Screenshot des umstrittenen Clips, für den Deniz Tugcu 40 000 Euro hinblätterte. Foto: Tugcu

Eschweiler/Köln | Werbung um jeden Preis? Ein Gastronom aus Eschweiler sorgt aktuell für Wirbel.

Über 142.000 Aufrufe bei YouTube in wenigen Tagen. Deniz Tugcu hatte die Idee, seine eigene Raki-Marke „Yakamoz“ im Netz zu pushen und finanzierte einen teuren Werbeclip, der „das letzte Abendmahl“ in Anlehnung an das berühmte Gemälde des großen Leonardo da Vinci (†1519) darstellt.

Nur sind, anders als im Original, Christus und seine Jünger als Zecher dargestellt und die römischen Soldaten, die eintreten, trinken fröhlich den kredenzten Raki mit und stimmen zum Finale ein lallendes Halleluja im Chor an.

Der Eschweiler Gastronom Deniz Tugcu mit seiner Raki-Marke. Foto: Tugcu

Diskussion um Jesus-Video – Werbefilm kostete 40 000 Euro

Seither erreichen Tugcu auch wütende und enttäuschte Nachrichten, z.B. von Mitgliedern einer christlichen Gemeinde aus Köln-Chorweiler, die ihm Respektlosigkeit und das Verletzen von Gefühlen vorwirft.

Im Gespräch mit report-k verteidigt sich der Gastronom: „Ich bin selber Christ, halb Alevit. Ich habe seit Jahren ein Geschäft in Eschweiler, jeder kennt mich hier. Jedes Jahr unterstütze ich mit Spenden die katholische Kirche. Ich bin Sponsor vom Kinderheim. Solidarität besteht für mich nicht im Reden, sondern im Machen, das Video steht für Liebe und Freundschaft. Einige katholische Freunde gratulieren mir und sagen: Deniz, das hast du toll gemacht.“

Er zeigt als Beleg die Nachricht des Eschweiler Pfarrers Christoph Graaff, der den Clip feiert: „Wem der Film nicht gefällt, der kennt dich und deine gute Absicht nicht. Ich bin dankbar, dass du in Eschweiler bist, dass du den Menschen, den Muslimen und Christen nahe bist. Ich bin froh, dich zu kennen.“

40 000 Euro habe er für die Umsetzung des zweieinhalbminütigen Videos in die Hand genommen. Allein die Nachstellung der Kleider habe 4000 Euro verschlungen.

40 000 Euro habe die Produktion des YouTube-Clips gekostet, erklärt der Gastronom. Foto: screenshot Tugcu

Die pauschale Kritik kann er nicht nachvollziehen: „Wein ist selbst für die Fanatiker kein Problem. Aber Raki ist doch auch Traubensaft. Warum schreiben die schlecht? Ich habe vor der Produktion viele meiner christlichen Gäste nach ihrer Meinung gefragt, das Echo war nur positiv.“

Doch sollte man Christus wirklich im raki-seligen Gelage zeigen?

report-k holte in Köln weitere Reaktionen ein. Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter von der Lutherkirche sieht das Video nicht als Gotteslästerung, sondern als „harmlos“ an, sagt aber auch: „Mich ärgert die Scheinlösung Alkohol. Alkohol löst Probleme nicht, er macht sie nur schlimmer. Die Botschaft des Clips finde ich fatal, weil platt und dumm.“

Kölner Streetart-Künstler Peter Mück zieht Vergleich zu Monty Python

Der Südstadt-Künstler Peter Mück benutzt Christus selbst als Motiv in seinen Werken, scratcht ihm schon mal ein Handy in die Hand am Kreuz. Er findet: „Dieser Werbefilm bedient sich offensichtlich der Mittel der Satire. Das kann verletzend sein für jemanden, der tief in einer Religion verwurzelt ist. Doch darauf Rücksicht zu nehmen, ist nicht Aufgabe der Satiriker oder in diesem Fall der Filmemacher.“

„Nur 12 Follower“ heißt das Scratchart-Werk vdes Kölner Künstlers Peter Mück. Foto: Mück

Mück nennt ein Beispiel: „Im Jahr 1979 drehte die britische Komikergruppe Monty Python ihren bekanntesten Film „Das Leben des Brian“. Der Film befasst sich satirisch und mit schwarzem Humor mit religiösen und sozialen Themen und parodiert zugleich die Bibelfilme der 50er und 60er Jahre. Stilistische Parallelen sind auch in dem angesprochenen aktuellen Werbefilm zu sehen.

Auch damals gab es Proteste von konservativen Christen, aber letztendlich muss man diese Art von Satire aushalten können. Schließlich sollte man sich doch fragen, ob Gott Humor hat und über so etwas lachen könnte.

Wer an Gott glaubt und ihm den Humor abspricht, übersieht etwas entscheidendes: Das „Ebenbild“ oder das „Bildnis“ Gottes zu sein bedeutet doch, am einfachsten ausgedrückt, dass wir gemacht wurden, um Gott ähnlich zu sein. Also, machen wir ihn doch nicht kleiner als uns selbst!“