Georg Pommer ist bereits seit 43 Jahren beim Zirkus Roncalli dabei. Foto: Bopp

Köln | Er ist ein echtes Urgestein in der Zirkuswelt. Seit 43 Jahren arbeitet Georg Pommer bereits für den Zirkus Roncalli und ist seit 1984 Kapellmeister. In dieser langen Zeit hat der Musiker viele Geschichten erlebt und viele Künstler kommen und gehen sehen. Einer, der immer geblieben ist, ist sein Chef – Bernhard Paul!

Beide verbindet nicht nur eine lange Zeit, sondern auch ein ähnlicher Charakter. „Wir sind oft nicht einer Meinung. Aber es wäre auch furchtbar langweilig, wenn das immer so wäre. Wir wissen aber schnell, was der eine von dem anderen will und umgekehrt. Die persönlichen Befindlichkeiten haben wir längst hinter uns gebracht“, betont der 63-Jährige.

Ihr gemeinsames Motto: „Wir sagen beide, dass wir keine komplizierten Menschen mehr brauchen, denn das sind wir selbst“. erzählt Pommer. Und sagt über Paul: „Bernhard ist sehr wählerisch und nicht einfach zufrieden zu stellen. Aber er erkennt schnell die Qualitäten eines Menschen. Es hat sich über die Jahre schon eine Freundschaft entwickelt.“

Zirkus Roncalli: Georg Pommer begann im Kölner Stollwerk

Dabei war es purer Zufall, dass sich Paul und Pommer getroffen haben. „Bernhard suchte für sein Zirkusprojekt mit Artisten, Gauklern und Feuerspuckern Ende der 70er Jahre im Kölner Stollwerk eine Band. Ich war damals Keyboarder in der Band, die er dann ausgesucht hat. Danach wurde ich in das Orchester für die „Reise zum Regenbogen“ aufgenommen und drei Jahre später hat er mich gebeten, die Leitung zu übernehmen“, verrät der heute 63-Jährige.

Kapellmeister Georg Pommer ist ein Urgestein des Zirkus Roncalli. Foto: Bopp

Mit vielen neuen Ideen und Innovationen entwickelte Pommer, der Jazz studierte, den heutigen einzigartigen Roncalli-Sound. „Es geht darum, wie man die Menschen unterhält, sie in den Bann zieht. Dafür müssen die Ohren frisch bleiben, die Musik darf nicht ermüdend sein. Denn es kommt auf Emotionen und Entertainment an“, weiß der Hobby-Fotograf, der eine Eigenschaft noch nicht abschütteln konnte. „Ich könnte immer noch wie eine Rakete in die Luft gehen, wenn Fehler passieren.“

Zirkus Roncalli: Georg Pommer fordert Disziplin

Denn Pommer fordert von sich und allen Mitarbeitern des Ensembles harte Arbeit und Disziplin. „Im Zirkus gibt es nicht nur Zuckertage. Zirkusmusik ist eine Melange aus vielen unterschiedlichen Stilrichtungen mit vielen folkloristischen Elementen. Es gilt also, die Musik nicht einfach so abzuspulen, sondern mit Leben zu füllen. Dann verzeiht das Publikum auch einen falschen Ton.“

Über die vielen Jahre bei Roncalli hat Pommer schon viele Geschichten erlebt. „Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Ein paar Notizen habe ich mir schon gemacht, obwohl ich eigentlich nicht der Typ bin, der ständig in der Vergangenheit schwelgt.“ Dafür will er noch zu viel in der Zukunft erleben. „Ich möchte im Sommer nach Südfrankreich, um dort als Straßenmusiker zu spielen. Das wird sicher ein spezielles Erlebnis“, verrät der Hobby-Gärtner, der in seiner Geburtsstadt Weingarten alte Obstbäume und viele Gewächshäuser im Garten besitzt.

Neben seiner Tätigkeit als Orchesterleiter übernahm er die musikalische Leitung für die unterschiedlichsten Produktionen von Wien über New York bis Sevilla. Dazu komponierte er Melodien für Fernsehproduktionen wie das „Perfekte Promi-Dinner“. In der Zeit arbeitete Pommer mit Musikgrößen wie Milva, Sting, den Scorpions und Gitarrist Brian May von Queen zusammen. Den größten Eindruck hinterließ aber Heinz Rühmann. „Ihn als Menschen kennengelernt zu haben war eine große Ehre für mich. Er war einer der größten Filmstars überhaupt.“ Auch den Komponisten Leonard Bernstein traf er.

Zirkus Roncalli: Georg Pommer denkt nicht an die Rente

Ans Aufhören denkt Pommer selbst noch nicht, auch seine Ehefrau, mit der er im Bergischen Land lebt, will noch nicht, dass er dem Zirkus auf Wiedersehen sagt. Auch nicht nach rund 24.000 Shows, die Pommer bereits bei Roncalli hinter sich hat. „Sie ist zwölf Jahre jünger und Molekularbiologin. Sie treibt mich an. Da denke ich noch nicht an die Rente. Früher im Studium haben wir immer gesagt: Entweder Jazz oder Rente. Und ich bin Jazzmusiker.“

Nach zwei Jahren Pandemie hat Pommer richtig Lust auf Zirkus, Trubel und lachende Gesichter. „Es war einer der schönsten Tage, als wir wieder auftreten durften.“ Und davon möchte Pommer noch viele erleben und fühlen!

Bis zum 22. Mai ist Roncalli noch in Köln zu Gast. Wenn Sie besondere Momente genießen wollen, gibt es Karten für den Zirkus unter: www.roncalli.de oder der Telefon-Hotline unter der Rufnummer: 0221 / 96 494 260.