Berlin | aktualisiert | Der Bahn-Aufsichtsrat will „Stuttgart 21“ nicht aufgeben: Trotz drastischer Kostensteigerungen soll das umstrittene Bahnprojekt weitergebaut werden. Auf seiner Sondersitzung am Dienstag stimmte der Aufsichtsrat mehrheitlich für einen Weiterbau. Nach letzten Berechnungen soll der unterirdische Bahnhof nun bis zu 6,5 Milliarden Euro kosten und damit etwa zwei Milliarden Euro mehr als geplant. Die Grüne Künast will das Projekt zum Wahlkampfthema machen und die Kritiker werfen der Bahn vor mit übertriebenen Ausstiegskosten zu argumentieren.

Das Projekt ist seit Jahren umstritten. Am Protest gegen „Stuttgart 21“ beteiligten sich zehntausende Menschen. Bei einer Volksabstimmung am 27. November 2011 wurde ein Ausstieg des Landes aus dem Projekt mit 58,9 Prozent mehrheitlich abgelehnt. Die Gegner kämpfen dennoch weiter erbittert gegen „Stuttgart 21“.

Künast will „Stuttgart 21“ zum Wahlkampfthema machen

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast, hat angekündigt, die Bundestagswahlen zur erneuten Abstimmung über Stuttgart 21 zu machen. „Natürlich wird Stuttgart 21 ein Wahlkampfthema, denn das bewegt die Menschen im ganzen Land. Frau Merkel hat ja schon mal eine Wahl zur Abstimmung über Stuttgart 21 erklärt – und verloren. Und die Aufsichtsräte, die heute weitere Milliarden für den Weiterbau abgenickt haben, müssen wissen, dass erst nach der Bundestagswahl über ihre Entlastung entschieden wird“, sagte Künast der „Bild-Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe). Die Grünen-Chefin zeigte sich überzeugt, dass der umstrittene Tiefbahnhof der Regierung Stimmen kosten werde. „Überall in Deutschland gibt es marode Straßen, Staus, verspätete Züge – das nervt die Menschen“, so Künast.

„Wer wie Frau Merkel unterirdische Bahnhöfe baut, statt echte Probleme zu lösen bekommt dafür die Quittung. Das war nicht das letzte Mal, dass wir über Stuttgart 21 hören.“ Jetzt über Alternativen und die wahren Kosten zu sprechen, wäre besser.

Stuttgart-21-Kritiker: Bahn übertreibt bei Ausstiegskosten

Die Deutsche Bahn übertreibt einem Stuttgart-21-Kritiker zufolge bei den Ausstiegskosten aus dem Bau-Projekt. Der Bahnhof sei noch kein Milliardengrab, aber er drohe es zu werden, sagte der Verkehrsberater und Stuttgart 21-Gegner, Karlheinz Rößler, im Interview beim „Deutschlandfunk“. „So wie die DB bei den Baukosten-Prognosen-Kalkulationen bislang immer geschönt hat, übertreibt sie bei den Ausstiegskosten in die andere Richtung.“

Die finanziellen Verluste, hätten bereits viele Experten, wie die „Ingenieure 22“, aufgeschlüsselt und sie seien verschmerzbar. Der rot-grünen Landesregierung wirft Rößler vor, wichtige Zahlen vor dem Volksentscheid verschwiegen zu haben. Eine Studie seiner Firma belege, dass der neue Bahnhof nur 32 ankommende Züge verkraften könne, während der heutige ankommende 56 Zügen aufnehmen könne.

Autor: dts