Düsseldorf | Viele Vereine in Nordrhein-Westfalen leiden unter einem Mitgliederschwund. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur dapd unter den Vereinen zeigten sich Funktionäre des Westdeutschen Handball-Verbandes und des Westdeutschen Volleyball-Verbandes besorgt darüber, dass sich gerade junge Menschen von den Clubs abwenden. Der Trend gehe dahin, dass sich der Nachwuchs die Freizeit lieber selbst einteilt, als sich nach Trainingszeiten oder anderen Clubangeboten zu richten. Auch Gesangsvereine müssen nach Angaben des Chorverbandes NRW um Mitglieder kämpfen. Der Landessportbund NRW (LSB) erklärte, durch Kooperationen mit Schulen junge Sportler an die Vereine binden zu wollen.

„Nach dem WM-Titel 2007 hatten wir einen kräftigen Aufschwung zu verzeichnen, seit Ende 2008 aber sind die Zahlen wieder rückläufig. Wir könnten erheblich mehr Mitglieder gebrauchen“, klagte der Vizepräsident Finanzen des Westdeutschen Handball-Verbandes, Peter Liese, im dapd-Gespräch. Der Westdeutsche Volleyball-Verband registrierte ebenfalls eine immer geringere Zahl von Jugendmannschaften. „Bei den Jungs wirkt sich das stärker aus als bei den Mädchen“, erklärte Geschäftsstellenleiterin Verena Bönnighausen auf dapd-Anfrage. Gründe seien die große Konkurrenz von anderen Sportarten sowie ein spürbarer Trend hin zu Fitnessstudios.

Vereine und Schulen arbeiten zusammen

Auf Initiative des LSB vereinbarten seit 2010 viele Sportclubs eine Kooperation mit Kindergärten und Schulen, um den Schwund junger Mitglieder zu stoppen. Im Rahmen der Initiative „NRW bewegt seine Kinder“ bieten die Vereine ihre Trainingseinheiten an den Schulen an, wie ein Sprecher des LSB bestätigte. Die Zusammenarbeit werde nötig, weil Schüler wegen des Offenen Ganztages oft bis abends Unterricht haben und danach keine Zeit mehr für Sport bleibe, so der Verband.

„Wir sind über jede zusätzliche Trainingseinheit froh. Nach unseren bisherigen Erfahrungen melden sich so um die fünf Prozent der Kinder hinterher an“, zeigte sich Handball-Funktionär Liese mit dem Projekt zufrieden. Gerade im Raum Köln/Leverkusen müsse aber noch öfter Vereinstraining an den Schulen angeboten werden, wie Liese aus eigenen Erfahrungen als Mitglied des TuS Rheindorf berichtete.

Mit dem in Sendenhorst bei Münster stattfindenden „German Acapella“-Wettbewerb hat der Chorverband NRW eine Plattform gefunden, um junge Mitglieder zu gewinnen, wie Pressesprecher Klaus Levermann mitteilte. 23 junge Bands traten dort im Juni gegeneinander an und machten Werbung für den Chorgesang. „Im letzten Jahr sind rund 150 junge Sängerinnen unter 27 Jahren einem Chor beigetreten, jetzt sind es landesweit insgesamt 1.119 in dieser Altersklasse“, sagte Levermann.

Autor: Max Hermes | dapd