janssen der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). Zur Begründung sagte Janssen: "Wenn Journalisten recherchieren und eine Veröffentlichung vorbereiten, muss die entsprechende Person dies hinnehmen. Das gilt für jeden Amtsinhaber und der Bundespräsident ist davon nicht ausgenommen." Außerdem sei es seine Auffassung, "dass gerade der Respekt vor dem hohen Amt es gebietet, den Bundespräsidenten kritisch zu begleiten".

12:30 Uhr > SPD zweifelt zunehmend an Wulffs Glaubwürdigkeit
Angesichts neuer Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff im Rahmen der Kreditaffäre wachsen in der SPD die Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit. "Das Agieren des Bundespräsidenten wird immer widersprüchlicher", sagte der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy der Onlineausgabe des "Handelsblatts". Kurz vor Weihnachten habe er gegenüber der Öffentlichkeit den Willen zu Transparenz bekundet, doch offenkundig habe er noch kurz zuvor versucht, Veröffentlichungen in der Presse zu verhindern. Es sei zudem "sehr bezeichnend, dass Wulff auf seinen zinsverbilligten Kredit bei der BW-Bank erst verzichtet hat, als dieser Kredit bekannt geworden war", kritisierte das SPD-Fraktionsvorstandsmitglied. Dadurch werde immer deutlicher: "Nicht die Debatte über Wulffs unwürdiges Gebaren schadet dem Amt des Bundespräsidenten, sondern diesen Schaden verursacht Wulff selber, indem er ständig weitere Zweifel an seiner persönlichen Glaubwürdigkeit aufkommen lässt", so Edathy.

10:05 Uhr > Wulff versuchte Veröffentlichung von Recherchen zu verhindern
Bundespräsident Christian Wulff hat einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge versucht, die Veröffentlichung der Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses in der "Bild"-Zeitung persönlich zu verhindern. Nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hat Wulff am 12. Dezember 2011, einen Tag, bevor das Boulevard-Blatt mit der ersten Geschichte zur Immobilien-Finanzierung durch ein befreundetes Unternehmerpaar auf den Markt kam, dem Bild-Chefredakteur Kai Diekmann den "endgültigen Bruch" mit dem Springer-Verlag angedroht für den Fall, dass diese "unglaubliche" Geschichte tatsächlich erscheine. Für ihn und seine Frau sei "der Rubikon überschritten", habe sich Wulff ereifert. Nach Informationen der Zeitung hat der Bundespräsident Diekmann aus Kuwait angerufen, den Bild-Chefredakteur aber nicht erreicht, weil der zu dieser Zeit in New York weilte. Er bat dem Bericht zufolge um ein Gespräch mit Diekmann. Offiziell äußert sich der Springer-Verlag nicht zu dem Vorgang. Die Zeitung hatte sich von der Veröffentlichung ihrer Recherchen, nach denen sich der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff 500.000 Euro bei einem befreundeten Unternehmerpaar geliehen hatte, nicht abbringen lassen; über die versuchte Einflussnahme des heutigen Bundespräsidenten hatte sie indes nicht berichtet.
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hat Wulff noch einmal Kontakt zu Diekmann aufgenommen, den Anruf bedauert – und dieser die Sache dann für erledigt erklärt. Wulff befand sich zum Zeitpunkt des Anrufs auf Auslandsreise, er tourte durch die Golf-Staaten. Dass mehrere Medien seit Monaten recherchierten, weil sie Hinweisen auf eine sehr spezielle Finanzierung des Einfamilienhauses von Christian und Bettina Wulff in Burgwedel nachgingen, wusste der Bundespräsident – immerhin hatte es einen Rechtsstreit durch alle Instanzen zur Einsicht für Journalisten ins entsprechende Blatt des Grundbuchamts gegeben. Aber dass ausgerechnet der Springer-Verlag, mit dem Wulff in Privatangelegenheiten bisher gut kooperiert hatte, die Story in seiner Abwesenheit auf den Markt bringen würde, hat ihn offenbar schockiert. Als "nicht besonders geschickt" bezeichnet jedenfalls jemand aus dem Umfeld des Staatsoberhaupts den angeblich "wutentbrannten Anruf" beim Chefredakteur der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung.

[dts]