Wolfgang von Moers. | Foto: WvM

Köln | In der kommenden Woche präsentiert sich die Stadt Köln auf einem Gemeinschaftsstand mit mehreren Immobilienunternehmen auf der Expo Real 2021 in München. report-K sprach mit einem der Premiumsponsoren und dem wichtigen Akteur auf dem Kölner Immobilienmarkt über die Messe, den Immobilienmarkt in Köln, die Auswirkungen der Pandemie oder das Votum der Berliner zu Enteignungen: Wolfgang von Moers. Der sagt unter anderem im Interview mit report-K: „Das kooperative Baulandmodell aus dem Jahr 2017 ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Symbiose aus Politik, Stadtverwaltung und Bauwirtschaft.“ 

Die Expo Real 2021 in München ist nach der Corona-Pandemie wieder ein Treffen der Branche vor Ort. Haben Sie den persönlichen Austausch vermisst?

Wolfgang von Moers: Märkte sind Gespräche, das ist ein Bonmot, an das ich gerne glaube. Es geht mir dabei nicht um die Personen, mit denen ich sowieso viel zu tun habe, sondern um die Begegnungen mit Menschen, die ich ansonsten nicht einfach so treffen oder anrufen würde. Messen haben stets etwas Unvorhersehbares, es spielen viele Zufälle zusammen und manchmal, eigentlich sehr häufig, entstehen am Rande der eigentlichen Präsentationen und Auftritte neue Perspektiven. Das habe ich in der Pandemie vermisst und freue mich entsprechend auf die bevorstehende Messe.

Wie schwierig war das Immobiliengeschäft in den Lockdowns oder spielte das in Ihrer Branche keine Rolle?

Wir waren alle von der Pandemie betroffen, WvM bildet da keine Ausnahme. Den Baustoff- und Handwerkermangel haben wir gespürt und in unseren Büros kam es zu einem kurzen Stillstand, den wir aber mit moderner Infrastruktur, gutem Willen und engagierten Mitarbeitern gut gemeistert haben. Unsere Kernkompetenz, also die Entwicklung von Wohnraum, war von der Pandemie sehr wenig betroffen. Marktbegleiter, die sich zum Beispiel auf die Entwicklung von Hotels oder Büroflächen spezialisiert haben, hatten durch die Entwicklungen während der Pandemie eine deutlich höhere Last zu tragen und haben entsprechend mehr gelitten als wir.

Ihr Unternehmen ist eines der Premiumpartner auf dem Stand der Stadt Köln und der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft KölnBusiness. Warum engagieren Sie sich hier für Köln?

Köln ist unsere Heimat, wenn man in der Immobilienentwicklung tätig ist, ist man für gewöhnlich regional aktiv. Das liegt in der Natur der Sache. Entsprechend muss man als Unternehmen über den Tellerrand hinaus schauen und erkennen, dass es einem nur gut gehen kann, wenn das Umfeld auch auf soliden Beinen steht. Aus diesem Grund engagieren wir uns schon länger als Premiumpartner auf dem Stand der Stadt Köln und wollen dort gemeinsam mit den anderen Partnern für unsere Stadt werben.

Welche Rolle spielt diese Beteiligung der Stadt Köln und wichtiger Player der Immobilienbranche für den Kölner Immobilienmarkt?

Der größte Anteil an Wohnraum entsteht in Köln durch die private Wirtschaft. Die Stadt Köln bildet für uns den Ordnungsrahmen, innerhalb dessen wir operieren. Dabei kann es durchaus Antagonismen geben, aber es muss die Möglichkeit vorhanden sein, dass diese unterschiedlichen Vorstellungen am grünen Tisch diskutiert werden und man zu einem Ergebnis gelangt. Das kooperative Baulandmodell aus dem Jahr 2017 ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Symbiose aus Politik, Stadtverwaltung und Bauwirtschaft.  

Welchen Input für Ihr Unternehmen erwarten Sie auf der Expo Real?

Ich für meinen Teil, habe keine spezifische Erwartungshaltung und lasse die Messe vollkommen offen auf mich einwirken. Ich bin mir aber zugleich jetzt schon sicher, mit einer Menge Input von der Messe zurückzukommen. Kurzum, ich freu mich drauf.

Ein Projekt von WvM in Köln-Ehrenfeld

Welche Projekte in der Stadt, die Sie selbst vorantreiben, werden Sie auf der Expo Real 2021 präsentieren?

Neben einigen sehr spannenden Immobilienprojekten haben wir eine sehr viel relevantere Botschaft zu verkünden, und zwar unsere neueste Kooperation, ein Joint Venture mit einem Unternehmen für erneuerbare Energien. Wir haben uns entschieden, bei allen zukünftigen Bauvorhaben zu 100% auf erneuerbare Energien zu setzen, die dezentral vor Ort erzeugt und verbraucht werden. Wir haben lange nach einem strategischen Partner für dieses Vorhaben gesucht und sind nunmehr fündig geworden. Das war ein langer Prozess, der jetzt endlich unter Dach und Fach ist. Details hierzu werden auf der Expo Real vorgestellt. Wenn auch rein kaufmännisch nicht klug, so ist unsere Hoffnung, dieses Mal nicht so lange wie möglich den Vorteil eines Alleinstellungsmerkmals zu besitzen. Sondern als gutes Beispiel voranschreitend, ganz schnell, ganz viele Nachahmer zu finden, die den gleichen Weg gehen werden wie wir. Die Baubranche hinterlässt einen gewaltigen Fußabdruck auf dieser Erde, den es im Neubau sehr zügig zu verringern gilt.

Lassen Sie uns den Blick ein wenig weiten. Am Sonntag stimmten die Berliner für die Idee einer Enteignung großer Wohnungsbaukonzerne. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Das Ergebnis war für viele aus der Branche eine große Überraschung. Die sichtbar deutliche Mehrheit der Berliner Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine Enteignung ausgesprochen hat, sollte man sehr ernst nehmen. Die Lage am Immobilienmarkt ist zugespitzt. Viele Mitbürger verzweifeln immer häufiger daran bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das reicht bis in die gehobene Mittelschicht mit Doppelverdienern hinein. Hier sind Politik und Verwaltungen gefragt, sie müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen und für die richtigen Weichenstellungen sorgen.      

Wäre so etwas auch in Köln denkbar?

Ja, warum sollte das in Köln nicht denkbar sein. Die Bewohner jeder Großstadt in Deutschland werden von den gleichen Sorgen geplagt. Wenn 40-50 Prozent des Nettoeinkommens für die Miete draufgehen, dann ist das ein ernstzunehmender Zustand. Meines Wissens haben circa die Hälfte der Kölner Haushalte einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Das zeigt auf, wie stark Wohnen zu einem schwer bezahlbaren Luxus geworden ist.

Können solche Maßnahmen den Wohnungsmarkt entlasten?

Ich glaube, es ist niemandem dadurch geholfen, wenn die Stadt die Wohnungen aufkauft. Menschen haben oft keine Vorstellung davon, wie gering Renditen für vermietete Immobilien sind. Angenommen, die Stadt Berlin oder auch jede andere große Stadt, könnte über Nacht genauso effizient verwalten wie die auf Effizienz getrimmten Wohnungskonzerne, dann könnten die Wohnungsmieten rechnerisch vielleicht um 5% fallen. Wenn das der große Wurf bei der Abmilderung der Wohnungsnot sein soll, dann gute Nacht. Zumal für die Enteignung in Berlin Summen von bis zu 37 Milliarden Euro kolportiert werden. Wenn die Stadt Berlin dieses Geld verwenden würde, um neuen Wohnraum zu schaffen, könnten mit dem gleichen finanziellen Engagement mehr als 130.000 nagelneue und klimaschonende 75m²-3-Zimmer-Wohnungen entstehen.         

Was fehlt in den Millionenstädten wie Köln, um konkreter die Nachfrage nach Wohnungen und Eigentum zu stillen und den Markt, der in den vergangenen Jahren Preissprünge nach oben machte, zu stabilisieren?

Die Preisbildung für Wohnungen hängt von vielen Faktoren ab. Immer mehr Menschen möchten am kulturellen, urbanen Leben teilnehmen und in den Städten wohnen. Das ist ein Trend, der schon sehr lange anhält und zwar weltweit. Das Angebot an Wohnungen kann diese Nachfrage aktuell nicht ansatzweise befriedigen. Ergo, Wohnungen sind ein sehr knappes und deshalb kostbares Gut. Um die Preise nachhaltig zu senken, müsste deutlich mehr gebaut werden und das wiederum hat hauptsächlich mit Lokalpolitik und Stadtverwaltungen zu tun, deren bürokratische Strukturen und Abläufe die Preise nur noch stärker steigen lässt. Hier sehen wir einen massiven Modernisierungsbedarf und fordern diesen auch explizit ein. Ausweisungen von neuen Wohnbauflächen, sowie Beschleunigungen von Bauantrags- und Planverfahren sind nur wenige Beispiele von vielen dafür.

Baustoffe und Fertigprodukte wie etwa Fenster erleben derzeit auffallend hohe Preissteigerungen und es kommt zu Lieferverzögerungen bis hin zu Engpässen. Könnte dies eine Auswirkung auf das Baugeschehen in der Stadt und die Preisentwicklung haben?

Da wir teilweise seit Jahrzehnten eng und vertrauensvoll mit lokalen Handwerksbetrieben zusammenarbeiten, kam es bisher zu keinen Verzögerungen. Unsere Baustellen standen nie still. Leider haben wir natürlich Preissteigerungen in nahezu allen Gewerken hinnehmen müssen und wissen auch noch nicht, ob das Ende der Fahnenstange hier schon erreicht ist. In diesen Zeiten ist es bei Detailfragen schwierig in die Zukunft zu blicken und ernsthafte Prognosen abzugeben. Gleichwohl werden wir, falls sich dieser Trend fortsetzt, diese Preissteigerungen über kurz oder lang an unsere Kunden weitergeben müssen.

Noch ein Ausblick in die Zukunft: Werden die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, etwa die Möglichkeit zum Homeoffice, die Planungen und den Zuschnitt unseres Zuhauses langfristig beeinflussen können und zu neuen Ideen bei Planern führen?

Einen diesbezüglichen Trend können wir erkennen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass mehr Menschen in Zukunft von zuhause aus arbeiten werden. Inwieweit sich das auf die Architektur unserer Immobilien und die Struktur unserer Wohnungen auswirken wird, ist im Moment allerdings noch nicht konkret absehbar.

Autor: red
Foto: Das Pressefoto zeigt Wolfgang von Moers. | Foto: WvM Immobilien