Das Bild zeigt Jaka Potocnik im Jugendstadion Hohenbuschei beim Spiel Borussia Dortmund gegen 1. FC Köln, U-19-Bundeliga West, am 30. September 2023. | Foto: Imago/ Treese

Köln | Der 1. FC Köln hat im Zusammenhang mit dem CAS-Verfahren bereits kurz nach dem Mitte September vor der Internationalen Sportgerichtshof (CAS) erfolgten Anhörung eine Strafanzeige wegen versuchten Betrugs gegen drei Vertreter des slowenischen Fußballclubs NK Olimpija Ljubljana gestellt. Die Staatsanwaltschaft Köln hat den Anfangsverdacht zwischenzeitlich bejaht und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eingeleitet.

Es geht um Jaka Potocnik

Der slowenische und zu der Zeit minderjährige Spieler Jaka Potocnik kündigte im Januar 2022 seinen Spielervertrag mit dem slowenischen Fußballclub NK Olimpija Ljubljana fristlos. Anschließend nahm der 1. FC Köln ihn für die U19 unter Vertrag.

Das Verbandsschiedsgericht der FIFA (sog. Dispute Resolution Chamber) traf in seiner Entscheidung vom 1. Februar, die den beteiligten Parteien am 19. März zugetsellt wurde, eine abweichende Sachverhaltsbewertung. Wegen Vertragsbruchs wurde gegenüber Jaka Potocnik eine viermonatige Spielsperre ausgesprochen und ein Schadensersatzanspruch von NK Olimpija Ljubljana gegenüber dem Spieler von rund 52.000 Euro festgestellt.

Aufgrund der Verbandsregularien haftet der 1. FC Köln für den Schadensersatzanspruch mit. Zudem hat die FIFA eine Transfersperre gegen den 1. FC Köln für zwei Transferperioden, also ein Verbot zur Registrierung neuer Spieler, ausgesprochen. Der Grund: Es sei dem FC aus Sicht der FIFA nicht gelungen, die in den zugrunde liegenden Regularien vorgesehene Vermutung der Anstiftung zum Vertragsbruch durch einen Gegenbeweis zu widerlegen. Die FIFA hat also nicht positiv festgestellt, dass der FC Jaka Potocnik zum angeblichen Vertragsbruch angestiftet hat.

Weitergehend verlangte der NK Olimpija Ljubljana die Zahlung eines Schadensersatzes in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Dies lehnte die FIFA ab. Alle Entscheidungen ergingen auf Basis eines schriftlichen Verfahrens, eine mündliche Verhandlung oder die Vernehmung von Zeugen erfolgten nicht.

Das CAS-Verfahren

Gegen die Entscheidung der FIFA haben alle drei Parteien, also NK Olimpija Ljubljana, der 1.FC Köln und Jaka Potocnik Rechtsmittel vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne eingelegt.

Am 26. Mai gab der CAS in seiner ersten Entscheidung dem Antrag des 1.FC Köln und von Jaka Potocnik auf aufschiebende Wirkung statt. Somit setzte das CAS auch die Transfersperre sowie die Spielsperre bis zu einer endgültigen Entscheidung aus. Der 1.FC Köln war daher in der Lage, in der abgelaufenen Transferperiode neue Spieler zu registrieren, Jaka Potocnik darf Pflichtspiele für die U19 des 1.FC Köln absolvieren.

Die mündliche Verhandlung

Die mündliche Verhandlung beim Cas fand am 19. und 20. September in Lausanne statt. Für den 1.FC Köln nahmen der Vizepräsident Dr. Carsten Wettich sowie die beiden Geschäftsführer Dr. Christian Keller und Philipp Türoff als Vertreter des 1.FC Köln e.V. bzw. der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA an der Anhörung teil.

In dieser Anhörung wurden die von den Parteien benannten Zeugen vernommen. Zusätzlich wurden zwei Experten zum Schweizer und slowenischen Recht gehört. Im Ergebnis blieben alle Parteien sowie die FIFA bei ihren Anträgen.

Die vom FC und von Jaka Potocnik benannten Zeugen, waren etwa der ehemalige Präsident und ehemalig leitende Mitarbeiter von NK Olimpija Ljubljana. Die Zeugen bestätigten den Sachverhalt, wie er vom 1.FC Köln schriftlich vorgetragen wurde.

Gemäß den Zeugenaussagen hat NK Olimpija Ljubljana gegenüber Jaka Potocnik bei Vertragsschluss im Juni 2021 schriftlich und mündlich gegebene Zusagen trotz mehrfacher entsprechender Aufforderungen durch den Spieler und seine Vertreter nicht eingehalten, so dass Jaka Potocnik seinen Vertrag mit NK Olimpija Ljubljana nach Überzeugung des 1. FC Köln und seiner Anwälte nicht gebrochen, sondern im Januar 2022 rechtswirksam gekündigt hat. Genauso wurde von den Zeugen vorgetragen, dass der 1. FC Köln den Spieler nicht zur Vertragskündigung angestiftet hat, wobei dieser Sachverhalt im Falle einer rechtswirksamen Kündigung obsolet ist.

Die zwei Experten führten auf, dass die mündlichen Zusagen, die dem Spieler bei Vertragsschluss gegeben wurden, bindend seien.

Der FC stellt Strafanzeige

Die von NK Olimpija Ljubljana benannten Zeugen und beim CAS aussagenden Clubvertreter haben sich hingegen in Widersprüche verwickelt und in Teilen den von NK Olimpija Ljubljana schriftsätzlich vorgebrachten Tatsachenvortrag selbst widerlegt. Hierdurch sowie durch weitere Aussagen von FC-Seite benannter Zeugen konnte nach Überzeugung des 1. FC Köln belegt werden, dass NK Olimpija Ljubljana auf Grundlage falschen Tatsachenvortrags versucht, eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen.

Der 1. FC Köln hat diesen Sachverhalt strafrechtlich überprüfen lassen und daher gegen drei Vertreter von NK Olimpija Ljubljana Strafanzeige wegen eines möglichen versuchten Betrugs zum Nachteil des 1. FC Köln gestellt. Die Staatsanwaltschaft Köln hat den 1. FC Köln darüber informiert, dass sie bereits den Anfangsverdacht bejaht und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eingeleitet hat.

Wie geht es im CAS-Verfahren weiter?

Einen genauen Zeitpunkt für die Entscheidung des CAS könne nicht genannt werden. Der 1.FC Köln sei laut eigener Aussage jedoch zuversichtlich, dass der CAS die Kündigung von Jaka Potocnik als rechtswirksam feststellen und damit einhergehend die Spielsperre gegen den Spieler sowie die Transfersperre gegen den 1. FC Köln endgültig aufheben werde.

agr