Köln | 3.027 Schüler:innen wurden von ihren Eltern an einer Kölner Gesamtschule angemeldet. 2.322 bekommen einen Platz. 705 nicht. Das ist seit gestern Fakt. Ein bitterer Fakt. SPD und Linke melden sich zu Wort.

Die verheerende Kölner Gesamtschul-Bilanz seit sieben Jahren

5.751 Schüler:innen wies die Stadt Köln in den vergangenen 7 Jahren mit dem Wunsch nach einem Gesamtschulplatz ab. Wer die Fortschreibung der Ablehnungszahlen betrachtet kommt nicht umhin von einer bitteren Bilanz zu sprechen. Nicht wegen der Zahlen, sondern den Schicksalen der Kölner Kinder die hoffnungsfroh ihre Bildungskarriere auf einer weiterführenden Schule beginnen wollten und dies nicht können. Denn sie erhalten einen Bescheid, ein förmlich rechtlich bindendes Schriftstück, das ihnen und ihren Eltern erklärt ihr seid abgelehnt. Ob es ein Trost ist, dass die Stadt Köln in den vergangenen sieben Jahren nur ein einziges Mal mit 695 Ablehnungen die 700er Grenze riss? Ist es eine Erfolgsgeschichte, dass es keinen neuen Rekord gab? Schule ist Pflichtaufgabe. Eine Pflichtaufgabe, die die Kommunalpolitik bei der vergangenen Kommunalwahl versprach zu beschleunigen und voranzubringen.

Das sagt die Stadtverwaltung

An den 15 städtischen Gesamtschulen werden im Schuljahr 2023/24 erhalten 2.322 Schüler:innen und ihre Eltern eine Zusage. Die Eltern erhalten die Schreiben bis spätestens Freitag, 3. Februar. Dann heißt es für die Eltern hurtig sein. Denn vom 6. bis 10. Februar müssen die Abgelehnten und all die anderen Kinder dann an der Haupt- oder Realschule sowie den Gymnasien angemeldet werden. Am 21. Februar sind dann für diese Aufnahmen die Entscheidungen gefallen. Auch hier werden nicht alle Kinder berücksichtigt werden, sondern es gibt eine zweite Runde für alle die, die ihren Erstwunsch nicht erfüllt bekommen. Nach dem Chaos im vergangenen Jahr wird die Stadt Köln im Internet eine Liste veröffentlichen, wo die Schulen, die dann noch freie Plätze haben genannt sind. So geht es dann weiter: „Die Mitteilung über die Aufnahme in der zweiten Anmelderunde erfolgt ab Montag, 13. März 2023. Eltern, deren Kinder auch nach dieser Anmelderunde keine Zusage erhalten haben, werden individuell durch die Stadt Köln beraten.“ Die Stadt Köln will die Zügigkeit an vier Gymnasien erhöhen und dort 120 weitere Plätze schaffen. Dafür stehe aber noch die Genehmigung der Bezirksregierung aus.

Das sagen SPD und Linke

Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln, ist entsetzt: „Und jährlich grüßt das Murmeltier in Köln! Auch dieses Jahr ist der Traum von der Wunschschule für über 700 Schülerinnen und Schüler jäh zerplatzt. Die Ignoranz und Gleichgültigkeit der politisch Verantwortlichen gegenüber den Sorgen und Nöten der betroffenen Schülerinnen und Schülern und ihrer Familien ist absolut inakzeptabel und muss dringend korrigiert werden. Es ist unerträglich, dass das Verwaltungsbündnis aus Grünen, CDU und Volt immer wieder sachfremde Interessen über die Belange der Schülerinnen, Schüler und ihrer Familien stellen und sich weigern, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen. Noch im letzten Jahr gab es die Chance, durch die Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in eine Gesamtschule, sofort über 100 zusätzliche Gesamtschulplätze zu schaffen, die von Grünen, CDU und Volt mutwillig verhindert wurden. Nicht nur Familien in Neubrück, sondern auch in Rath, Brück und Ostheim hatten hoffnungsvoll auf die neue Gesamtschule geschaut. Es ist höchste Zeit für eine kritische Auseinandersetzung mit dieser unzumutbaren Situation und für konkrete Handlungen, um die Schülerinnen und Schüler und ihre Familien zu unterstützen und ihnen gerecht zu werden.“

Heiner Kockerbeck, Sprecher der Ratsfraktion Die Linke in einem schriftlichen Statement: „Leider kommt dies nicht überraschend. Es fehlen in diesem Jahr mindestens fünf Gesamtschulen in Köln. Damit zeigt Köln sich nicht von seiner sozialen Seite. Denn mit den Gesamtschulen wünschen viele Eltern sich sozial inklusive Schulen. Kinder aller Schichten und Kinder mit Behinderung können hier gemeinsam lernen. Und ausgerechnet bei dieser Schulform ist die Zahl der fehlenden Schulplätze weitaus am höchsten. Die Verwaltungsspitze und das Ratsbündnis aus Grünen, CDU, Volt müssen mehr Anstrengungen für den Schulbau unternehmen. Sie müssen den bisherigen Kurs korrigieren, der in Richtung Privatisierung geht. Große Baukonzerne und Investoren mit Grundstück haben zwar lukrative Aufträge bekommen und eine Reihe von Schulen gebaut. Trotzdem gibt es bei Gesamtschulen, Gymnasien und Grundschulen deutlich zu wenig Plätze. Die Stadt muss aber selbst energischer auftreten, um sich Schulgrundstücke zu sichern. Sie muss entschlossener Maßnahmen ergreifen, um bei der städtischen Bauabteilung den starken Personalmangel und häufige personelle Wechsel zu stoppen. Dies wird nicht zum Nulltarif möglich sein.“

ag