Berlin | Der Anteil der sogenannten „Delta“-Variante an den Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist in der 25. Kalenderwoche auf 59,4 Prozent gestiegen. Das teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch mit. In der vorherigen Woche lag der Anteil noch bei 36,7 Prozent, das wurde nachträglich leicht auf 36,8 Prozent korrigiert. Die EU-Kommission sieht die Zeit für Lockerungen in der Corona-Pandemie, wie sie derzeit in Deutschland diskutiert werden, noch nicht gekommen.

Damit übernimmt die zuerst in Indien entdeckte Mutation des Coronavirus immer mehr das Infektionsgeschehen in Deutschland. Der Anteil der früher „britische“ und neuerdings „Alpha“ genannten Variante ging hingegen weiter zurück, auf nunmehr genau ein Drittel. Experten erwarten allerdings, dass der tatsächliche Anteil von „Delta“ in der aktuellen 27. Kalenderwoche schon viel höher ist.

Das RKI liefert die Daten immer mit einiger Verzögerung. Vermutlich ist die Mutation auch verantwortlich dafür, dass die tatsächlichen Neuinfektionszahlen seit einigen Tagen wieder etwas nach oben gehen.

EU-Kommission warnt vor Lockerungen bei Delta-Welle

Die EU-Kommission sieht die Zeit für Lockerungen in der Corona-Pandemie, wie sie derzeit in Deutschland diskutiert werden, noch nicht gekommen. „Die Delta-Variante ist ganz klar eine Bedrohung“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). „Und wir wollen eine neue Welle um jeden Preis vermeiden.“

Dazu müsse der Anstieg der Fälle hinausgezögert und die Impfkampagne beschleunigt werden. Davon hänge ab, „wie viele Menschen ins Krankenhaus kommen oder Schlimmeres erleben müssen“, sagte Kyriakides. Das Tragen von Masken und das Abstandhalten sollten auf jeden Fall beibehalten werden.

Auf weitere, härte Maßnahmen müsse man sich vorbereiten. Das selbst gesteckte Ziel, bis Ende Juli genug Impfstoffe für die Versorgung von 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu haben, werde die EU erreichen, sagte die Gesundheitskommissarin. Beendet sei die Impfkampagne damit aber nicht.

„Die Varianten haben die Übertragbarkeit erhöht. Darum brauchen wir nun mehr als 70 Prozent, um sicher zu sein“, sagte sie. Die Schulen forderte Kyriakides auf, sich auf die Zeit nach dem Sommer vorzubereiten: „Wir brauchen in den Schulen Maßnahmen, die Kinder vor dem Virus schützen.“

Dazu werde es bald Empfehlungen der Seuchenschutzbehörde ECDC geben. „Wir können Kinder nicht zu Hause lassen, nur weil es keine Impfungen für sie gibt“, sagte die Kommissarin.

Autor: dts