Das Symbolbild zeigt einen Fußballrasen.

Köln | Die Frauenmannschaft des 1. FC Köln darf wieder einmal im Kölner Rheinenergiestadion antreten. Dieses Mal wird gegen die Frauen des SV Werder Bremen gekickt. Der Verein erhofft sich ein volles Stadion und rührt seit Monaten gewaltig die PR und Werbetrommel mit Allgemeinplätzen. Dabei geht es wenig um die sportliche Seite, die alles andere als aktuell berauschend ist, als vielmehr um das Marketing und die Tickets verkaufen sich schlecht.

Große Hoffnungen nach WM

Mit allen Mitteln versuchen die Vereine und Funktionäre den Frauen-Fußball auf das gleiche Level in der Zuschauergunst zu heben, wie den der Männer. Unter Sportfunktionären aller Art von Leichtathletik bis Skifahren gibt es dafür eine Doktrin: Alles was im Fernsehen gezeigt wird, vor allem im frei zugänglichen öffentlich-rechtlichen TV führt zum Erfolg. Erinnert sei an die Fußball-WM der Frauen 2023. ARD und ZDF zeigten alle Spiele sehr zur Freude der Fifa, die damit vor ihren Sponsoren glänzen konnte. DFB-Präsident Bernd Neuendorf traf die Aussage die Übertragung sei „für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland von enormer Bedeutung“. Promis wie Caroline Kebekus wurden eingespannt und die PR- und Werbetrommel gerührt. Spielten die Deutschen Frauen, dann waren die Einschaltquoten hoch. Gewonnen hat übrigens vor allem die FIFA. Die erreichte mit der 9. Frauen-Fußball-WM zum ersten Mal die Gewinnzone. Heike Ullrich, DFB-Generalsekretärin, zeigte sich nach der Frauen-WM im August optimistisch für die Frauen-Bundesliga und erwartete einen erhöhten Zuspruch für die Frauen Bundesliga und sagte gegenüber „ZDF heute“: „da bin ich optimistisch, vielleicht gibt es eine kleine Delle“.

Rettungsanker: Promis aus der Musik- oder Kabarettszene

Nach der Systematik, richtet es der Sport nicht allein, dann müssen Promis aus anderen Sparten her, agiert jetzt auch der 1. FC Köln. Da wird eine der Top-Kölner Karnevalsbands „Cat Ballou“ engagiert, um den schleppenden Ticketverkauf für das Fußballspiel der Frauen des 1. FC Köln gegen die des SV Werder Bremen anzukurbeln. Die Social-Media- und Blogging-Abteilung dreht auf, jazzt Texte hoch und ballert Interviews via Pressemitteilung und über die eigenen Mega-Influencer-Follower-Kanäle raus. Der Sänger der Band Oliver Niesen gibt pflichtschuldig bekannt, wie das so ist bei einem Engagement, dass die Band das ganz toll finde und das gerne unterstütze.

Auch das ist eine beliebte Methode bei Sportfunktionären, wenn das mit dem Kartenverkauf nicht klappt, sich einen Hero-Act aus der Popmusik heranzuholen. Erinnert sei an den Versuch der NFL eine europäische Footballleague zu etablieren. Da holten sich die Cologne Centurions gar Tokio Hotel ins Rheinenergiestadion. Die damals angesagte Teenyband lockte zwar jede Menge kreischende Teenies an, aber schon bei der nächsten NFL-Partie herrschte im Rheinenergiestadion wieder gähnende Leere. Der letzte Versuch ist dann immer das Verschenken von Karten an Ehrenamtler, damit nicht vor leeren Rängen gespielt werden muss. Die Footballer luden auf die Osttribüne hunderte THW-Helfer ein. Aber auch die kamen nur für ein Spiel.

Zurück zu den FC-Frauen

Die Frauen Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Köln steht sportlich nicht besser da als die Männermannschaft. Die Frauen stehen nach 14 Spielen auf dem 10. Tabellenplatz und haben 11 Punkte erkämpft. In den letzten fünf Spielen haben die FC-Frauen viermal verloren und einmal unentschieden gespielt. Diese sportliche Bilanz spricht nicht dafür sich eine Karte für das Spiel zu kaufen. Die FC-Frauen spielen am 10. März 2024 gegen den SV Werder Bremen: Tabellenplatz 5 und 20 Punkte. Bremen verbucht zwei Siege und zwei Niederlagen und ein Unentschieden. Sportlich läuft es bei den Kölnerinnen also aktuell gar nicht und bei den Bremerinnen einigermaßen. Auf den Punkt gebracht: Ein Durchschnittsspiel soll jetzt zum Zuschauerrekord führen.

Was der Verein daraus macht

Am 8. Dezember 2023 warb der 1. FC Köln zum ersten Mal für das Spiel auf seiner Website unter der URL „fc.de/zweites-frauen-heimspiel-im-rheinenergiestadion“. Da schwärmt in bestem Marketing-Sprech Nicole Bender-Rummler, Bereichsleiterin Frauen- & Mädchenfußball beim FC: „Kölsche Mädche sind weltoffen, tolerant, lebensfroh, ein bisschen jeck – und sie wissen ganz genau, was sie wollen: Das nächste große Fußball- und Familienfest im Rheinenergiestadion.“ Wow, mehr kölsche Plattitüden fallen einem kaum mehr ein.

Und FC-Geschäftsführer Sport Christian Keller: „Die positive Entwicklung auf dem Platz in den vergangenen Monaten bestätigt, dass die jüngsten Anpassungen in der sportlichen Organisationsstruktur greifen und das Leistungsniveau kontinuierlich steigt. Wir alle sind voller Vorfreude, unsere Leidenschaft für den Frauen- und Mädchenfußball erneut vor einer großen Kulisse präsentieren zu dürfen“. Ehrlich macht sich der Verein erst mit der Aussage der Marketeers und zitiert den Geschäftsführer Marketing & Vertrieb Markus Rejeks zum Frauenfußball beim 1. FC Köln: „Wir haben auch dort die Strukturen zuletzt deutlich gestärkt und wichtige Fortschritte auf dem Weg zu einer weiteren Professionalisierung und besseren Vermarktung des Frauen- und Mädchenfußballs beim FC erzielt. Das kommende Heimspiel im Rheinenergiestadion ist dabei ein weiterer wichtiger Baustein.“

Zusammengefasst

Da das mit dem Sport aktuell nicht so klappt soll es jetzt also die Karnevalsmusik bringen, so als eine Art letzter Rettungsanker. Es sollen rund 15.000 Karten verkauft worden sein, trotz aller Marketingaktivitäten. FC-nahe Blogger bangen schon und sprechen von einem möglichen Verlust für den Verein, den dieser sich in Zeiten klammer Kassen gar nicht leisten könne. Die Tickets sind übrigens sagenhaft günstig und kosten in der Kategorie VI gerade einmal 8 Euro und ermäßigt sogar nur 5 Euro.

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