Das Zeughaus der Stadt Köln im Jahr 2022

Köln | Es dürfte das Gebäude sein, dass nur die allerwenigsten Kölner:innen nicht kennen: Das Zeughaus der Stadt Köln mit seinen rot-weißen Fensterläden und dem „Goldenen Vogel“ von HA Schult auf dem Turm – dem Flügelauto. Jetzt erkor der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz das Zeughaus zum Denkmal des Monats im April 2023.

Erbaut wurde das Zeughaus in den Jahren 1594 und 1606. In seiner ursprünglichen Nutzung beherbergte es ausgemustertes Kriegsgerät wie Geschütze oder Rüstungen. Auch der „Worringer Heerwagen“ aus dem Jahr 1288 befand sich dort. Viele Kölner:innen kennen das Zeughaus vor allem aus ihrer Schulzeit, also die, die vor 2017 und der endgültigen Schließung in der Grundschule waren.

Das Besondere am Bau des Zeughauses ist, dass die Südwand bis auf Höhe des Erdgeschosses im Kern die römische Stadtmauer nutzt. Dabei veränderte sich die Gestalt der Architektur gravierend, nicht zuletzt durch die massiven Schäden im Zweiten Weltkrieg. In seiner ursprünglichen Form besaß das Gebäude ein Erd- und ein Obergeschoss. Im Süden, wo die Römermauer steht, gab es keine Fenster und auf der Nordseite Renaissance-Kreuzstockfenster. Der Hallenbau verfügte über keine Treppe, die befand sich im Westen im oktogonalen Treppenturm.

Eingriffe in die Bausubstanz

Die Aktivisten des Rheinischen Vereins sprechen von drei Eingriffen in die Bausubstanz: Zwischen 1824 und 1830 wurde das Zeughaus erhöht. Ein zweites niedrigeres Dachgeschoss wurde aufgesetzt. Und die Fenster dem damaligen Zeitgeist geschuldet in Flachbogenfenster umgestaltet. Zwischen 1911 und 1924 ließ die Stadt restaurieren und umbauen. Im Inneren wurde Räume abgeteilt und Treppen eingebaut. Auf der Südseite wurde die Römermauer beschädigt und Fenster eingebaut. Den Einbau der Fenster kritisieren die Denkmalschützer noch heute. 1920 zogen Finanzbeamte des Landes in das Gebäude ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer getroffen und im Inneren brannte es. Erhalten blieben Treppenturm, Außenwände, Giebel und Pfeiler sowie Gurtbögen der Gewölbe im Erdgeschoss.

In den 1950er Jahren begann der Wiederaufbau. Allerdings verzichteten die Restauratoren auf das Gewölbe im Erdgeschoss und retteten dies nicht. Statt des Gewölbes schufen die Architekten eine flache Decke. Im Jahr 2017 kam es zu einem Wasserschaden. Das Museum wurde geschlossen.

Ungewisse Zukunft des Zeughauses

Zu allem Überfluss gab die Heizungsanlage ihren Geist auf und so steht das Gebäude seit sechs Jahren leer. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz befürchtet weitere Schäden und schreibt: „Eine Inangriffnahme der notwendigen Maßnahmen ist aufgrund der fehlenden adäquaten Nutzungsperspektive des historischen Gebäudes allerdings nicht in Sicht. Somit ist das seit 1980 in der Denkmalliste der Stadt eingetragene Zeughaus mittlerweile als gefährdetes Denkmal einzustufen, dessen auch äußerer Bauzustand inklusive der früher für Sonderausstellungen genutzten alten preußischen Wache durch zunehmende Verwahrlosung gekennzeichnet ist. Der Rheinische Verein möchte auf die ungeklärte Zukunft dieses für Köln wichtigen Baudenkmals aufmerksam machen.“

Der Rat der Stadt Köln will einen Neubau für das Kölnische Stadtmuseum in der Historischen Mitte. Eine Idee, die bei einem Herrenessen der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters aufbrachte.

ag