„Wir sind am Ende unserer Kapazitätsgrenzen“, gestand heute die Leiterin der Auslandsbehörde der Stadt Dagmar Dahmen. Am 30. November verzeichnete Köln etwa 1.000 unerlaubt eingereiste Menschen. Das sind knapp 100 Asylsuchende mehr als im Vorjahr. 60 Prozent der diesjährigen Asylsuchenden stammen aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, die Restlichen kämen aus dem Iran, Irak, Afghanistan und anderen Ländern. Bis zum Jahresende sei mit weiteren Anfragen zu rechnen. Die Räumlichkeiten seien aber jetzt schon ausgeschöpft. Seit 2009 hat sich die Zahl der unerlaubt eingereisten Personen in Köln mehr als verdoppelt. (2009: 487 Personen, 2010: 932 Personen). Laut dem Flüchtlingsaufnahmegesetzes (FlüAG) muss NRW gut 21 Prozent der nach Deutschland unerlaubt eingereisten Menschen aufnehmen, Köln davon fünf Prozent.

 
70 neue Plätze in der Herkulesstraße
Derzeit sind alle belegbaren Plätze in den Wohnheimen des Wohnungsversorgungsbetriebes der Stadt Köln mit rund 1.650 Personen belegt. Insgesamt gibt es 29 Wohnheime in Köln. Für weitere 265 Menschen wurde ein Zimmer in einer Pension oder einem Hotel angemietet. Weitere Zimmer konnten laut Stadt nicht gefunden werden. Darum sollen jetzt neue Einrichtungen zur Notaufnahme eingerichtet werden – unter anderem für 50 Menschen in der Vorgebirgsstraße. Auch in der Herkulesstraße soll ein aufgegebenes Verwaltungsgebäude der Stadt umgerüstet werden. Noch bis Weihnachten will die Stadt in das Haus 900.000 Euro investieren und es damit in eine Notunterkunft umwandeln. Dazu sollen etwa vorhandene Sanitärbereiche kurzfristig ausgebaut werden. Ab Weihnachten sollen in der Herkulesstraße 70 Menschen einziehen können. Parallel dazu werden derzeit bestehende Einrichtungen, unter anderem die Obdachloseneinrichtung „Am Springborn“ in Mülheim kurzfristig hergerichtet, beziehungsweise Baumaßnahmen zur Unterbringung optimiert.Betroffen sind auch die Asylantenheime in der Potsdamer Straße und im Kuckuksweg.

An drei weiteren Standorten im Kölner Stadtgebiet sollen Fertigbauten für über eine Millionen Euro errichtet werden. Wo sei derzeit noch unklar. Nötig seien die Neubauten, da es auf dem Kölner Immobilienmarkt keine Häuser dafür mehr gebe. Die Immobilienlage ist laut Reker aufgrund des Zuwachses bei den Einwohnerzahlen und der positiven Entwicklung im Büroflächenmarkt derzeit sehr angespannt. Wohnheime von Firmen, Behörden, auf die noch vor Jahren zurückgegriffen werden konnte, seien auf dem Kölner Immobilienmarkt nicht mehr verfügbar. Allein in diesem Jahr hat die Stadt laut Michael Schleichers, Leiter der Wohnungsversorgungsbetriebe, rund 300 Immobilienmakler wiederholt nach Kapazitäten angefragt – jedoch ohne Erfolg. Reker appellierte deshalb auch an private Eigentümer, geeignete Objekte für eine Unterbringung von mindestens 25 Personen anzubieten.

Unterbringung in Turnhallen und Zelten droht
Unverständnis äußerte Reker darüber, dass Köln weitere Asylbewerber zugeteilt bekäme, obwohl die Kapazitätsgrenzen erreich seien. Verantwortlich dafür sei die Bezirksregierung Arnsberg. Diese teile die Einreisenden nach einer bundesweiten Regelung für ganz NRW zu. Sollten die kurzfristig bereitgestellten Räumlichkeiten nicht ausreichen, müsse man auf andere Kapazitäten ausweichen. „Wir versuchen in festen Gebäuden zu bleiben“, sagte Schleicher. Der letzte Ausweg sei dann beispielsweise eine Unterbringung in Zelten oder Schulturnhallen. Das soll allerdings so weit es geht vermieden werden.

[il]