Die Aufzeichnung der ersten ARD Fernsehsitzung im Kölner Gürzenich mit dem neuen Sitzungsleiter Marcus Gottschalk am 31. Januar 2024

Köln | Gestern Abend wurde die erste „ARD“ Fernsehsitzung im Kölner Gürzenich aufgezeichnet. Zum ersten Mal führte Prinzen-Gardist Marcus Gottschalk den Elferrat einer Fernsehsitzung an. Die feine jecke Gesellschaft feierte im hell erstrahlten Gürzenich ausgelassen. Schon bei den Paveiern – kurz vor der Pause – standen vor allem die ersten Jeckinnen auf den Stühlen.

Der neue Sitzungsleiter Marcus Gottschalk puschelt zum ersten Mal auf einer „ARD“-Fernsehsitzung auf deren Aufzeichnung am 31.1.2024.

Neuer Sitzungsleiter

Der neue Fernsehsitzungs-Sitzungsleiter Marcus Gottschalk moderierte aus dem Prinzen-Garde-Gestühl des Elferrats souverän. Auch beim Puscheln zeigte der Elferrat eine synchrone Choreo. Gottschalk übernahm von Dr. Joachim Wüst, der die „ARD“-Fernsehsitzung 17 Jahre lang leitete.

Zum ersten Mal thronte Gottschallk, der auch schon Prinz im Kölner Dreigestirn war, ganz oben über dem jecken Volk. Im Saal ein gutgelaunter Dino Massi, der Präsident der Prinzen-Garde Köln. Auch der Präsident des Festkomitees Christoph Kuckelkorn war nach dem Tod seines Vaters Fro T. Kuckelkorn und nach dessen Beerdigung wieder im Gürzenich zu sehen. Im Saal zudem der Nestor des Festkomitees Alexander von Chiari oder Rosenmontagszugleiter und Viktoria-Präsident Holger Kirsch.

Der Saal voller bunter Jeckinnen und Jecken, ob als grüne Zwerge, Steam Punks oder Kölschgläser verkleidet. Ja. Kölsch als Stoffkostümpersiflage. Da freute sich Standard-Stangen-Kostüm neben maßgeschneiderter Edel-Lappenclown mit Kappe und rückenfreier Indianerin. Es sind erstaunlich viele Indianerkostüme noch in den Sälen zu finden.

Jörg Runge mit Leerstellen-Rede bei der Aufzeichnung der „ARD“-Fernsehsitzung „Karneval in Köln 2024“ am 31. Januar 2024.

Lachflash

Los ging das Programm der 1. „ARD“-Fernsehsitzung mit dem Treuen Husar. Dem Traditionskorps, aus dem das diesjährige Dreigestirn stammt. Jörg Runge als Tuppes vum Land brillierte mit einer Rede mit Leerstellen. Die Leerstellen – ok, sie sind nicht zu schwer auszufüllen – ließ das Publikum erfolgreich quizzen und partizipieren. So macht man das in 2024. Mitmach-Spaß für Alle. Ab und an glitt das Manuskript in eine gute Laune-Moral-Reimrede ab, die das Publikum aber frenetisch goutierte. Vor allem als Runge das Ehrenamt in seinem Vortrag in den 28. jecken Himmel lobte, da feierten sich die anwesenden Karnevalisten natürlich gleich selbst ekstatisch mit. Cooler Moove des Tuppes, der das Sitzungspublikum und deren Vorlieben aus dem FF kennt. Die der klassisch konservativen Mobilität anhängenden Jecken durften sich so über den Jokus rund um die Parkplatzsuche in Nippes erfreuen. Bei manch einem löste schon alleine die Wort-Kombination Parkplatz + Nippes einen Lachflash aus. Runge sorgte so für einen gelungenen Start in die Sitzung.

Die Klüngelköpp bei der Aufzeichnung der „ARD“-Fernsehsitzung am 31. Januar 2024 im Kölner Gürzenich

Kölschpop beliebt

Mit dem leichten Kölschpop der Klüngelköpp erhöhte sich die Betriebstemperatur im Saal. Wissenschaftlich ließe sich das sicher nicht beweisen, aber die Gläser wurden voller gefüllt je mehr Beats das Publikum in Schwung brachten. Teilweise rumorten diese Beats wie ein schweres Gewitter in den Saal und manch einer mag sich gefragt haben, ob er noch im Gürzenich oder schon im Techno-Club ist, so bebte das leicht bassig übersteuerte Parkett. Aber die leichten Schlagertexte der Klüngelköpp mildern das ab, denn immerhin rappen die Jungs nicht, sondern sind mit viel Herz, Sternen, Schmalz und Refrain unterwegs. Gibt es mittlerweile Songs, die nur noch aus Refrain und Schalahlahlahalala bestehen, fragt sich der kritischere Zuhörer? Aber lassen wir den Dom in Köln: Wenn´s ankommt. Und das tat es.  Allerdings fragt man sich, ob das Festordnende Komitee, immerhin verantwortlich für die Show, nicht mal einen ordentlichen Videowall-Designer beauftragten sollte. Denn die abgefilmte und sich drehende Diskokugel auf der Videowall mag zwar die Boomerherzen wie ein Betablocker bei zu heftigen Beats beruhigen, aber gestalterisch ist das ein kultureller Sündenfall der Extraklasse. Escht grausig.

Jürgen Beckers im Redner-Kochtopf, genannt Bütt, bei der Aufzeichnung der „ARD“-Fernsehsitzung am 31. Januar 2024 im Kölner Gürzenich

Boomer mit Boomerscherzen über Boomern*

Jürgen Beckers ist nicht nur Hausmann sondern Parade-Boomer und da muss er einen Boomerscherz nach dem anderen in den Saal zirkeln. Das gibt der Mann auch noch zu, wenn er oben aus der Bütt mitteilt, dass er in dem Jahr geboren wurde, in dem die meisten Menschen in Deutschland geboren wurden. Er verrät nicht wie viele, report-K spoilert: Es waren 1,3 Millionen kleine Schreihälse, die 1964, den ersten Atemzug taten. Davon war – ausgehend, dass sich 1.300 Menschen im Saal befanden – 0,1 Prozent im Saal. Das ist natürlich an der Realität völlig vorbeigerechnet, aber da die Boomerschenkelklopfer des Hausmanns so gut ankamen, darf man sich das einfach mal so schönrechnen.

Die werden dieses Jahr alle 60 Jahre alt. Da darf sich das Konditorenhandwerk schon mal auf viel Buttercremetorten freuen, die es ausliefern kann. Und des Hausmanns Scherzkiste: Frau basht Mann, Mann basht Frau, ein wenig Sex geht immer und der Hund darf nicht fehlen und überhaupt sind alle doof, die nicht aus der Bütt dozieren. Penaten-Creme, Eierlikör, Thermomix und nen Appelkorn dürfen da nicht fehlen. Da schreit das Klischee Helau – oh pardon Alaaf. Der Saal mags. Mag am Durchschnittsalter des Publikums liegen, das gerade in die Säle stürmt und diese zum Platzen bringt. Das ist der Teil der Boomers, die sich und ihre Jugend wiederhören will, oder warum hört man sonst WDR 4? Sie glauben das nicht? Was glauben Sie was passiert, wenn Hausmann Beckers den Song „Tür an Tür“ mit Alice von Howard Carpendale im Gürzenich im Jahr 2024 anstimmt. Da können alle im Saal mitsingen. Da fragt sich der geneigte Außenstehende: Ja, ist denn hier Boomer-Karaoke? Nein, denn auf der Videowall ist der Text nicht eingeblendet. Sie kennen den Refrain nicht? Hier ist der Boomerkaraoke-Service: „Ich weiß nicht wo sie hingeht, woran es liegen kann –
Sie hat wohl ihre Gründe und es geht mich auch nichts an – Doch seit ewiger Zeit leb ich Tür an Tür mit Alice“…

Paveier kochen den Saal über den Siedepunkt bei der Aufzeichnung der „ARD“-Fernsehsitzung auf.

Paveier und die Stühle im Gürzenich

Aber dann: Paveier. Da sind die süßen grünen Zwerge mit den roten Mützen aber mal ganz schnell auf den Stühlen des Gürzenichs. „Leev Marie“ und eine Nacht, was sonst oder doch nicht… Das liebt das Publikum der „ARD“-Fernsehsitzung und die Kameradrohne surrt mit Schallgeschwindigkeit durch den Gürzenich, um all die coolen Perspektiven einzufangen, wenn das jecke Publikum gesittet ausrastet. Jetzt sind die Weißweingläser voll bis oben, na dann prost. Die Sitzungs-Party ist schon jetzt, eine Nummer vor der Pause, auf dem Höhepunkt angekommen. Bei den Paveiern kocht die Stimmung auf den Siedepunkt und spätestens jetzt dürfte sich die Mehrzahl denken: Das wird ein geiler Abend.

Auf die Stühle fertig: Paveier spielen „Leev Marie“. Auf der „ARD“-Fernsehsitzung im Kölner Gürzenich am 31. Januar 2024.

Der Spaßdampfer des Festkomitees sticht in der zweiten Abteilung in die jecke See mit der Tanzgruppe Kölsche Greesberger, Volker Weininger, Bläck Fööss, dem Kölner Dreigestirn und Kasalla.

Na mal sehen, wer und welche Gruppe es am Ende des Zusammenschnitts in die Sendung schafft. Karneval in Köln. Stimmung gut, Saal voll, wenn auch nur für eine Nacht. Oder war das mit „Leev Marie“ und dem Mann anders. Am heutigen 1. Februar 2024 wird eine weitere Sitzung aufgezeichnet.

Wer braucht eigentlich noch lineares TV?

Die aufgezeichnete und geschnittene Fassung der Sitzung gibt es am Rosenmontag, 12. Februar 2024 auf die Augen, wer an diesem Tag im linearen Fernsehen um 20.15 Uhr den Kanal „ARD“ wählt.