Köln | Unter dem Motto „Ein Europa für Alle – Deine Stimme gegen Nationalismus!“ wurde am Sonntag in vielen Städten Europas für eine hohe Wahlbeteiligung bei der anstehenden Wahl zum Europa-Parlament demonstriert. In Köln waren es – so die Initiative „Mehr Demokratie“, 45.000 Menschen, die auf der Deutzer Werft zusammenkamen. Die Inhalte der Kundgebungen zusammengefasst von Erich Huppertz.

Einige waren sich Demonstranten und Redner im Aufruf, die Stimme am kommenden Sonntag für ein soziales, tolerantes, weltoffenes, nachhaltiges und ökologisches Europa zu geben. Und nicht nationalistischen, rechten und fremdenfeindlichen Parteien, wie sie sich zur selben Zeit in Mailand trafen. Ins gleiche Horn stießen die Kabarettisten Jürgen Becker und Fatih Cevokollu.

Auch Kritisches: Nicht alles ist gut in dieser EU

Es gab aber auch einige Stimmen, die Kritik an der aktuellen EU-Politik übten – einer Politik, die den auch in Brüssel verkündeten Zielen widerspricht. So forderte die Vertreterin von attac, keine landwirtschaftlichen Großbetriebe mehr zu subventioniere, die mit ihren Monokulturen die Artenvielfalt gefährden. Außerdem müsse die Subventionierung von Lebensmittel-Überschüssen nach Afrika beendet werden, wodurch die dortige Landwirtschaft zerstört werde. Heftige Kritik nicht nur von „Fridays for future“ an der mehr als zögerlichen Umsetzung zur Erreichung der gesteckten Klimaziele.

Wie auf der Schäl Sick wurde zuvor auch schon auf dem Roncalliplatz die EU als Friedensprojekt gefeiert – sie habe 70 Jahre lang den Frieden auf dem Kontinent gesichert. Dies sei gefährdet – so der Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) – wenn die EU eine gemeinsame Armee aufstelle und die Nato-Mitgliedsländer wie beschlossen zwei Prozent des Haushalts in die „Verteidigung“ steckten. Heftige Kritik auch an der Abschottung gegen Flüchtlinge.

Vom Chlodwigplatz nach Deutz dauerte es etwas länger

Aufgerufen zu der Kundgebung hatte ein breites Bündnis von über 60 Initiativen und Organisationen. Angefangen hatte es um 11 Uhr mit kleineren Kundgebungen in Kalk-Kapelle sowie auf Roncalli-, Rudolf- und Chlodwigplatz. Von dort zogen die Teilnehmer in einem Sternmarsch zur Deutzer Werft, wo sie gegen 12.30 Uhr eintrafen. Bei denen vom Chlodwigplatz dauerte es über 30 Minuten länger.

Mit 45.000 Menschen war die Deutzer Werft wohl so voll wie schon lange nicht mehr. Nicht nur die Sonne, auch die Kölner Bands heizten ein. Es spielten Buntes Herz, Microphone Mafia, Gerd Höcher & Frank Hocker, eine Stunksitzungs-Auswahl, Anke Schweitzer & Rolf Lammers, Cat Ballou, Brings und Kann Karate als Gast aus Berlin.

Den Abschluss sollte die Arsch-Huh-band bilden – doch deren Auftritt war kürzer als geplant. Schon gegen 15.30 Uhr hatten die ersten Windböen ein Gewitter angekündigt, um vier Uhr fielen die ersten Tropfen, 20 Minuten später wurde die Kundgebung vorzeitig abgebrochen.

Autor: ehu