"Bilanz mit Licht und Schatten"
Vorausgeschickt sei, dass die polizeilichen Kriminalstatistiken keine Verbrechensstatistiken im eigentlichen Sinn sind, denn Sie verzeichnen lediglich die von der Polizei erfassten Straftaten und Festgenommenen. Ob eine Straftat dann auch als Verbrechen gewertet wird, klären später die Gerichte. Heute präsentierte NRW-Innenminister Ralf Jäger die Zahlen für NRW 2011. „Das ist eine Bilanz mit Licht und Schatten. In wichtigen Bereichen der Kriminalitätsbekämpfung zeigen die Initiativen der NRW-Polizei Erfolge“, erklärte Jäger. Die Polizei registrierte im Jahr 2011 rund 1,51 Millionen Straftaten. Das sind rund 69.000, also 4,8 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Aufklärungsquote beträgt 49,1 Prozent. Sie liegt damit auf dem Niveau der vergangenen Jahre.

Mehr Einbrüche und Taschendiebstähle
Die größte Zunahme mit über 50.000 Fällen gab es bei der Diebstahlskriminalität. Im Jahr 2011 wurden mit 689.114 Diebstahlsdelikten 7,8 Prozent Fälle mehr erfasst als im Jahr davor. Vor allem bei Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen gab es deutliche Steigerungen. Regionale Schwerpunkte sind laut Jäger dabei nicht auszumachen. Insgesamt verzeichnete die Polizei 50.368 Einbrüche in Häuser oder Wohnungen. Das ist eine Zunahme von 12,5 Prozent (+ 5.599). In 40 Prozent der Einbrüche blieb es beim Versuch, weil Riegel und Alarmanlagen die Täter aufhielten. Rund 13,6 Prozent der Taten konnten von der Polizei aufgeklärt werden. Dabei wurden insgesamt 5.419 mutmaßliche Einbrecher festgenommen. Das Innenministerium reagierte heute auf die steigenden Zahlen und kündigten an, noch 2012 zusätzliche Haushaltsmittel in Höhe von 4,2 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Zudem sollen die Ermittler in den Regionen künftig noch enger zusammenarbeiten.

Weniger jugendliche Tatverdächtige
Auch die Zahl der gemeldeten Taschendiebstähle stieg 2011 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 29 Prozent an. Insgesamt zählte die Polizei über 52.000 Fälle. Dagegen sank die Fallzahl der Fahrzeugdiebstähle um 4,3 Prozent auf 7.781 Fälle. Mit verantwortlich dafür seien vor allem technische Sicherungen der Hersteller. Die Zahl der Auto-Aufbrüche sei 2011 dagegen um 6,8 Prozent auf 88.622 Fälle angestiegen. Einen positiven Trend vermeldete Jäger in beug auf jugendliche Tatverdächtige. Von den 2011 insgesamt 494.013 ermittelten Tatverdächtigen waren 124.953 unter 21 Jahre alt. Das ist ein Anteil von 25 Prozent und damit der niedrigste Stand seit 41 Jahren. Der Rückgang betrug gegenüber dem Vorjahr 5,6 Prozent. Das sind 7.441 Jugendliche weniger.

Raub: 15,6 Millionen Euro Schaden
Die Gesamtzahl der Gewaltdelikte sank um 2,0 Prozent auf 50.009 Taten (- 1.012). „Dieser gute Trend war schon in den vergangenen Jahren zu erkennen und wird sich voraussichtlich auch in diesem Jahr fortsetzen“, sagte Jäger. 72,1 Prozent aller Gewaltdelikte klärten die Ermittler auf. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen waren es 80 Prozent. Bei den Raubstraftaten ging die Zahl um 1,3 Prozent auf 14.319 Taten zurück (- 181). 49,6 Prozent davon wurde aufgeklärt. Bei den Fällen erbeuteten die mutmaßlichen Täter insgesamt Bargeld und Wertsachen in Höhe von rund 15,6 Millionen Euro. Dabei war fast jedes dritte Raubopfer unter 21 Jahre alt.

Es gab mit 136 Morden (63) und Mordversuchen (73) sechs weniger als 2010. Mit insgesamt 243 Totschlagsdelikten wurden 19 Fälle mehr bekannt. 60 vollendete Taten und 183 versuchte
Totschlagsdelikte wurden registriert. Die Aufklärungsquote lag bei Mord und Totschlag bei 98
Prozent. Einen leichten Anstieg von etwa 2 Prozent registrierte die Polizei 2011 auch mit 10.957 Fällen bei Sexualdelikten. Darunter waren 1.925 Taten von Vergewaltigung und besonders schweren Fällen der sexuellen Nötigung; das sind 4,9 Prozent mehr (+ 90). Rund 80 Prozent davon klärte die Polizei laut Jäger auf. Dabei kannten sich in über 74 Prozent der Fälle die Tatverdächtigen und Opfer, in 61,5 Prozent bestand eine verwandtschaftliche Beziehung.

Schwarzfahrer lassen Betrugszahlen steigen
Die Zahl der Betrugsdelikte nahm 2011 um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 236.830 zu. Die erhöhten Fallzahlen sind laut Jäger überwiegend auf deutlich vermehrte Anzeigen zu Beförderungserschleichungen, also zum sogenannten Schwarzfahren, zurückzuführen. Diese stiegen in 2011 um 53,4 Prozent (+ 26.820) Fälle auf 77.019. Einen leichten Anstieg gab es auch bei Straftaten im Internet. Hier zählte die Polizei rund 20.000 Fälle.

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